Es gab eine Zeit, das ist noch weniger als 10 Jahre her, da war der beste Lokaljournalist in Bonn Thomas Aghte. Er leitete die klitzekleine Bonner Lokalredaktion des “Rhein-Sieg-Anzeiger”, ein lokaler Bonner Ableger des “Kölner Stadt-Anzeiger”, als der noch eine gute regionale Tageszeitung war. Die Zeit ist darüber hinweggegangen, was bedeutet: die Zeitungsverleger in NRW arrondieren schon seit Jahrzehnten untereinander ihre Verbreitungsgebiete, so dass sie jeweils in “ihrem” Gebiet zu Monopolisten werden. Den Boden für das heutige “Lügenpresse”-Gerede haben sie damit bestens gedüngt. Die Verlage Neusser (Bonn, General-Anzeiger) und DuMont-Schauberg (Köln) haben dabei nicht abseits gestanden.
Der Verlag DuMont-Schauberg kommt in diesen Wochen nicht mehr zur Ruhe. Man fragt sich, wie seine Beschäftigten unter den aktuellen Bedingungen noch zumutbare Zeitungen und andere Medienprodukte produzieren können.
Fakt ist, dass der Unternehmenszweig, former known as Berliner Verlag, faktisch dichtgemacht wird (jedenfalls sein redaktioneller Teil), und seinen Mitarbeiter*inne*n zugemutet wird, sich für eine neugegründete Firma bewerben zu müssen. Das ist ein so räuberischer Akt, dass es Zeit wird, solche Methoden im Unternehmens- und Betriebsverfassungsrecht zu illegalisieren. Denn alle Arbeitnehmer-, Betriebsrats- und Gewerkschaftsrechte werden mit so einem Handstreich schlicht und wirksam abgeschaltet.
Kai-Hinrich Renner, Handelsblatt-Kolumnist und in der Regel mit guten Ohren und dazwischen klarem Verstand ausgerüstet, spekuliert durchaus realitätsnah, dass wenn DuMont damit in Berlin durchkommt, die gleiche Methode im Kölner Verlagsbereich genauso zur Anwendung kommen kann.
War es also eine gute, alte Zeit, als der bisweilen despotische Verlegerpatriarch Alfred Neven DuMont noch lebte? In der Rückschau erscheint vieles in milderem Licht. Patriarchalisch geführte Unternehmen blühen nur, solange ihre Beschäftigten unter ihnen leiden. Nach dem Ableben des /der Feudalfürst*innen (man denke an die zahlreichen Verlegerfrauen Mohn, Springer, Brost, Friedmann) zerfällt das Reich in der Regel schnell – die umkreisenden Investmentgeier fressen alles was Nährstoffe enthält, auch was es auf Bäume schafft. Ein neues Organisations- und Betriebsmodell für qualitativ hochwertige Medien, ist, auch dank der jahrzehntelangen Denkfaulheit der Verlegermilliardäre, noch nicht gefunden. Genossenschaften? Stiftungen? Offentlich-rechtliche Strukturen? Alles muss jetzt – die Zeit drängt – ausprobiert werden.
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