Um es vorwegzunehmen: in den globalen geschäftlichen Konflikten des Weltfußballs gibt es für mich keine “Guten”. Und ob jemand der Beteiligten ein “kleineres Übel” ist, ist für mich eine weit offene Frage.
Offenbar ist es nun so, das die USA, die für ihre Rechtsprechung schon lange vor TTIP immer einen globalen Anspruch erhoben haben,sich unter der aktuellen Obama-Administration entschlossen haben, gegen die Fifa-Mafia-Familie aggressiv vorzugehen. Die US-Justizministerin absolviert zu diesem Zweck sogar persönlich PR-Termine in der Schweiz.
Im Bündnis mit den USA agiert die konkurrierende Uefa-Mafia-Familie, wobei nicht wirklich erkennbar ist, ob und wer hier das strategische Steuer führt. Nicht zuletzt, weil es in dieser Familie auch erhebliche Uneinigkeit und Konkurrenzen gibt. Eine Konkurrenz ist die zwischen nationalen Fußballverbänden versus den Großvereinen, die sich bereits als globale Marke etabliert haben, und die versucht sein könnten, den Goldesel “Champions League” selbst zu reiten.
Die Uefa agiert in der Fifa, wie es einst die europäischen Imperialisten getan haben: “Ich Chef, Du machen, was ich sagen.” Das wird nicht erfolgreich sein. Die Fifa wird über kurz oder lang darunter zusammenbrechen, weil die Uefa ökonomisch klar die mächtigste Kraft ist, aber mit ihrer Strategie und Mentalität niemals in der Lage sein wird, Mehrheiten zu organisieren. Da ist Boss Blatter ihr klar überlegen.
Blatters Freunde werden ihn über kurz oder lang an die USA opfern müssen. Dann stellt sich für sie die Frage, ob sie in der Lage sein werden, eine alternative Kraft zum Umsatzmilliarden-Monster Uefa zu schaffen. Ihr Vorteil: sie verfügen über eine klare Mehrheit junger Fußballtalente. Sie müssten nur in der Lage sein, sie vor Abwerbung zu schützen und ihnen von Europa unabhängige hochklassige Wettbewerbe und Erwerbsmöglichkeiten anzubieten. Die Kontinentalmeisterschaften und Cup-Wettbewerbe in Südamerika, Afrika und Asien gibt es bereits. Die entsprechenden Märkte wären auch groß genug.
Das Problem von Blatters Freunden ist allerdings, dass sie nicht moderne Kapitalisten, sondern mehrheitlich aus der Zeit gefallene Feudalherren sind, denen ihre Jugendlichen, ihre Gesellschaften und damit ihre Fußballbasis bereits über den Kopf gewachsen ist. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es der Fußball-Globetrotter Didier Drogba mit seiner Nationalmannschaft war, der 2006 in der Cote d’Ivoire einen Waffenstillstand vermitteln musste, weil die Gangster an der Spitze der nationalen Politik dazu nicht mehr in der Lage waren. Die Korruption ist die eigentliche Machtbasis der Kolonialherren. Es sind die arabischen Golfstaaten, die dieses System finanziell in Betrieb halten, und auch gleich das damit verbundene Strippenziehen übernehmen. Längst haben sie auch Brückenköpfe in Europa errichtet (ManCity, PSG, Barca, Platini).
Ein mögliches Motiv des aggressiven Vorgehens der USA könnte sein, dass es erforderlich ist, die arabischen Feudaldiktaturen im Syrien-Konflikt an den Verhandlungstisch zu zwingen, und – nach dem Vorbild der USA selbst – zu einer diplomatischen Verständigung mit dem Iran. Mancher mutmaßt ja, dass Obama im Rest seiner Amtszeit noch möglichst viel erledigen will. Qatar jedenfalls ist erpressbar, denn die Fußball-WM 2022 will es sicher nicht verlieren. Zugegeben: eine sehr idealistische Vorstellung.
Kann sich die Uefa darauf verlassen, da heil durchzukommen? Sicher nicht, wenn sich wie derzeit ihre relevanten Teile von arabischen Feudalherren aushalten lassen. Die Revolutionen, die diese Figuren aus der Weltgeschichte entfernen, werden die meisten von uns noch erleben. Ob das, was danach kommt, besser ist ….. schön wärs.
Letzte Kommentare