von Andreas Falkowski
Seit einigen Jahren steht nun fest, dass der Tausendfüßler, also die Autobahn A565 mitten durch Bonn, wie viele andere Brücken in NRW auch, marode ist. Es hieß, spätestens in 10 Jahren, also im Jahr 2022, muss der Betonkolloss abgerissen und neu gebaut werden. Direkt schrien Einzelhandelsverbände und viele Andere auf, weil ihnen klar war, was das für den Verkehr in und rund um Bonn während der bevorstehenden Bauarbeiten bedeuten wird. Doch außer diesem Wehklagen war über Monate und Jahre wenig zu hören. Im laufenden Jahr 2017 wurden dann vom Straßenbetrieb Straßen.NRW insgesamt sage und schreibe 7 Varianten geprüft, kommt am Ende aber zu der glorreichen Entscheidung, dass inzwischen die restliche verbleibende Zeit bis 2022 für 5 der 7 Varianten zu kurz ist, um diese noch zu realisieren. Zwar darf die Stadt Bonn jetzt innerhalb von einem Monat vom Landesbetrieb getrieben aus diesen 2 Varianten einen Wunsch äußern, aber entschieden wird eh am Ende in Berlin beim zuständigen Baulastträger für Bundesautobahnen.
Klar, so ist die Rechtslage und so sind die Zuständigkeiten, und auch klar, Planungen für Infrastrukturmaßnahmen, gerade auch von der öffentlichen Hand, bedürfen sehr langer Zeiträume.
Aber kann und darf es wirklich sein, dass die lange Planungszeit der letzten 5 Jahre beim Straßenbetrieb Straßen.NRW und das im Jahr 2022 oder ggfs. auch schon früher drohende Schwerlastfahrverbot dafür sorgen, dass in Bonn der gleiche hässliche Betonklotz mit all seinen Trennwirkungen in etwa eins zu eins bzw. sogar deutlich breiter wieder aufgebaut wird? Ja, es handelt sich um eine Bundesfernstraße, für die der Bund zuständig ist, aber es geht auch um eine wichtige, wegweisende Entscheidung für den Bonner Städtebau und die Bonner Stadtentwicklung.
Denn der Abriss dieses Kollosses, der sich quer mitten durch Bonn schlängelt, bietet auch eine riesige Chance für unsere Stadt. Ich will jetzt gar nicht die Diskussion anfangen, ob ein solcher Straßenbau in Zeiten eines bevorstehenden autonomen Fahrens und somit drastischer Veränderungen in den Anforderungen an Straßen noch zeitgemäß ist. Vielmehr möchte ich dazu wach rütteln und versuchen die Augen zu öffnen, was dort doch sonst noch alles realisiert werden könnte.
Wenn die Stadt, das Land, der Landesbetrieb Straßen.NRW und der Bund nur mutig genug wären, könnte die Autobahn in Troglage unterirdisch verschwinden und das Bonner Stadtgebiet könnte eine wunderbare grüne Lunge hinzugewinnen. Der lange Schlauch mitten durch Bonn könnte einen schönen Park mit Radschnellweg, reichlich Fußwegen, Bänken, Spielplätzen und Ähnlichem Platz bieten. Sicher gäbe es auch an der einen oder anderen Stelle die Möglichkeit mit Randbebauungen noch zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Und statt bisher mit Blick auf die Betonwände des Tausendfüßlers könnten die neuen Bewohner*innen in einen Parkgürtel mitten in Bonn schauen. Die bisherige Trennwirkung wäre vergessen und die Stadt könnte diesen öffentlichen Raum attraktiv nutzen und mit Lebensqualität füllen. Viele andere Städte weltweit haben solche Chancen bereits genutzt und vorgemacht, wie eine solche Autobahn-Verlegung unter Tage für Platz zum Leben für die Menschen in der Stadt sinnvoll genutzt werden kann.
Doch das, was da jetzt vom Landesbetrieb Straßen.NRW als Friss-oder-Stirb-Lösung präsentiert wird, sorgt lediglich dafür, dass Bonn auch die nächsten 50 Jahre weiterhin von Betonsäulen, Beton-Mauern und einem darunter liegenden toten öffentlichen Raum durchzogen wird.
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