Von Günter Bannas
Frage: Was haben Kevin Kühnert (SPD, 30) und Tilman Kuban (CDU, 32) gemeinsam? Antwort: Sie kämpfen gegen das Establishment ihrer Parteien. Der eine von links, der andere von rechts. Der Vorsitzende der Jungsozialisten ist der Anführer der GroKo-Gegner und nimmt (entscheidenden?) Einfluss auf die Wahl des Parteivorsitzenden. Der Chef der Jungen Union attackiert die Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel und verlangt die Urwahl des nächsten CDU-Kanzlerkandidaten. Den Jusos gehören etwa 80 000 der rund 430 000 SPD-Mitglieder an. Die Junge Union ist mit etwa 110 000 Mitgliedern Deutschlands größter politischer Jugendverband – bei 925 000 CDU-Mitgliedern und 138 000 CSU-Mitgliedern; die Junge Union ist gemeinsamer Jugendverband beider Parteien. Im Binnenbetrieb ihrer Parteien sind Jungsozialisten und Junge Union einflussreich. Doch wie ist es mit der Außenwirkung – außer, dass sie den Medien bekannt sind?
Bei der jüngsten bundesweiten Wahl, der Europawahl im Mai, sah es für Union und SPD bei jüngeren Wählern schlimm aus. Die kürzlich veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes lassen sich so zusammenfassen:
1. Die Altparteien sehen im wörtlichen Sinne alt aus.
2. Den Zahlen nach gehört die Zukunft den Grünen.
In den Altersgruppen von 18 bis 44 Jahren sind die Grünen durchgängig stärkste Partei geworden. Bei den Erstwählern (18 bis 24 Jahre) kamen CDU und CSU zusammen auf 11,6 Prozent. Die Grünen erreichten 34,9 Prozent. Die SPD kam auf 8,5 Prozent. Auch in der nachfolgenden Altersgruppe (25 bis 34 Jahre) schnitten die Grünen mit 26,7 Prozent am besten ab. CDU und CSU landeten auch hier auf Platz zwei – mit 17,3 Prozent. Die SPD erreichte 10,4 Prozent. Bei den Wählern zwischen 35 und 44 Jahren kamen die Grünen auf 24,4 Prozent. CDU/CSU folgten mit 24,1 Prozent und die SPD mit 11,2 Prozent. Selbst in der Altersgruppe 45 bis 59 schnitten die Grünen mit 23,6 Prozent (bei einem Gesamtergebnis von 20,5 Prozent) überdurchschnittlich gut ab. Erst bei den Wählern über 60 hängten Union und SPD die Grünen deutlich ab.
Konsequenzen für die Jungpolitiker? Wohl kaum. Vorrang hat der parteiinterne Aufstieg. Also dann: Wenn alles so weitergeht, werden sich Kuban und Kühnert einmal in einem Bundeskabinett begegnen – unter Bundeskanzlerin Annalena Baerbock. „Baerbocks Jungs“ würden sie dann genannt. Womöglich.
Günter Bannas ist Kolumnist des HAUPTSTADTBRIEFS. Bis März 2018 war er Leiter der Berliner Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus “DER HAUPTSTADTBRIEF AM SONNTAG in der Berliner Morgenpost”, mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion.
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