Viele sich für “links” haltende Menschen meinen, Kultureinrichtungen und -sparten, die sie selbst nicht besuchen, “keine Zeit”, “keine Lust” oder einfach “egal”, seien “Luxus” und nähmen dem “Sozialen” das Geld weg. Schade, die haben etwas nicht verstanden, was unsere Befreier und Sieger über den Faschismus den Deutschen nach 1945 neben Demokratie, Teilung, Demontage und erteilten Medienlizenzen verordneten: ein dichtes Netz kommunaler Kulturangebote, das weltweit einzigartig ist und die Grüne Antje Vollmer schon als “Weltkulturerbe der Menschheit” unter Schutz stellen wollte. Heute ist diese Branche eine der letzten, die von der neoliberalen Durchökonomisierung noch nicht vollständig überrollt wurde. Manche in der Bonner Kommunalpolitik, und zwar verteilt in allen Parteien, meinen, dass das jetzt aber mal endlich an der Zeit sei. Und wollen, wie in vielen anderen Städten auch, ihre eigenen Versäumnisse bei der Instandhaltung öffentlicher Gebäude als Fenster der Gelegenheit nutzen.
Doch es gibt ein kleines gallisches Dorf in Bonn, die Grüne Jugend, die in der öffentlichen (!) Mitgliederversammlung der Bonner Grünen am nächsten Dienstag, 19 h im “Migrapolis” (Brüdergasse 16-18) diesen Antrag stellen wollen:

von Grüne Jugend Bonn

Die Mitgliederversammlung möge beschließen:

1. die GRÜNEN Bonn stehen hinter der freien Kultur und hinter der städtischer Kultur insbesondere Oper und Theater.

2. die GRÜNEN Bonn sprechen sich gegen einen Neubau und für die Instandsetzung von Oper und Theater aus.

3. die GRÜNEN Bonn setzen sich in Zukunft noch stärker für vergünstigte Zutrittsmöglichkeiten für Geringverdienende ein.

Begründung:
Die Debatte um Oper- und Theaternebau hat in den letzten Wochen die Bonner Zeitungen dominiert. Auch wir als GRÜNE JUGEND Bonn, möchten uns in dieser Debatte für unsere Stadt einsetzen. Kultur ist vielfältig und bietet für verschiedenste Geschmäcker und Einkommenssituationen verschiedene Möglichkeiten. Oper- und Theater gelten dabei im öffentlichen Diskurs nicht gerade als Kultur für junge Menschen. Wir sehen das anders. Wir als junge Bonner*innen stehen hinter der Oper und dem Theater und kämpfen für eine vielfältige Kulturlandschaft in Bonn. Nur durch die Vielfalt in den Möglichkeiten, kann die Kultur sich entfalten und verschiedene Dinge ausprobieren.

Wir lehnen einen Neubau entschieden ab. Zum einen ist der jetzige Platz von Oper und Theater fest in das Bild unserer Stadt integriert und zum anderen sind die Neubaukosten nicht kalkulierbar. Stuttgart21, die Hamburger Elbphilharmonie, der Berliner Flughafen und das WCCB ermahnen uns, einen Neubau auf die leichte Schulter zu nehmen. Des Weiteren entspricht eine Instandsetzung im Gegensatz zu einem Neubau, der kerngrünen Forderung nach Nachhaltigkeit im Städtebau!

Weitergehend fordern wir, neben der klaren Positionierung für Oper und Theater am jetzigen Standpunkt, eine Ausweitung der vergünstigten Möglichkeiten für Geringverdienende, an der städtischen Kultur teilhaben zu können. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Eintrittspreise für Studierende, Auszubildende etc. zu verringern. Als Beispiel sei ein Modell aus Wien genannt, wo es wenige Minuten vor Vorstellungsbeginn für Studierende und Auszubildende übrig gebliebene Tickets für lediglich 5€ zu erwerben gibt, oder ein Modell mit festen Kontingenten vergünstigter Tickets für Auszubildende und Studierende. Die Möglichkeiten sind vielfältig, das Ziel ist klar: jungen Menschen mit geringen Einkommen jede Form der Kultur zu ermöglichen!

Über Gastautor:innen (*):

Unter der Kennung "Gastautor:innen" fassen wir die unterschiedlichsten Beiträge externer Quellen zusammen, die wir dankbar im Beueler-Extradienst (wieder-)veröffentlichen dürfen. Die Autor*innen, Quellen und ggf. Lizenzen sind, soweit bekannt, jeweils im Beitrag vermerkt und/oder verlinkt.