Zu Kriegstreibern gestern und heute und der Wahl, die wir haben – In Erinnerung an John Pilger, dessen Stimme auf immer verstummte.

Zum Weihnachtsfest bekam ich einen Druck geschenkt: Man kann nicht wählen, wann und wie man stirbt, steht darauf. Aber man kann wählen, wie man leben will. Wie alles, das knapp gesagt daherkommt, stimmt es nicht in dieser Absolutheit. Es ist eine Frage der Herzensbildung, der eigenen geistigen Möglichkeiten, aber auch der materiellen Verhältnisse, die die eigene Lebenswirklichkeit bilden. Wer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Unglück hatte, in Las Hurdas, einer bitterarmen spanischen Region, in der der Hunger, Inzucht und Krankheit regierten, geboren worden zu sein, brauchte einen Luis Bunuel, der die entsetzlichen menschlichen Zustände dokumentierte und in die Welt trug. Und er brauchte Menschen, die das sehen und sich nicht damit abfinden wollten. Wer den Film „Land ohne Brot“ gesehen hat, kann ihn nicht mehr vergessen.

Am 1. Januar las ich in einer Kolumne von Prantl über dessen Großmutter, eine Frau, die 14 Kinder zur Welt brachte. Die nahm den Jahresbeginn immer zum Anlass, darüber nachzudenken, wer gegangen war aus der Welt und wer hinzugekommen. Ihr Enkel hat sie in Erinnerung gerufen und so eine Sehnsucht in den Raum gestellt: Wer hätte nicht gerne mit einem solchen Menschen Zeit geteilt?

Ende vergangenen Jahres starb John Pilger, Journalist und Filmemacher, ein Mensch, der die Kraft hatte und die Möglichkeit, nicht nur seine Familie zu beglücken, sondern eine Öffentlichkeit zu finden. Hochaktuell bleibt etwa sein Film „The coming war on China“. Pilger war nie Mainstream. Er war immer besser als das, politisch unbequem und künstlerisch brillant. Sein letzter Artikel in Consortium News titelte: „Wir sind Spartakus“.

Die Plattform, geschaffen von einem anderen Großen seines Fachs, Robert Parry, war ein guter Ort für einen letzten Paukenschlag. In der Zusammenfassung zum Artikel steht: „Es kann keine Demokratie und (gleichzeitig) Kolonialkrieg geben; die eine strebt nach Anstand, der andere nach Faschismus. Mittlerweile sind einst willkommene Außenseiter Ketzer im Untergrund des Journalismus inmitten einer Landschaft verlogener Konformität.“

Pilger begann mit einer Erinnerung an einen der „Hollywood 10“, James Dalton Trumbo, der zu den geächteten US-Amerikanern gehörte, denen Ende der 40er Jahre „unamerikanische Umtriebe“ vorgeworfen wurden – aufgrund ihrer politischen Haltung. Sie waren „rote Socken“, Kommunisten, und standen im Verdacht, die „Fünfte Kolonne“ Moskaus zu sein. Sie wurden ins Gefängnis gesteckt, trotz des Grundrechts auf Meinungsfreiheit, oder konnten nur heimlich arbeiten. Trumbo schuf unter anderem das Drehbuch zum Film „Spartakus“. Später hat Hollywood in einigen Filmen jenen politisch Verfolgten ein Denkmal gesetzt, wie zum Beispiel in „Jene Jahre in Hollywood“. Zwei aus verschiedenen Welten stammende Liebende treffen ihre politische Wahl. Die Sympathie der Filmschöpfer ist eindeutig verteilt: Es ist das gerade Rückgrat, die Wahl der Streisand, und nicht das jämmerliche Abducken, das Redford repräsentierte. Und doch erzählte der Film auch von einer großen Tragödie: Wie Menschen gebrochen werden können, und dass auch Liebe nicht alles vermag.

