Trump und die DFL, u.a.

In meinem stark erweitert gedachten Bekanntenkreis hat es zwei alte Damen erwischt. Angehörige dürfen schwer Erkrankte (= Risikogruppe) nicht mehr besuchen, und wissen nicht, ob sie sie noch jemals zu Lebzeiten sehen können. Das sind von mir aus gesehen die nächstgelegenen Einschläge. Bei meinem Arzt nehmen die Infektionsfälle ab, immerhin. Das Epizentrum bekannter Infektionsfälle ist das Zentrum der Weltmacht, die USA. Wie dieser Riese taumelt, lässt für die nahe Zukunft Schlimmstes befürchten.
Dass die Trump-Administration desolat und zerstritten agiert, ist wahrlich keine neue Nachricht mehr. An Bedeutung gewinnt vielleicht allenfalls, dass die Todesopfer dieser Macht weniger in fremden, als vielmehr im eigenen Land erlitten werden. Wobei natürlich das kapitalistisch durchmachtete Gesundheitssystem im Weltmassstab, das schon vor Corona Millionen Todesopfer verursachte, hauptsächlich von den USA, aber auch direkt gefolgt von Deutschland mitzuverantworten ist. Ein weites Feld.
Der aktuelle Corona-Konflikt in den USA kreist um die Frage, welche Mittel gegen Covid-19 helfen. Und der Präsident hat da ein Malaria-Mittel eines Herstellers entdeckt, bei dem seine Familie investiert ist. Alles Andere wäre auch eine grosse Überraschung gewesen. Diverse aufschlussreiche Berichte dazu von Frauke Steffens/FAZ, von Majid Sattar/FAZ (Ex-Kollege von Günter Bannas in Berlin), von Daniel Dillmann/FR und eine kompakte Darstellung des medizinischen Für und Widers von Werner Bartens/SZ, ein – obwohl talkshowerprobter – seriöser Medizinjournalist, der Arzt gelernt hat.

Die Blase DFL

Alexander Kekulè, der ansonsten als sein mediales Branding radikale und klare Aus- und Ansprache pflegt, hat sich jüngst im Nichtereignis ZDF-Sportstudio ans milliardenschwere Fußballbusiness rangeschleimt. Wenn es eine geschlossene “Blase” bilde, könnten sie so weitermachen, als wär nichts. Ohne Fans selbstverständlich, als wäre alles nur virtuell. Die Jungmillionäre würden wie gefährliche exotische Versuchstiere in einem künstlichen Käfig gehalten, so oft coronagestestet, wie es für eine Grossstadt derzeit nicht gewährleistet ist. Und wenn dann einer positiv ist, ist wieder Schluss? Oder sollen sie halt sehenden Auges, ganz im Sinne neoliberaler “Selbstverantwortung”, und als Vorbild der sie anhimmelnden Kindermassen, heldenhaft in den Tod gehen?
Gestern wies ich hier schon auf ein Dokument hin, das das gegenwärtige Weltbild des für den Sport zuständigen Bundesinnenministeriums, dessen Boss längst hätte zurücktreten müssen, nachlesbar machte. Daraus lässt sich schliessen: ja, so könnte es kommen. Sie arbeiten darauf hin. Sie sind in der Maschine gefangen. Wirklichkeitswahrnehmung, wie hier ganz realomässig bei Frank Hellmann/FR – Fehlanzeige! Die Welt hier draussen ist ihnen seit Jahren fremd. Die Maschine muss laufen.
Ein Wirtschafts-Professor aus Bocholt macht auf weitere Vabanque-Spiele des Ministeriums, das für Sicherheit und die Verfassung zuständig ist, aufmerksam. Die so denken, werden dem Kommando der DFL-Kapitäne bereitwillig folgen.
Das wird der Tod des Fußballs. Er wird nicht vom Virus, sondern vom Kapitalismus gefressen. Wir werden enteignet. Wir werden Paralellstukturen für den Fußball schaffen müssen. Und übrigens auch für die vom Journalismus auf Produktpräsentation umgestiegenen Medien. Der “Neustart” wird der härteste aller politischen Kämpfe, die es abgesehen von völkermördernden Kriegen, jemals im kapitalistischen Zeitalter gegeben hat.
Übrigens: die Mutter des teuersten (und besten) Fußballcoiaches der Welt, Pep Guardiola, ist in Katalonien ebenfalls gestorben. Sein Arbeitgeber sind die Vereinigten Arabischen Emirate. Bei ihm könnte die Trauer was auslösen, beim System sicher nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net