Weihnachten naht. Unsere Religionen sagen uns nicht nur, dass wir ausnahmsweise mal unsere Gotteshäuser besuchen sollen. Bei vielen christlichen könnte es sein, dass sie schon verschlossen und verkauft sind. Womit wir bei Immobilien sind. Wir sollen zum Fest unser Herz öffnen für die Armen und Schwachen: also die Immobilienlobby. Der geht es ganz schlecht.

Das erfahren wir in diesen Tagen aus den Blättern, die ihre Tagesbefehle gewöhnlich veröffentlichen. Bauland ist alle. Die Mieten steigen viel zu langsam. Die Mieter zahlen einfach nicht genug aus ihrem Einkommen fürs Wohnen. Weniger als 40% (im Durchschnitt aller Deutschen! die Mieter allein also ein bisschen mehr). Nur beim Essen und Trinken sind wir noch geiziger (14%). Bei mir ist es anders: fürs Wohnen zahle ich weniger als 20%, weil ich 1999 eine – mittlerweile abbezahlte 2-Zimmer-Wohnung gekauft habe, für Menschen meiner Einkommensklasse ist das heute nicht mehr möglich; fürs Essen in Bioqualität zahle ich dagegen 40%. Ich kann Ihnen sagen: wenns schmeckt, und das täglich mehrmals, haben sie den Großteil von Lebensqualität schon im Sack!

Die Immobilienlobby hats schwerer. Was sie verkauft können wir weder essen noch trinken. Gut viele Hektarmillionen, die Investmentfonds in der Agrarindustrie bereits erworben haben, liessen sich noch in Bauerwartungsland-Milliarden verwandeln. Das Lobbyforschungsinstitut Empirica zeigt immer wieder vollen Einsatz für diese edle Aufgabe. Wenn nur der Ärger mit Umweltorganisationen und Nachbarschaften nicht wäre.

Wie siehts denn da in Ländern ohne störende Demokratie aus? Herrjeh, selbst in der Türkei bekommt die Baumafia jetzt Schwierigkeiten. Obwohl der Staatspräsident seine schützende Hand über sie hält. Gehalten hat. Doch wie lange noch? Und was kommt danach?
Wie schön ist es im Vergleich dazu in von Feudalregimen regierten arabischen Ländern. Nicht nur solvente Auftraggeber, zur Not werden sie in Luxushotels zur Kasse bestellt, sondern vor allem: gehorsame Arbeiter. Bevor die sich in Gewerkschaften organisieren und freche Forderungen stellen, werden sie krank, schämen sich dafür und bringen sich dann selbst um. Nur um niemandem zur Last zu fallen. Man hört immer Verschwörungstheorien, dass es das in deutschen Altenheimen auch geben soll, aber imgrunde wäre das doch für den Kapitalismus die ideale Gesellschaft. Oder wie soll der sonst funktionieren?
Nur zur Erinnerung: das Grundgesetz schreibt das als Wirtschaftsform nicht vor, vor allem nicht für Grund und Boden.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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