Ein Film über Trumbo führte 2008 zu einem wütenden Artikel, der den Vorwurf machte, dass Hollywood immer noch den hochroten Trumbo liebe. In diesem Artikel stand, dass der Autor das Archiv zu Trumbo durchgekämmt habe: “Yet I’ve never found a paragraph, or even a phrase, where he ever publicly condemned Stalin’s Soviet Union, certainly not when this most tyrannical of rulers was murdering folks by the millions, egging Hitler on to invade the Western democracies and eagerly devouring countries not his own.“

Übersetzung

“Ich habe nie einen Absatz oder auch nur einen Satz (Anm.: von Trumbo) gefunden, in dem er Stalins Sowjetunion jemals öffentlich verurteilt hätte, schon gar nicht, als dieser äußerst tyrannische Herrscher Millionen von Menschen ermordete, Hitler zum Einmarsch in die westlichen Demokratien anspornte und Länder gierig verschlang, die nicht sein eigen waren.”

Nun steht die Tyrannei Stalins außer Frage. Aber „spornte“ Stalin tatsächlich Hitler an, den Zweiten Weltkrieg zu beginnen? Ist das die richtige Lesart des Ribbentrop-Molotow-Paktes? Es ist ja nicht so, dass Hitler keine Sympathisanten und Finanziers hatte. Was war mit dem Münchner Abkommen, das Hitler das Sudentenland gab, wobei für Polen auch noch ein Stück Erde abfiel, mit einer mehrheitlich protestantischen Bevölkerung. Die einzige Hilfe, die damals hätte kommen können, sie hätte durch Polen durchgemusst. Was war mit dem Vorschlag Stalins, eine Million Soldaten an die deutsche Grenze zu entsenden, dem weder Polen noch die Westmächte trauten? Er wurde in Moskauer Archiven gefunden. Der Telegraph berichtete darüber 2008. Erst danach folgte der Pakt.

Besagter Artikel aus dem Jahr 2008 machte ebenfalls den Vorwurf, dass Trumbo – so wie eine Mehrheit der Kommunisten jener Jahre – vor Hitler gewarnt hätte (Hitler: das ist der Krieg!), aber kaum dass es zum Ribbentrop-Molotow Pakt gekommen sei, dem Frieden huldigte, den amerikanischen Präsidenten nicht unterstützte und gegen einen Kriegseintritt der USA gesprochen hätte, schon gar nicht zugunsten einer Monarchie wie Großbritannien. Waren es die amerikanischen Kommunisten, die allein oder gar maßgeblich dafür verantwortlich waren, dass die USA erst nach Eingang der deutschen Kriegserklärung und nach Pearl Harbour (nachfolgend: Kriegserklärung an Japan) am 11. Dezember 1941 Deutschland und Italien den Krieg erklärten?

Komplizierte Geschichte eklektisch interpretiert

Immer wieder aus Neue ist faszinierend, wie komplizierte Geschichte eklektisch interpretiert wird, um ein ideologisches Ziel zu erreichen. Churchills Vater soll seinem Sohn auf den Weg gegeben haben, sich nie für Gesagtes zu entschuldigen, weil es nur aus den Umständen der jeweiligen Zeit heraus erklärt werden könne. Frau Merkel verfuhr in ihren politischen Äußerungen zu ihrer Russland- und Ukraine-Politik 2022 exakt nach diesem Prinzip. Auch Trumbo verwendete den Ratschlag, denn er zitierte ihn in einem ausführlichen persönlichen Schreiben 1956, als er mit der Kommunistischen Partei gebrochen hatte, für immer. Aber er würde, solange es Kommunisten in den USA gäbe, ihr Recht verteidigen, sein zu dürfen.

In dieser Ausarbeitung findet sich auch seine Perspektive auf das Verhältnis zwischen den USA und Russland im Kalten Krieg. Er glaubte, beide Seiten wären in einer gegenseitigen Obsession gefangen, die in den Irrsinn führt. Sie sahen nur, was sie sehen wollten, und niemand sah die Wahrheit. Die einen verwiesen auf Stalins Opfer, die anderen auf Hitlers Verbrechen. Jeder tanzte wie eine Marionette nach den Fäden des anderen.

