Vorweg: es trifft Richtige. Aber der europäische Fußballdachverband Uefa ist weit davon entfernt, nun einen Kreuzzug für sportliche Gerechtigkeit zu starten. In Wahrheit gibt es einen Machtkampf um die grössten Stücke am globalen Fußballbusiness. Wenn Sie so wollen: wer hat den “Längsten”? Altertümliche Männergesellschaften, wie arabische Feudalsysteme oder globale Fußballverbände, verfügen nicht über Schlüsselqualifikationen, wie Verhandlungskompetenz und Kompromissfähigkeit. Sie bieten der Öffentlichkeit heute im wahren Leben das, wofür mann in früheren Zeiten Kinos mit Sandalenfilmen aufsuchen musste.
Thomas Kistner/SZ, einer der wenigen Kenner dieser Szenerie, schlägt sich zwar persönlich auf die Seite der Uefa, zeichnet das Gesamtbild aber informativ und realistisch. Es geht gegen die arabische Seilschaft, die sich hinter Fifa-Boss Infantino (nur notdürftig) verborgen hält. Infantino wollte schon die von Katar bereits gekaufte Fußball-WM auf die arabischen Nachbarländer ausdehnen. Ebenso wollte er die Folge-WM schon an ein anonymes Investorenkonsortium verkaufen. Erst war es von der japanischen Softbank zusammengestellt; den zweiten Versuch koordiniert der deutsche Finanzhai mit Sitz in Luxemburg Alexander Dibelius.
Parallel wird in Saudi-Arabien ein privater Piratensender betrieben, der von Katar “ehrlich” bezahlte TV-Rechte der Uefa klaut und weiterverbreitet. Das finden die Zaren der Champions League gar nicht lustig. Darum ist ManCity als Eigentum von Abu Dhabi gerade das richtige Objekt für eine Revanche, die sich gewaschen hat.
Dabei hat sich PSG, der morgige Champions-League-Gegner des BVB, durch und durch identischer Verbrechen am Sport schuldig gemacht. Wird aber nicht behelligt, weil es sich, wie Kistner richtig beschreibt, in der Uefa besser “vernetzt”, und so möchte ich ergänzen, nebenbei die französische Politik inkl. Staatspräsidenten (mindestens einen ehemaligen) gekauft hat. PSGs Katar wünscht weniger Konfrontation mit dem Iran, weil es sich mit dem ein für sich selbst ökonomisch lebenswichtiges Gasfeld friedlich teilen muss. Es unterstützt die reaktionäre Muslimbruderschaft, gemeinsam mit Recep T. Erdogan, die von anderen arabischen Feudalherren als zu demokratisch gefürchtet wird. In allen Kriegen (Syrien, Jemen, Libyen) der Umgebung verfolgt mann konkurrierende Interessen – imgrunde, so bedauerlich es ist, das festzustellen, wie die EU-Mitglieder.
Der Kreuzzug der Uefa gegen ManCity ist also nur ein kleiner Waffengang in einem viel grösseren und viel gefährlicheren Spiel.

WM-Titel 1974 an Holland

Wenn sie ManCity alte britische Meistertitel aberkennen wollen, kann die Fifa gleich bei der WM 1974 weitermachen. Wie Arnd Zeigler mit den wissenschaftlichen Methoden des Kölner Kellers gestern nachwies (in der Internetausgabe rausgekürzt, der DFB ist halt überall, auch im WDR!), hätte der deutsche Mannschaftskapitän von 1974 Franz Beckenbauer, gegen den schon zahlreiche Verfahren wegen der “Sommermärchen-Affäre” 2006 anhängig sind, im WM-Finale vom Platz gestellt werden müssen. Er hatte sich exakt identischer Vergehen – allerdings mit abweichender Hautfarbe – schuldig gemacht (hier ab Minute 1:30, ca. 5-10 Sekunden), für die jüngst Alassane Pléa (Borussia Mönchengladbach) vom Platz flog. Das erfordert gemäss Videobeweis unzweifelhaft eine Korrektur der Titelvergabe von 1974.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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