… und ihre Bedeutung für das Erstarken der Rechtspopulisten”
Die Willi-Eichler-Akademie und der DGB-Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg hatten eingeladen und Prof. Dr. Bettina Kohlrausch von der Universität Paderborn sprach über eine von ihr erstellte Studie, die sie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung verfasst hat.
Bei den Wähler*innen der AfD ist ein hohes Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen festzustellen. Dies geht einher mit subjektiven, aber auch realen Abstiegsängsten, die bei allen Bevölkerungsschichten festzustellen sind. Selbst bei gut verdienenden Menschen aus der Oberschicht sind solche Ängste, kombiniert mit Befürchtungen der Überfremdung der Gesellschaft und der Fragmentierung gewachsener Sozialstrukturen zu konstatieren.
Gewerkschaftsmitglieder haben eine relativ hohe Affinität zu den Rechtspopulisten. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und der Wahl der AfD ist allerdings nicht feststellbar.
Begünstigt werden die Rechtspopulisten durch die globalisierungsbedingten Unsicherheiten, durch die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die Schwächung gewerkschaftlicher Strukturen, bei der auch ein Betriebsrat und/oder ein Tarifvertrag nicht mehr stabilisierend wirken. Hinzu kommt der fundamental geänderte Medienkonsum, der Populisten begünstigt, während klassische Medien wie gedruckte Qualitätszeitungen um ihr Überleben kämpfen müssen.
Die offene sozialpolitische Flanke bei Arbeitslosigkeit und prekären Jobs muss dringend geschlossen werden. Politik und Gewerkschaften müssen auf die Skeptiker*innen zugehen und mit ihnen sprechen. Ich füge hinzu: Wenn der Abstand zwischen Kapital und Arbeit immer größer wird, müssen wir auch den Kapitalismus in Frage stellen. Es darf keine Denkverbote geben. Die Demokratie und die Menschen brauchen eine Zukunftsvision, die soziale Verwerfungen überwindet und für Gerechtigkeit sorgt. Und an den Grenzen darf die Vision nicht enden. Denn Nationalismus ist als Reaktion auf die Globalisierung der falsche Weg.
Zum gleichen Thema: die Doku-Serie „Ungleichland“ von ARD/WDR.
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