Inflation von Hitlers und Stalins

Heute ist das anders. Heute gefällt man sich in einer ideologisch gezielten Gleichsetzung von Hitler und Stalin. Obschon beide Herrschaften tyrannisch waren, und viel Blut an den Händen der jeweiligen Führung klebte, der Hitlerfaschismus war in seiner Bösartigkeit und Gefährlichkeit singulär. So aber kam es zu einer weltweiten Inflation von Hitlers und Stalins, die die Welt bedrohen, vom Irak über Syrien und Russland bis zu den USA (Trump) und wer weiß, wo noch. So muss die Welt immer neu gerettet werden und zwar von einem Menschen mit den Qualitäten eines Churchill, der ebenfalls inflationiert wurde. In dieser Rolle gefiel sich beispielsweise der US-Präsident Bush, als der den Krieg gegen den Terror und die Achse des Bösen ausrief. Ein Artikel in t-online aus dem Jahr 2020 war voller Bewunderung für Churchill, weil der so viel hellsichtiger gewesen wäre als Roosevelt und nach dem Zweiten Weltkrieg schnell begriff: „Sowjetrussland war zu einer tödlichen Gefahr für die freie Welt geworden”. Deshalb findet sich in diesem t-online- Artikel kein Wort der kritischen Distanz geschweige denn der Ablehnung zu einem Plan Churchills, über den unter der verniedlichenden Überschrift: „Als Churchill den Angriff auf Stalins Armee planen ließ“ berichtet wird. Gemeint war die Operation „Undenkbar“. Ihr politisches Ziel bestand darin, die Sowjetunion durch einen Krieg ein für alle Mal dem Willen der USA und Großbritanniens zu unterwerfen.

Der 1. Juli 1945 sollte zum Tag des Kriegsbeginns werden. Die Kriegsplanung sollte davon ausgehen, dass die polnische Armee mitmacht, deutsche Kriegsressourcen verwendet werden (industriell, aber auch menschliche, sprich die Wehrmacht). Churchill glaubte ebenfalls, dass die Sowjetunion sich auf die Seite Japans schlagen würde. T-online berichtete allerdings vom Entsetzen der britischen Militärs über diesen Auftrag. So kurz nach dem 2. Weltkrieg plante ein noch mit der Sowjetunion verbündetes Land schon den nächsten Weltkrieg. Man will solche Ruchlosigkeit kaum fassen. Churchill erhielt eine ernüchternde Antwort seiner Militärs:

“That if our political object is to be achieved with any certainty and with lasting results, the defeat of Russia in a total war will be necessary.

The result of a total war with Russia is not possible to forecast, but the one thing certain is that to win it would take us a very long time.”

Übersetzung

“Wenn wir unser politisches Ziel mit einiger Sicherheit und mit dauerhaften Ergebnissen erreichen wollen, ist die Niederlage Russlands in einem totalen Krieg notwendig.

Das Ergebnis eines totalen Krieges mit Russland lässt sich nicht vorhersagen, aber eines ist sicher: Wir würden sehr lange brauchen, um ihn zu gewinnen.“

Da das alles ungelesen in Archiven verrottet, ist es auch kein Wunder, mit welcher Selbstgefälligkeit die Nato legitime Sicherheitsinteressen Russlands verletzte und auch einen frühen Friedensschluss zwischen der Ukraine und Russland nach dessen Angriff gegen die Ukraine in den Wind schlug. Waren es damals, 1945, nur die Briten, die Polen und Deutsche, die die Niederschlagung „Russlands“ zustande bringen sollten, dann würde jetzt die Ukraine mit der ganzen geballten Macht der Nato dahinter den „Siegfrieden“ bringen. So war der Plan. Nun bricht sich die ganze furchtbare Realität Bahn: Der Plan ist gescheitert. Es sei denn, man ist der ukrainische Präsident und verspricht, dass man den Russen in diesem Jahr mit der neuen Wunderwaffe der F 16 nun definitiv zeigen werde, was Stärke heißt. Die EU wird Geld geben, die USA ganz sicher auch. In der Folge wird das ukrainische Volk weiter schrumpfen, und die Lage immer prekärer werden, denn wer weiß schon, was passiert, wenn sich die militärische Niederlage der Ukraine bzw. der ganzen Nato nicht mehr schönreden lässt. Das kann zu einem Albtraum werden, aus dem keiner mehr erwacht. Deshalb bleibt es richtig, dass dieser Krieg niemals hätte ausbrechen dürfen und die westliche These von der Putinschen Alleinschuld eine blanke Täuschung ist, der allerdings die Mehrheit der Welt nicht erliegt.

