Die Jungdemokraten wurden in den 70/80er Jahren als “FDP-nahe” bezeichnet. Im Gegensatz zu Jusos und Junger Union waren sie aber immer eine selbstständige Organisation, keine Untergliederung der Partei. Als die FDP 1982 der CDU und Helmut Kohl zur Macht verhalf, wurden sie nicht etwa, wie ein von Friedrich Küppersbusch produzierter Film für 3sat jüngst behauptete, von der FDP rausgeworfen, sondern umgekehrt kappten sie selbst alle organisatorischen und satzungsrechtlichen Verbindungen. Küppersbusch hatte sich, von mir darauf befragt, auf die Erinnerungen von Helga Schuchardt verlassen und lag damit falsch.
Die Jungdemokraten verteilten sich danach auf SPD, Grüne und in die Parteilosigkeit. Die Gründung linker “Liberaler Demokraten” blieb erfolglos. Einige sehr wenige blieben in der FDP. An diesem Wochenende trafen sich zwischen 60 und 70 von ihnen in Bonn.
Entgegen meiner Erwartungen war es keine ausführliche und heftige Streiterei. Im Gegenteil. Roland Appel, Initiator des Treffens, 1990-2000 Grüner MdL in NRW, 5 Jahre davon Fraktionschef in einer rot-grünen Konfliktkoalition mit den Ministerpräsidenten Rau und Clement, hatte ein sehr inhaltliches Programm organisiert. Impulse dazu gab es von Mitarbeitern der Bundesbeauftragten für Datenschutz, von Phoenix-Geschäftsführer Michael Hirz und den langjährigen Journalisten in Beuel und New York, Michael Kleff.
Hirz und Kleff bildeten einst im Kreisverband Köln ein rechter-Flügel-Tandem in dem damaligen Jugendverband. Ich selbst war 1977 aktiv als Delegierter an einer Abwahl von Michael aus dem Jungdemokraten-Bundesvorstand beteiligt. Heute dagegen habe ich großen Respekt vor dem Schwiegersohn von Woody und Schwager von Arlo Guthrie. In den USA kennt er als fachkundiger Musikjournalist wahrscheinlich jede/n, der/die mit akustischer Gitarre seinen Lebensunterhalt bestreiten kann und in der Lage ist, drei gerade politische Sätze zu formulieren. Mit seiner Frau Nora Guthrie lebt er hier in Beuel bei mir um die Ecke, oft treffen wir uns zufällig bei Edeka-Lange an der Kasse. Im Gegensatz zu vielen, die sich damals “linker” als Kleff verstanden, hat er sich in den folgenden Jahrzehnten keinen Centimeter nach rechts bewegt, sondern ein sehr, sehr glaubwürdiges Lebenswerk hingelegt.
Hirz wiederum hat zwar eine beachtliche berufliche Karriere absolviert, mit Unterstützung seines langjährigen Chefs Fritz Pleitgen. Er präsentierte sich dabei aber als sehr nachdenklicher, politisch-strategisch reflektierter und diskussionsoffener Manager, in den öffentlich-rechtlichen Bürokratien längst eine Mangelware.
Weitere für mich angenehme und prominente Teilnehmer waren für mich Theo Schiller, emeritierter Politik-Professor in Marburg, der erste Jungdemokraten-Bundesvorsitzende, den ich (1974 in Bad Honnef nach einer Nachtsitzung der NRW-Delegierten) als Delegierter selbst gewählt habe. Das machte mich jetzt erneut stolz, weil der alte Mann auch heute analytisch-intellektuell messerscharfe, aber verbindlich formulierte Statements zum Diskurs beiträgt, eine im politischen Geschäft selten gewordene Freude.
Wolfgang Grenz, der letzte Interims-Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, Fortuna-Köln-Fan und der bundesweit wohl auch heute noch profundeste Verteidiger der Grundrechts auf politisches Asyl.
Und Juliane Hilbricht, die letzte NRW-Landesvorsitzende, die ich noch als aktives Mitglied erlebte, die heute als Fachanwältin für Sozialrecht arbeitet, und als stellv. Bezirksbürgermeisterin von Solingen-Ohligs mit Wolfgang Grenz als Referenten den dortigen “Volkstrauertag” gestalten wird.
Es war mir eine große Freude.
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