Es wäre eine Sensation, wenn es das in einem Unternehmen mit mehreren tausend Beschäftigten nicht gäbe: auch der WDR hat seine betriebseigene #metoo-Debatte. Ein nicht namentlich genannter Auslandskorrespondent hat sich bei Übergriffigkeiten gegenüber einer Praktikantin erwischen lassen, bzw.: die Dame hat sich gewehrt. Gratulation zu ihrem Mut. Medien sind geil auf “was mit Sex in Medien”, so lange es nicht der eigene Laden ist. Also ist Spiegel-online sehr interessiert. WDR-Chefredakteurin Sonia Mikich traute sich zu einem Interview, blieb also nicht in Deckung. Nach meinem Eindruck sind ihre Ausführungen tadellos. Wie sie sich in ihrem alltäglichen Führungsverhalten im Sender wiederfinden, ist mir nicht bekannt.
Sicher bin ich, dass sie Ähnliches in jüngeren Jahren und auf weit tieferen Hierarchiestufen selbst erlebt hat. Viele mit vergleichbarem Karriereweg verführt das zu der matriarchalisch-stutenbissigen Mentalität: warum wehren sich die Mädels nicht so, wie ich es erfolgreich getan habe? In dem Interview erkenne ich eine solche Mentalität bei Mikich nicht, weit verbreitet ist sie aber, und schwächt die erforderliche Solidarität. Auch dagegen ist die #metoo-Debatte nützlich.
Mir selbst sind in weiter zurückliegenden Jahren (90er und 00er Jahre) zwei sachlich skandalöse Vorgänge im WDR zu Ohren gekommen. Ein hoch angesiedelter Angestellter wurde beim Vögeln mit einer Untergebenen in seinem Büro erwischt. Er wurde auf einen Auslandskorrespondentenposten (sic!) versetzt. In einem weiteren Fall wusste eine mit mir befreundete Redakteurin nicht weiter, wie sie sich gegen ihren alkoholabhängigen unmittelbaren Vorgesetzten zur Wehr setzen sollte. Die Alkoholabhängigkeit dieses Mannes mit Führungsverantwortung, der es nicht mehr weit bis zum Ruhestand hatte, war der Hausleitung bekannt, kein Geheimnis. Ich konnte ihr durch Kontaktvermittlung zu einer andernorts arbeitenden Beraterin in Sachen Alkoholsucht helfen, die ihr einige praxistaugliche Ratschläge für eine durchsetzungsfähige Abwehrstrategie geben konnte. Damals jedenfalls, in den 90ern, hatte die WDR-Unternehmenskultur da noch viel Luft nach oben.
And now something completely different.
Ein Land, aus dem wir im deutschsprachigen Raum so gut wie nie etwas erfahren, ist Pakistan. Gilbert Kolonko, für diverse linke Publikationen schreibend, beschreibt auf telepolis die soziokulturellen Alltagsprobleme, mit denen sich China bei seiner “Seidenstrassen”-Strategie in Pakistan herumschlagen muss. Wie so oft: Risiken und Chancen.
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