Als Churchill 1945 die Planungen in Auftrag gab, war der amerikanische Präsident Roosevelt bereits verstorben. Der hatte daran geglaubt, dass die Anti-Hitler-Koalition zu einem stabilen Friedensbund nach dem Sieg werden würde. Es wundert nicht, dass t-online diese Koalition als „Verbündete wider Willen“ qualifiziert. So muss man das machen, wenn man jedes weitere Nachdenken darüber totschlagen will. Obwohl es in der heutigen Zeit notwendig wäre, darüber nachzudenken, wie es dazu kam, dass ein solches Bündnis „wider Willen“ geschlossen wurde, über alle ideologischen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg. Der damalige Kampf gegen Hitlerdeutschland war eine Frage auf „Leben und Tod“. Das war das Gemeinsame, das die Allianz ermöglichte. Und heute? Haben wir heute in der Welt Fragen auf „Leben und Tod“?

Ja, die haben wir, nicht erst seit gestern, und diesmal nicht in Gestalt eines Hitlerdeutschlands, das nach der Welt greift und alle umzubringen trachtet, die „lebensunwert“ sind, sondern in Gestalt ganz fundamentaler Probleme, so dass die Existenz der ganzen Menschheit davon abhängt. Daraus werden jedoch keine politischen Schlussfolgerungen gezogen, die Rettung zum Ziel hätten. U-Thant, früherer UN-Generalsekretär, hat es einmal wie folgt formuliert:

“It is understandable that the major powers should pursue objectives which seem to them to be in their own national interest; but they should not be blind to the existence of a larger goal, the common interest of all countries, larger and small, in the survival of the human race. …If they wish to have an honored place in human history they must appear as men of peace and not as mere victors in war.”

Übersetzung

“Es ist verständlich, dass die Großmächte Ziele verfolgen, von denen sie glauben, dass sie im eigenen nationalen Interesse liegen; sie sollten jedoch nicht blind sein gegenüber der Existenz eines größeren Ziels, dem gemeinsamen Interesse aller Länder, ob groß oder klein, am Überleben der Menschheit…Wenn sie einen geachteten Platz in der Geschichte wünschen, dann müssen sie zu Menschen des Friedens werden und nicht zu bloßen Siegern in Kriegen.”

Der Westen, die selbst erklärte eine Milliarde der „besseren Menschen“ auf dieser Welt zeigt keine Ambitionen, zum Vorreiter dieses notwendigen Friedens zu werden. Er ist damit beschäftigt, den Krieg gegen die Autokratie zu gewinnen und seine globale Dominanz zu verteidigen, die längst in die Brüche geht. In Deutschland will man wieder „kriegstüchtig“ werden. Es muss sich nur noch der lästigen „Friedenssehnsucht“, besser ausgedrückt, des Auftrags des Grundgesetzes, dem Frieden in der Welt zu dienen, entledigen. Denn heute gilt es, den Feind zu besiegen: die wiedergeborene „Sowjetmacht pur“, wie Gauck die „Herrschaftsmechanismen Putins“ beschrieb. Er machte eine mangelnde Entschlossenheit aus, „auch unter Umständen militärisch zu agieren.“ Diese Tradition will er gebrochen sehen. Das müsse, so Gauck, in die Gefühlshaushalte der Europäerinnen und Europäer „einsickern“.

Pilger dagegen wollte, dass etwas anderes einsickert in die Gehirne: Das Begreifen, dass Krieg zur Gefahr der Demokratie wird und jede Kriegsführung autoritäre Versuchungen wie die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und den Ersatz der Information und des sachlichen Diskurses durch Propaganda befördert und zu massiver Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums zu Lasten einer Mehrheit führt. Er wollte, dass wir einen ehrlichen Blick auf die Verhältnisse werfen und uns der Frage stellen, warum nicht nachweisliche Kriegsverbrecher, sondern die Enthüller solcher Verbrechen hinter Schloss und Riegel sitzen, wie etwa Julian Assange, für dessen Freilassung er bis zuletzt eintrat.

