Beueler-Extradienst

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Für dieses Foto müsste ich austreten

Vor mehr als 17 Jahren hatte die sogenannte Zeitung “Bild” schon jegliche Satisfaktionsfähigkeit verloren. Sie war nicht nur moralisch verkommen, journalistischer Dreck, sondern auch publizistisch weitgehend irrelevant geworden. Und das im ja auch recht verkommenen deutschen Medienkapitalismus. Der letzte Rest, der ihr bis heute verblieben ist, ist die Selbstreferentialität des Berliner Hauptstadtbetriebes. Gut, bzw. schlecht: mann war ja gewöhnt, dass die Grosse Koalition aus CDU und SPD immer noch mit denen im Bunde war, und mann sich gegenseitig ranschleimte. Nun aber macht die Spitze der Partei, der ich angehöre, das Gleiche.
Für mich ist damit eine Geschmacksgrenze überschritten. Nicht nur das. Es ist auch eine Grenze der politischen Erträglichkeit. Es ist noch nicht einmal mit Opportunismus zu rechtfertigen. Was zieht also Frau Baerbock und Herrn Habeck in diesen Unflat (Video ab Min. 18:40)? Die “armen Kinder”? Nein, so doof sind die nicht.
Darum meine persönliche Erklärung: ich verurteile meine Partei zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. In diesen zwei Jahren gebe ich ihr die Chance in dieser Republik wichtige Angelegenheiten zum Besseren zu wenden: aus den Gebieten Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit sowie Frieden und Abrüstung würde mir schon eins genügen, in dem sie Fortschritte erzielen müsste. Denn eine bessere Bundesregierung war ja nicht im Angebot. Ich kenne zu viele zahlreiche, kluge und intelligente Menschen, die – vor allem hier in Bonn – in dieser Partei engagiert sind und gute Arbeit machen; mit vielen von ihnen bin ich persönlich befreundet. Das dürfen Baerbock und Habeck nicht einfach mit ihrem Arsch auf einer Springerparty einreissen. Allerdings: die Macht dazu hätten sie. Darum: zur Bewährung. Wenn die so weitermachen, bin ich weg.
Woanders is auch sch ….. limmer
Christiane Heil/FAS berichtete Sonntag, erst seit heute online, aus dem Strafverfahren gegen Ghislaine Maxwell. Den logischen Widerspruch, wie Maxwell “auf ihrem Anwesen … untergetaucht” gewesen sein soll, klärt Frau Heil nicht auf, sondern reproduziert ihn – immerhin so, dass jede*r Leser*in ihn bemerkt. Ansonsten bestätigt sie leider, was ich schon befürchtete: das Verfahren soll mehr verbergen als offenlegen. Alles andere wäre auch überraschend.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

6 Kommentare

  1. w.nissing

    pardon… nicht Springerparty, Swingerparty, die gehen mit fast jedem/er ins Bett. Das werden 2 harte Jahre 🙂
    freundlichst

  2. Heiner Jüttner

    Es gab schon viele Günde zum Austritt. Ich habe den Kosovokrieg genutzt.

    • Martin Böttger

      Parteien sind in sich widersprüchliche, heterogene Organisationsformen. Ich bin für Prozessdenken und will schematisches “Wenn-dann” vermeiden. Sowohl die Partei als auch die Koalition sollen von mir als Mitglied und Wähler eine faire Chance bekommen. Ich weiss keine Bessere. Und bin – andererseits – in dem Alter, in dem Zeit immer knapper wird, vor allem für die Zumutungen.

    • Helmut Lorscheid

      Heiner, ich auch

  3. Stefan Overkamp

    Ich schließe mich der Bewährungsstrafe (-probe) an. Mit dem Durchwinken der E-Auto-Förderung (auch für Plugin Hybride) bis 2023 wurde allerdings wieder ein Jahr für den Klimaschutz vertendelt. Das wird eng. Ich denke 2024 wird man bilanzieren können, wie sie gescheitert ist. So viel Zeit habe ich noch.

  4. Helmut Lorscheid

    ich bleibe dabei, beide also Anna-Robert Baerbeck sind rechts, militaristisch und einfach doof.
    ich habe sie beide nicht gewählt und bin stolz darauf.

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