Ärger bei SC Fortuna Köln
Fortuna-Köln-Fans waren schon immer irgendwie anders. Anders als die Masse der FC-Fans. Der mir bestbekannte ist mein Freund Wolfgang Grenz, im Hauptberuf langjähriger Asylreferent von Amnesty International und für wenige Jahre auch Generalsekretär der deutschen Sektion. Ein annähernd britischer Humor, voll von selbstironischem Sarkasmus. Verabredungen im Stadion funktionierten immer; es war so leer, das Individuen auch aus grösseren Distanzen gut zu identifizieren waren. Das Gerede von der “grossen Familie” – hier stimmte es. Lange Zeit. Doch die Zeiten sind schnelllebig geworden.
Ein Transparent, das obige Beschreibung der Fortuna-Fans absolut angemessen repräsentiert, soll nun für Ärger gesorgt habe. Dabei ist es ein beispielgebendes Muster für die künstlerisch wertvolle Arbeit der Zuspitzung. Der damalige Gegner Energie Cottbus hat nämlich ein veritables Problem mit rechten Fans. Es ist nicht einseitig dem Verein anzulasten; im Gegenteil, in der Mannschaft zählen Schwarze mit und ohne Migrationshintergrund zu den Leistungsträgern. Und Cottbus ist Teil der Lausitz, wie das Rheinland ein partiell vom Braunkohletagebau malträtierter Landstrich.
Transparente mitsamt ihrer Reduktion von Komplexität können nie allen gefallen. Mit Aggression gegen sie vorzugehen ist aber im Fußballstadion eine Regelverletzung, auch und gerade dann, wenn sie vom gastgebenden Verein, bzw. seinen Sponsoren ausgeht. Wenn es hier also RWE war, die sich omnipotenzartig eingemischt haben, dürfen wir sie jetzt auch zu den Aggressoren gegen die regionale Fußballkultur zählen. Warum nur müssen sie in ihrem eigenen Untergang noch so viele mitzureissen versuchen?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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