Entweder – Oder

Für ihn war Assange die Erinnerung daran, dass man niemandem gestatten darf, einen Menschen besitzen zu wollen in dem Sinn, dass man ihm den Verstand vernebelt, seine Moral bekämpft und ihm das Selbstwertgefühl zu nehmen sucht. Für Pilger, der seine Wahl traf, gab es das Entweder-Oder von Freiheit und Würde auf der einen Seite und Anpassung und Mittäterschaft auf der anderen. In dem Sinne könne jeder entscheiden, ob er Spartakus sein möchte, der Rebell, oder nur ein mehr oder minder williger Sklave eines Herrn.

Es gibt nicht viele Konstellationen, wo es nur ein Entweder-Oder gibt. Die Frage von Krieg oder Frieden gehört dazu, so wie auch die Verteidigung der Menschenrechte, die immer dann missbraucht ist, wenn sie zur Kriegsbegründung herangezogen wird.

Was man vom Demokratieverständnis derer zu halten hat, die lustvoll Kriege führen und regime change betreiben, die Überwachung und Zensur begrüßen und aktiv befördern, Menschen für zu dumm halten, sich eigene Urteile bilden zu können, die zu Belehrung und Beschimpfung neigen und von oben nach unten treten, wenn ihnen Fragen oder Sichtweisen nicht passen oder selektiv solidarisch sind, je nach politischer Agenda, liegt auf der Hand. Was man von den dazu Schweigenden halten muss, auch. Obwohl das auch tragisch ist, denn tief in sich drin weiß jeder Mensch, was er im Spiegel sieht.

Furchtloser Blick in den Spiegel

Pilger führte ein Leben, das ihm einen furchtlosen Blick in den Spiegel erlaubte. Und dabei kommt es nicht darauf an, ob er immer Recht hatte oder immer den richtigen Ton traf. Er hatte einen scharfen Verstand und ein liebendes Herz, und beides zusammen reichte über seine Familie hinaus und umschloss die ganze Welt. Er ist einer, der ging und erinnert werden wird im Guten, jedenfalls von jenen, die das Herz eines Spartakus in sich tragen und es noch schlagen fühlen. Die Gier nach Macht und Geld ist zwar mächtig, aber dem Menschen hat die Evolution, und das hat Rainer Mausfeld in seinem jüngsten Buch (Hybris und Nemesis) sehr überzeugend dargelegt, auch einen unbändigen Freiheitswillen und ein natürliches Empfinden für Recht und Unrecht zur Seite gestellt. So ist in uns auch die Hoffnung auf – im Wortsinn – menschliche Verhältnisse und auf eine gute Zukunft für alle, die sich die Erde teilen, angelegt.

Das lässt sich nur in stabilem Frieden möglich machen, in einer Ordnung, die das Menschheitswohl an erste Stelle setzt. Die Prediger des Kalten Krieges und einer europäischen Eiszeit, die Kriege als „Investitionen“ betrachten, die glauben, wir im Westen wären die Heger eines wunderschönen Gartens, den der allgegenwärtige Dschungel zu verschlingen droht und sich das Recht auf Führerschaft und Machtausübung anmaßen, sind – zivilisatorisch betrachtet – gefährliche Ewiggestrige. Ihr richtiger Platz wäre im Londoner Hyde Park, der eine „Ecke der Sprecher“ hat. Dort kann man reden, was man will, und es schadet nicht weiter. Das wäre mal was Neues.

Über Petra Erler / Gastautorin:

Petra Erler: "Ostdeutsche, nationale, europäische und internationale Politikerfahrungen, publizistisch tätig, mehrsprachig, faktenorientiert, unvoreingenommen." Ihren Blog "Nachrichten einer Leuchtturmwärterin" finden sie bei Substack. Ihre Beiträge im Extradienst sind Übernahmen mit ihrer freundlichen Genehmigung.