Mit Update 25.4.

Nun soll via FAZ (Paywall) herausgekommen sein, warum die DFL sich mit dem TV-Rechtebieter Dazn nicht anfreunden will. Er habe in der Vergangenheit für seine erworbenen Fussballgüter – Freitags- und Sonntagsspiele – nicht pünktlich bezahlt. Und das habe einige DFL-Mitglieder in ganz schlimme Verlegenheit gebracht. Die unwirtschaftlich Arbeitenden unter ihnen, so wird insinuiert, seien vielleicht sogar zeitweise an den Rand ihrer Zahlungsfähigkeit geraten. Schlimme Qualen müssen sie ausgestanden haben. Es muss sie traumatisiert haben. Wers glaubt …

Die Glaubwürdigkeit dieser Retourkutsche wird dadurch, dass sie im Fall ihres faktischen Eintretens PR-strategisch hinterm Berg gehalten wurde, nicht glaubwürdiger. Der exklusive Durchstich an die FAZ trägt ebenfalls nicht dazu bei. Aus ihrer Defensivposition in der öffentlichen Darstellung kommt die DFL mit diesem dubiosen Agieren nicht heraus. An dieser Stelle rächt sich das dröhnende Schweigen über den Hintergrund des Dazn-Oligarchen Blavatnik. Es ist der Versuch ihn taktisch unter Druck zu setzen, ohne ihm substanziell – und das heisst: politisch – wehzutun. Denn sein Geld stinkt nicht.

50 Jahre Verhaftung Günter Guillaumes

Eine Parabel auf die AfD-Bekämpfung? Vor 50 Jahren wurde der DDR-“Kundschafter des Friedens” Günter Guillaume mitsamt seiner für diese Aufgabe weit qualifizierteren Gattin Christel von den BRD-Sicherheitsbehörden verhaftet. Dies wurde wenige Tage später am 7. Mai zum Anlass genommen, Bundeskanzler Willy Brandt zum Rücktritt zu nötigen.

Michael Brettin/Berliner Zeitung zeichnet das damalige Geschehen noch mal nach: Willy Brandts Rücktritt: Die Rätsel der Guillaume-Affäre – Günter Guillaumes Verhaftung als Stasiagent am 24. April 1974 führte zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt. Der Fall wirft noch immer Fragen auf.” Letzteres meine ich nicht mehr. Die meisten Fragen sind geklärt. In der Hauptsache: die damalige SPD-Führung wollte ihren Chef loswerden; die damalige FDP-Führung assistierte gerne dabei. Und die damals für den Skandal verantwortlichen BRD-Geheimdienstführungen erledigten den “Job” mit grösster Begeisterung, weil sie von eigenem Versagen ablenken, und ein unbeliebtes Objekt absägen konnten. Das wurde alles 1993 schon von den legendären TV-Machern Heinrich Breloer und Horst Königstein geklärt. Der Text von Brettin ist mittlerweile digital eingemauert – wie es sich für Geheimdienstangelegenheiten gehört.

An der intransparenten demokratiefeindlichen Rolle der Geheimdienste wurde seitdem nichts, ein gefährlich grosses Nichts, geändert. Nun sollen sie erneut vom Bock zum Gärtner werden bei der Bekämpfung der faschistischen Gefahr, die von der AfD repräsentiert wird. Das ist so makaber wie entsetzlich – entsetzlich vor allem als Offenbarungseid der demokratischen Parteien, deren ureigenste Aufgabe das eigentlich wäre. Stattdessen konspiratives Tuscheln, Raunen und Durchstechen. Ärmer geht es kaum. Mag sein, dass es einzelne AfDler “erwischt”, und die auch das eine oder andere Mandat kostet. Der Demokratie und dem Niveau der sie stützenden Parteien schadet es mittel- und langfristig mehr als es nützt.

Update 25.4. zu DFL/Dazn

Der PR-Krieg ist voll entbrannt (“Dazn legt nach” etc.). Das ist das Gegenteil von Geschäften zum beiderseitigen Vorteil. Blavatniks Dazn erweckt den Eindruck von Entschlossenheit, den Klageweg einzuschlagen. Das ist eine existenzielle Bedrohung für zahlreiche DFL-Mitglieder, die nichts mehr benötigen als “Planungssicherheit”, etwas, was der Sport mit all seinen Zufällen, von Lattentreffern bis Verletzungen, nicht bietet.

Wie salomonisch Gerichte mit dieser Konstellation umgehen, ist bekanntlich in Rechtsstaaten ebensowenig kalkulierbar. Ein tolles Geschäft für überteuerte Anwaltskanzleien. Das sieht spannender aus, als eine Bundesligasaison.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net