Selbstverständlich ist es Standpunktsache, von mir aus auch “Klassenfrage”, welche Politiker*in für “gut” oder “schlecht” gehalten wird. In der Regel handelt es sich um die Bewertung eines von Medien geschaffenen Persönlichkeitsbildes, das, das wiederum kann ich persönlich bezeugen, nur in äusserst wenigen Ausnahmefällen mit dem tatsächlichen Charakter des jeweiligen Menschen übereinstimmt. Das als Vorbemerkung zu zwei politisch einflussreichen (= wirkungsvollen) Persönlichkeiten, die die Politik ihres Landes weit stärker geprägt haben, als ihr eigentliches Berufsleben, das Fussballbusiness.

Wie kommichdrauf? Meistens ärgert mich das Sportressort von taz.de wg. seiner penetranten Unaktualität. Heute ist es mal anders, bravo.

Derzeit wird unter penetranter Ignoranz der deutschen Öffentlichkeit in der Republik Côte d’Ivoire der Africa-Cup gespielt, also das, womit Deutschland im Sommer die Weltöffentlichkeit in Fieber versetzen will (EM-Möchtegern-Sommermärchen). Wie immer in solchen Fällen, berichtet der Kollege Glenn Jäger/Junge Welt sportjournalistisch adäquat, ein Minimum, das fast allen andern zu unterbieten mühelos gelingt. In der taz gelingt Olaf Jansen immerhin der Hinweis, was für ein – erfreuliches! – Politikum das Stattfinden dieses bedeutenden Fussballturniers in diesem Land ist: Im Stadion des Friedens – Bouaké liegt im Norden der Elfenbeinküste. Hier hat der Fußball schon einmal Geschichte geschrieben – dank des Einsatzes von Didier Drogba.” Drogba, der ivorische Held des deutschen Sommermärchens 2006, münzte seinen Ruhm sogleich in friedensstiftende Politik um. Er hat übrigens seinzeit mit seinem Team, gleich hier von Beuel aus um die Ecke, in Uckendorf Quartier bezogen. Das wäre Grund genug, dort eine Gedenktafel zu installieren.

Die andere zu würdigende Persönlichkeit ist die Fussballweltmeisterin Jennifer Hermoso. Sie und ihr ganzes Team haben sich gewehrt, und Martin Krauss/taz aktualisiert ihre Ehre: Was tun mit Luis Rubiales? – Spaniens Ex-Fußballverbandschef steht vor Gericht. Das ist gut. Wichtiger als eine Strafe aber ist, dass der gesellschaftliche Druck nicht aufhört.”

Ich hätte da eine Idee, was mit den “Rubialessen” gemacht werden sollte. Ungefähr das, was die US-Justiz mit Pussy-Grabbern macht, und worüber die FAZ/Sofia Dreisbach nur hinter ihrer Bezahlmauer Fakten preisgibt: “Trump muss Carroll 83 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen – Eine Jury in New York hat Donald Trump im Verleumdungsverfahren gegen E. Jean Carroll zu mehr als 80 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt. Das ist wesentlich mehr, als die Anwälte der Autorin gefordert hatten.” Wenn Trump das persönlich berappen müsste, wäre er pleite. Er ist ja gar kein Superreicher, sondern nur Hochstapler. Aber dass seine Hintermänner zahlen müssen, ist nicht weniger gerecht. Weitermachen!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net