Der Deutsche an sich meint ja, er hätte ein Menschenrecht auf Welt- oder mindestens Europameister-werden. Wenn das mal nicht passiert, ziemlich oft, im Fußball, in der Formel 1 oder im Export, dann ist Krise, Verantwortliche müssen abgewählt, gestürzt und entlassen werden. Und der Deutsche hat das Ersatz-Menschenrecht auf Beleidigtsein. Ich habe gewiss den Grundgesetzartikel immer übersehen, in dem das unabänderlich verankert ist. Folgerichtig gibt es in Deutschland kein Massenmedium, das bereit und imstande ist, auf diesem Klavier zu spielen zu verzichten. Sie sind ja selbst beleidigt: Auflagen- und Einschaltquoten-Schwindsucht.
Ist ja alles gut und schön. Wenn sich die erwachsenen Klimaverpester*innen auf diese Weise beständig beleidigt um sich selbst drehen wollen, sollen sie es tun. Aber bitte die Kinder in Ruhe lassen.
Es gibt keine Pflicht für Kinder hochbegabt zu sein. Es gibt keine Pflicht Welt- und Europameister*in im Schreiben, Lesen, Rechnen zu werden. Es genügt völlig, es schlicht und einfach zu lernen. Junge und Mädchen darf sogar Letzter werden, wenn sie*er es gelernt hat. Und wenn Est*inn*en oder Lett*inn*en es “besser” können, ist doch auch schön.
Der Kern des Problems wird in dem Gelärme nämlich übersehen. Und ja, das ist vielleicht ein Beweis zur Minderbemitteltheit des deutschen Volkstums in den Grundrechenarten der Mathematik. Wenn die Starken den Schwachen nicht helfen, sondern sie hängenlassen, kann das Team nicht gewinnen und fällt gerechterweise zurück. Der Trick zum Erfolg wäre: Solidarität. Kinder, die rausfinden, was das ist, werden richtig stark. Das darf der deutsche Bertelsmann-Kapitalismus nicht hinnehmen. Es gefährdet Herrschaft.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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