Horst Schnoor, Uwe Seeler, Dieter Seeler, Gert Dörfel hatte ich in meinem ersten Fußballalbum 1964/65. Sie erspielten einen sicheren Mittelplatz. Mit dem Meisterschaftsrennen zwischen Werder Bremen (mit Bernard, Höttges, Piontek, Schütz, Klöckner, Matischak u.a.) und dem 1. FC Köln (Hans Schäfer in seiner letzten Saison, im Tor Ewert oder der legendäre echte in Bonn 1938 geborene Toni Schumacher) hatte er nichts zu tun. Klaus Stürmer, den ich nur aus dem Radio kannte, hatte schon aufgehört.
Anfang der 80er hörte ich nach durchgewachten Nächten einer VDS-Mitgliederversammlung (VDS waren die Vereinigten Deutschen Studentenschaften) in Hamburg im Gästebett eines befreundeten Hamburger Jusos im NDR-Radio eins der Spitzenduelle zwischen dem HSV und dem Fußballkonzern aus dem süddeutschen Raum. Reporter muss Kurt Emmerich gewesen sein. Damals glaubten wir Fans, das werde das “ewige” Duell der Zukunft. Wir wussten noch zu wenig über die Schnelllebigkeit unserer Zeit.
Die Kollegen, die den Abstieg des HSV vom Europapokal-der-Meister-Sieger bis heute nachzeichnen, haben zur Uwe-Seeler-Zeit noch nicht gelebt (bei Länderspielen wurde von den Fans nie “Deutschland” sondern immer “Uwe” gerufen!). Rene Hamann nicht, und Daniel Jovanov auch nicht. Letzterer zeichnet aber detailgenau und sachkundig nach, wie es im Fußballbusiness von heute so weit kommen konnte – von Bernd Hoffmann zu Bernd Hoffmann.
Als ich mich danach den aktuellen BVB-Nachrichten zuwandte, wurde es etwas blümerant. Scheinmutig wird BVB-Manager Zorc zitiert, mit einem vergiftenden Geständnis: “natürlich haben wir Fehler gemacht”, wenn wir den nichtsnutzigen, unfähigen (das sagt er so natürlich nicht, aber das denken dann alle) Trainer “schon vor Weihnachten” rausschmeissen “mussten”. Dieser Umgang mit Menschen, mit denen er doch mal vorgab zusammenzuarbeiten, sie so vor der Presse an die Laterne zu hängen, das dürfte der Kern der BVB-Krise sein – in einer Mannschaftssportart, die ohne Solidarität nicht funktioniert. Spätestens mit der missratenen Traumabearbeitung nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus hat das BVB-Management die Grenzen seiner Fähigkeiten der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Eine Besserung ist seitdem nicht zu erkennen. Im Gegenteil. Während Lucien Favre mit dem OGC Nizza um die letzte Chance kämpft, die Mannschaft für die Europa-League zu qualifizieren, werden die Details über angebliche Verhandlungen mit dem BVB breit in der hiesigen Presse durchgestochen. Manche melden sogar, er werde Mario Balotelli gleich mitbringen; Favre ist der Erste, dem es Galen ihn zu trainieren und in ein Team einzufügen. Als wenn die in Frankreich noch kein Internet hätten. Was muss Favre wohl denken, auf was er sich da einlässt? Wenn die Story überhaupt stimmt. Selbst wenn sie nicht stimmt, zeigt sie die große Not der BVB-Führung – wenn sie auf so unseriöse PR-Hektik angewiesen ist.
Lucien kommt in meinem Gladbacher-Fan-Gedächtnis als Trainer gleich nach Hennes und Jupp, noch vor Bernd Krauss und auf gleicher Höhe mit Hans Meyer. Und wie alle, die weggegangen sind (Hans Meyer nicht, der ist jetzt im Vorstand), wird er sich angesichts seiner Gegenwart an die damalige Zeit zurücksehnen.
Letzte Kommentare