Immerhin macht eine etablierte Stelle mal darauf aufmerksam. Sie müssen nur wissen, wo Sie suchen müssen, um auch zu finden. Ukrainer, gemeint die Männer, fliehen gelegentlich genauso vor dem Krieg wie Frauen und Kinder. Z.B. weil sie nicht selbst Kriegsteilnehmer werden wollen. Das Grundgesetz schützt das als Grundrecht in Art. 4 Abs. 3.. “Niemand” heisst, nicht nur Deutsche. Super-Regel. Aber BRD-Staatsorgane hatten immer Probleme, sie zu verstehen.

Ich wurde 1976 einer “Gewissensprüfung” unterzogen, im Kreiswehrersatzamt in Essen. Ich begründete – auch – politisch, mit der Entspannungspolitik der damaligen sozialliberalen Bundesregierung. Aber selbstverständlich war ich in der Sprechstunde der DFG/VK exzellent genug vorbereitet worden: entscheidend in der Prüfung würden die individuellen, ganz persönlichen Gründe. So habe ich die Prüfung dann auch nur 2:1 gewonnen. Der Streit meiner Prüfer war durch die geschlossene Tür auf dem Flur zu hören. Der revanchistische CDU-Mann war die Gegenstimme. Nach meinem Sieg gings mit der Strassenbahn nachhause. So zivil ging die Grundrechtseinschränkung damals vor sich.

Ukrainische Kriegsdienstverweigerer müssen sich dagegen in Lebensgefahr begeben (Audio 5 min), und leider sind nicht alle erfolgreich. Da hat die Solidarität der vorgeblich freiheitsliebenden Welt dann doch ihre EU-Grenze. Der 5-Minuten-Audioclip von Leila Knüppel und Manfred Götzke ist Teil einer ausführlichen Reportage: Am Rande des Kriegsgebiets – Rumäniens Grenzregion zur Ukraine – Die einen warten sehnsüchtig auf die Rückkehr in die Heimat, andere versuchen aus der Ukraine zu fliehen, aus Angst ihr Land mit Waffen verteidigen zu müssen. Das Grenzgebiet im Norden Rumäniens ist in Friedenszeiten ruhig und idyllisch, jetzt hat unerwartet das Weltgeschehen Einzug gehalten.” (Audio 55 min) Sie lief linear schon letzten Samstag und ist dankenswerterweise weiter verfügbar. Gute Arbeit.

Zur Kriegsdienstverweigerung in der Ukraine berichtete die Tagesschau im Januar, und Pro Asyl kommentiert das Problem hier mit der ihnen eigenen Sachkunde. Da hat sich meine Spende doch schon wieder gelohnt.

Wer suchet, der findet.

Diskursverwaltung des Antisemitismusvorwurfs

ruangrupa, das künstlerische Team der documenta fifteen, hat eine ausführlche Stellungnahme veröffentlicht: “Antisemitismus-Vorwurf gegen Documenta: Wie ein Gerücht zum Skandal wurde”. Den Volltext habe ich nur in der Berliner Zeitung gefunden, (noch?) nicht auf der documenta-Seite. Bei der Berliner Zeitung gibt es einen terroristischen Algorithmus, der derartige Texte gerne nach 2-3 Tagen digital einmauert. Dafür übernehme ich keine Gewähr. Den Text selbst habe ich mit grossem Interesse gelesen, und empfehle das weiter.

Lohnschreiber?

Die Stimmung bei der Süddeutschen Zeitung soll derzeit besonders besch…..eiden sein, berichtete gestern DLF-Bayer-Korrespondent Michael Watzke. Den Tippfehler lasse ich jetzt mal stehen, denn er hat sich freudianisch eingeschlichen. Und zwar, weil in der Süddeutschen solche Texte entstehen – und nicht eingemauert! Was das wieder gekostet hat? Viele Fans haben Zizou allein für dieses Tor den Kopfstoss 2006 verziehen. Sie sind halt besser informiert als SZ-Redakteure.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net