Das Beste von gestern (Lektüre) und letzte Woche (Glotze)

Hierzulande wollen es die Herrschenden nicht wahrhaben, aber es ist wahr, was der bald 80-jährige Tom Engelhardt/TomDispatch/overton schreibt: US-Präsidentschaftswahlkampf: Die Welt des alten Mannes – Überbleibsel des amerikanischen Jahrhunderts: Die beiden alten Kauze bieten ein verblüffendes Bild des Niedergangs und Falls der Vereinigten Staaten.”

Meine Überschrift ist Engelhardts Text entnommen. Sie veranlasst mich zu der Ergänzung für deutsche Bundesbürger*innen, dass die Mehrheit der Attentäter von 9/11 saudische Staatsbürger waren. Der “Krieg gegen den Terror” wurde jedoch gegen andere Staaten geführt; Saudi-Arabien wurde und wird dagegen im real existierenden Kapitalismus weiterhin als “Stabilitätsfaktor” gepriesen – und zwar sowohl vom US-, als auch vom chinesischen (oder russischen oder israelischen) Turbokapitalismus. Warum wohl? Fragen Sie die Fifa!

Ebenso wahr sind die einfachen Einsichten zum Niedergang der deutschen Ökonomie wahr, die der 68-jährige WAZ-Pensionär Lutz Heuken/Blog der Republik aufgeschrieben hat: Die Entdeckung der Faulheit – Die deutsche Wirtschaft dümpelt seit geraumer Zeit vor sich hin. Einer der Hauptgründe: Überall fehlen Arbeitskräfte. Die neoliberale FDP und auch Teile von CDU und CSU glauben nun, die wahre Ursache dafür entdeckt zu haben: Die Deutschen sind einfach zu faul. Diese Analyse ist: elitär, arrogant und zynisch. Und zudem: ökonomischer Unsinn.”

Das Gleiche gilt für die Ausführungen Heribert Prantls am vorigen Montag im NDR/DAS: “Heribert Prantl prägt seit Jahrzehnten die Presselandschaft in Deutschland. In seinen zahlreichen Artikeln und Büchern setzt sich der frühere Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und Jurist kritisch mit aktuellen Themen des Zeitgeschehens auseinander. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt der Publizist in seinem Buch ‘Den Frieden gewinnnen – Die Gewalt verlernen’ jetzt die Frage: Reden wir zu viel über Krieg und zu wenig über Frieden? Auf dem Roten Sofa erläutert Heribert Prantl seine Sicht der Dinge.” Verfügbar bis 22.7.

Und ein besonders wertvolles inhaltliches Zückerchen war vorigen Montag diese Arte-Reportage: Re: Psychologie für Polizisten – Seit rund 20 Jahren versteht man Psychologie in der französischsprachigen Schweiz zusehends als entscheidenden Faktor in der Polizeiarbeit. Der innovative Ansatz bei der Polizistenausbildung, bei dem Ordnungskräfte verständnisvoll auftreten, dekonstruiert gleichzeitig das klassische Berufsbild. Dieses Modell ist einzigartig in Europa.” Verfügbar knapp drei Jahre – mit meiner persönlichen Widmung an alle 17 deutschen Innenminister*innen. Vielleicht sollten die das auch alle persönlich mitmachen, damit sie weniger dumm bleiben. Oder andersherum: solche Fortbildungen benötigt imgrunde der komplette öffentliche Dienst, nicht nur die Polizei.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net