Renten, Mieten, Einsamkeit im Alter, Mobilität, Pflege – das sind wahlentscheidende Themen
Der Kompromiss zum Rentenpaket II lag schon auf dem Tisch, doch wegen des Ampel-Aus wurde es nicht mehr verabschiedet. Doch nicht nur deswegen bleibt das Thema Rente eine der großen Aufgaben für die neue Bundesregierung. „Das Thema wird uns immer drücken“, sagt Doris Heinemann-Brooks. „Vor allem sind Kürzungen ein NoGo. Davor haben viele Leute Angst.“ Denn schon heute reichen die Renten für viele nicht mehr für ein würdiges Leben im Alter.
1.500 Euro mindestens
Doris Heinemann-Brooks ist die Vorsitzende des Bundessenior*innen-Vorstands (BSV) von ver.di. Sie ist, ebenso wie ihre Mitstreiter*innen, bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. Aber sie sorgen sich auch um diejenigen, die die Rente noch vor sich haben. Daher fordert der BSV, dass die Rente armutsfest sein, also oberhalb der Grundsicherung liegen müsse. „Wenn wir uns etwas wünschen dürften, wären das 1.500 Euro mindestens im Monat“, so die Hamburgerin.
Insbesondere Frauen seien von Niedrigrenten betroffen, sagt Doris Heinemann-Brooks. Ihnen helfe selbst der Grundrentenzuschlag nur selten, kommen sie doch oft nicht auf die notwendigen 33 Beitragsjahre, die Voraussetzung für die Zahlung sind. Hier müsse nachgebessert werden. Das Rentenpaket II wäre allenfalls ein erster Schritt in Richtung Stabilisierung des Rentenniveaus gewesen. Mittelfristig hätte hier nachgebessert werden müssen.
Zurück zur Rente mit 65 Jahren
Aber auch Kürzungen durch die Hintertür, zum Beispiel durch die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters, lehnen die engagierten ver.di-Senior*innen ab. Sie wollen zurück zu einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren statt der jetzt festgelegten 67. Doris Heinemann-Brooks empfiehlt, die Aussagen in den Parteiprogrammen sorgfältig zu lesen. Denn da, wo von keinen Einschränkungen für die rentennahen Jahrgänge die Rede sei, seien Änderungen für Jüngere nicht ausgeschlossen.
Wohnen müsse auch im Alter bezahlbar sein. Es könne nicht angehen, dass ältere Menschen in großen Wohnungen bleiben müssten, weil sie dort mit ihren alten Mietbedingungen weniger zahlen, als wenn sie jetzt eine kleinere Wohnung neu anmieten. In den großen Wohnungen nutzen sie aber Wohnraum, den Familien dringend brauchen.
Die steigenden Mieten bereiten Vielen Sorge, insbesondere deshalb, weil bezahlbarer Wohnraum knapp ist. Wichtig sei auch das Thema Pflege, denn viele ältere Menschen fragten sich, ob es für sie überhaupt noch eine ausreichende Zahl an Plätzen in Pflegeheimen mit guten Bedingungen gibt. Schon heute fehle es an Personal, in Heimen wie bei Pflegediensten, die Kosten seien enorm hoch.
Gegen Einsamkeit im Alter
Die ver.di-Senior*innen schauen vor ihrer Wahlentscheidung auch genau hin, welche Partei welche Vorschläge gegen Einsamkeit im Alter mache. „Wir brauchen niedrigschwellige Angebote zum Mitmachen, etwa in Stadtteilzentren“, fordert Heinemann-Brooks. Sie dürften auch nicht teuer sein, denn bei niedrigen Renten sei das Budget begrenzt. Insbesondere auf dem Land kämen noch hohe Anforderungen an eine verbesserte Mobilität hinzu. „Auf dem Land fehlt dazu die Infrastruktur“, sagt die Hamburgerin. „Da stelle sich oft schon die Frage, wie man im Alter zum Einkaufen kommt.“
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus ver.di-publik, mit freundlicher Genehmigung der Reaktion.
Ich würde noch ergänzen: gegen Digitalzwang! Ist natürlich keine Altersfrage, sondern eine Grundrecht.
https://digitalcourage.de/digitalzwang