Johanna Luyssen, Korrespondentin der französischen Zeitung Liberation, schreibt in der taz ihre Sicht auf die kranken “LOL”-Männer. Sie gibt uns Fernstehenden einen guten Eindruck, wie die Kerle Wirkung gegen die Frauen erzielen. Eine ihrer Thesen halte ich allerdings für zu steil: dass es eine Pariser Besonderheit ist. Sicher herrscht in Frankreich eine besondere Form von Klassengesellschaft; und die Differenz zwischen Metropole und Provinz ist besonders gross. Aber werfen Sie mal einen Blick auf Berlin. Es lag schon in der einstigen DDR am Ostrand. Hunderte Kilometer drumherum ist nichts. Und die Klassengegensätze sind gerade hier besonders sichtbar. Zwischen dem gentrifizierten Prenzlberg und dem Wedding, dem das noch bevorsteht, weiss bisweilen die eine Strassenseite schon nichts mehr von der sozialen Wirklichkeit auf der anderen Strassenseite. Und will es auch nicht wissen. Und schauen Sie sich, wenn Sie schon den Ausknopf nicht finden, in den Talk-Trash-Shows die Nasenspitze von Journalistendarstellern wie Reichelt oder Poschardt an: was sehen Sie da? OK, das sind jetzt nicht, wie im französischen “LOL”-Fall “Linksliberale”, sondern Rechte. Aber ich versichere Ihnen: das politische Spektrum spielt hier kaum eine Rolle: bei den Grünen kenne ich auch solche Männer, sie lassen sich nur nicht so doof erwischen.
Es gibt auch gute Nachrichten. Aus der Ferne habe ich das kaum für möglich gehalten. Alexandria Ocasio-Cortez und die politische Bewegung, die sie ins Repräsentantenhaus gespült hat, haben den Superduper-Weltkonzern Amazon von einer weiteren Gentrifizierung New Yorker Stadtteile abgehalten. Vorbildlich. Beachten Sie auch unter dem verlinkten Text den Kasten zum Konzept der “Amazon-Go”-Warenhäuser. Mich wird in diesem Leben da keine*r mehr reinkriegen.
Auch in Bonn strampeln Stadtverwaltung, Gewerbe und das Monopolblatt gegen ein drohendes Dieselfahrverbot. Ich sage voraus: es wird vergeblich sein. Die bisherigen Pläne werden nicht ausreichen, den Autoverkehr zu verringern. Jürgen Resch/Deutsche Umwelthilfe (DUH) lobte heute morgen im DLF ausdrücklich die Anstrengungen der Stadt Wiesbaden. Sie können an den Grenzwerten rumzerren, und die Augen und Nasen zuhalten, auf dass es von alleine vorbeigeht. Wenn sie aufwachen, müssen sie immer noch was gegen Dreck und Gift tun.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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