Zwei höchst brisante Themen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Im Grunde aber nichts, was vielleicht in anderen Ländern, die uns kulturell weit überlegen sind, bereits Alltag sein könnte. Alles, was sich mit Geld bezahlen lässt, ist möglich – es kommt nur darauf an, wie und wohin die Geldströme gelenkt werden.
Erhellend in diesem Zusammenhang ein Blick in die USA. Wer es noch nicht gelesen hat, Facebook heißt jetzt Meta, weil es nicht nur Facebook gibt, sondern auch Instagram und WhatsApp mit drinstecken. Auch wenn es sich für den einen oder die andere befremdlich anfühlt: Meta ist keine Behörde mit weltweiter Vollzugsgewalt. Auf ihren Plattformen haben sie Regeln, die streng einzuhalten sind, damit der Geldfluss der Werbeeinnahmen ungestört bleibt.
Um so unangenehmer wenn Meta das Lebenselixier vorenthalten wird, wie es seit geraumer Zeit Apple tut. Das nur, weil Apple die Nutzer vorher fragt, ob sie sich von den Meta-Plattformen ausspionieren lassen wollen. Wer hätte das gedacht, die klicken einfach „Nein“ an. Keinem dieser unwilligen Nutzer ist bewusst, dass diese Entscheidung zwingend zur Folge hat, dass der Meta-Konzern in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang von 10 Milliarden Dollar rechnen muss! Tim Cook, der Nachfolger von Steve Jobs hat einmal gesagt: „Unsere Kunden sind nicht unser Produkt“ – muss auch nicht, Apple verkauft seine Devices und Services zu einem doch ansehnlichen Preis.
Aber was ist schon Geld, die EU hat jetzt eine Strafe von rund 5 Milliarden Euro über Google verhängt, dagegen können sie noch klagen – aber warum? Allein im letzten Jahr haben sie nur mit Werbung 210 Milliarden eingenommen, die zahlen das aus der Portokasse. Alles keine Beträge, die ich mir als Bargeld überhaupt vorstellen kann. Selbst Meta übersteigt mein Vorstellungsvermögen mit 115 Milliarden aus der Werbung. Nur Amazon ist weit abgeschlagen mit 31 Werbemilliarden – aber die haben noch ganz anderen Einnahmequellen.
Naja, und Apple? Die stehen mit zwei Milliarden ganz hinten an. Deshalb der Tipp an alle Anleger: Apple-Aktien kaufen! Apple möchte dieses Geschäft zu einen zweistelligen Milliardenbetrag erhöhen, also nur mit Werbung. Und wenn Apple etwas anfängt, dann trägt es meist goldene Früchte.
Selbst die Chinesen kommen mit Macht und Mut, Tiktok greift zwar in Amerika kaum 6 Milliarden ab, will aber bis 2024 bis auf 11 Milliarden steigern.
Geht das alles zu Lasten der Platzhirsche? Nöh, da muss jeder von uns seinen Beitrag leisten, damit das aufgeht. Und das machen wir doch gerne.
In den nächsten Jahren will Meta das Metavers aufbauen, das allein verspricht einen Umsatz von 140 Milliarden. Ein Metauniversum in einer virtuellen Welt, dazu setze ich mir eine VR-Brille auf und kann mich zum Beispiel gleich mit meinen Arbeitskollegen besprechen. Ich muss noch nicht mal aufstehen, im Schlafanzug liege ich im Bett und für alle anderen stehe ich mit Schlips und Kragen im Vorstandsbüro. Auch Freunde kann ich so treffen, um in der virtuellen Kneipe um die Ecke ein Pixelbier zu trinken.
Äh, ja, bei sexuellen Umtrieben, sollte ich allerdings darauf achten, ob ich nicht irgendwelche Regeln dieser Plattform verletze. Gefängnisstrafen wird es nicht geben, die schalten mich einfach ab.
Das sei weit hergeholt? Dauert noch ewig bis das Realität wird (welche…) Nein, nebenan in Österreich gibt es schon die erste Postfiliale im Metavers – wir hier sind noch nicht dabei.
Im Land der Bedenkenträger formt sich ein Gedanke von Souveränität, in Beamtendeutsch heißt das in der EU „Data Governments Act“ oder „Data Act“ und einen „europäischen Datengesundheitsraum“ soll es auch noch geben. Insgesamt gut gemeint, nur viel zu spät und sauber daneben geschossen.
Grob gesagt der „Data Act“ soll Firmen dazu veranlassen offene Schnittstellen zu schaffen und den Datenaustausch über Firmengrenzen hinweg zu ermöglichen. Das ist praktisch und sinnvoll, denn durch die Zusammenführung unterschiedlicher Daten lassen sich ganz neue Anwendungen kreieren, Funktionen vereinfachen und standardisieren. Welch eine Pracht aus diesen Daten erwächst hat Ursula von der Leyen schon vor zwei Jahren geflötet: „Je mehr Daten wir haben, desto klüger werden unsere Algorithmen.“ Immer mit dem Blick darauf, dass diese unsere Daten in der EU bleiben.
Greifen wir in die Praxis, wer kennt es nicht: da möchte ich – in Ermangelung einer eigenen Sekretärin – meine Kaffeemaschine aus der Ferne zünden und die Heizung hochfahren, bis ich im Büro bin. Weil aber jedes Gerät anders angesprochen werden muss, scheitert das auf Anhieb. Wer will schon zwischen den verschiedenen Apps auf der Fahrt ins Büro hin und her schalten. Da wäre es schon sehr praktisch, wenn es Standards gäbe, dazu müssten sich die Anbieter – in besten Fall über den neuen europäischen „Data-Act“ flankiert – auf gemeinsame Schnittstellen einigen und die Protokolle harmonisieren.
Der Markt für die Revolution der Home-Automatisierung wird auf rund 70 Milliarden geschätzt, da bleibt kein Platz für einen europäischen „Data-Act“, das teilen sich Google, Apple, Amazon, wohin sonst mit dem schnöden Mammon? Der Standard wurde Matter getauft, wer da mitspielen will, der muss sich an diese Vorgaben halten und seine Firmengeheimnisse in Amerika zertifizieren lassen. Und Wusch – da geht unser Know-how, die zugehörigen Daten und unsere Kohle ungebremst am „Data Governments Act” vorbei über den großen Teich.
Und wer das Zepter in der Hand hält, der bestimmt dann auch, was der Kühlschrank für mein Wohlbefinden bereit hält und wann ich duschen darf.
Aber wir haben nichts zu verstecken, wir werden einzigartig verwöhnt, wenn wir kaufen, was die sanftmütigen Algorithmen bieten. Eine Aufbegehren wird ebenso berücksichtigt, wie die Masse, die sich bereitwillig fügt. Eine Zukunft, die ich mir für mich und meine Kinder nicht grandioser vorstellen kann.
Wir könnten dann auch so etwas wie den Ukraine-Krieg in das Metavers verlegen – geht aber leider nicht, weil die Russen von uns derzeit keine Computer mehr bekommen. Schade eigentlich.
Und was hat das alles mit Datenschutz und sexuellen Übergriffen in deutschen Behörden zu tun? Gar nix! Die Funktion nennt sich Clickbaiting. Ist doch nicht so schlimm? Oder? Zumindest hier schwappt jetzt keine Kreuzfahrt über den Bildschirm oder irgendwelche Weinpakete – keine Angst, lässt sich ändern.
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