Der Verteidiger rennt zurück zum Tor, die Augen auf den ballführenden gegnerischen Flügelstürmer gerichtet, hinter sich den Atem des gegnerischen Mittelstürmers ahnend. Die bedrohliche Flanke fliegt in den Strafraum, er grätscht ihr entgegen … und scheisse, das darf doch nicht wahr sein. Oder der Verteidiger führt den Ball, kann aber niemand anspielen, weil seine faulen Mannschaftskollegen sich zu wenig bewegen, er also den Ball zurück zum Torwart, und dann das: ein Hubbel im Rasen, der Torwart schlägt ein Luftloch, der Ball rollt weiter. So ähnlich machen es jetzt die Jungs Laschet und Söder, die sich von der DFL, Bild und Sky haben einwickeln lassen.
Ich bin sicher, dass Angela Merkel sich schon seit Tagen darauf freut, diese pubertären Jungs auflaufen zu lassen – und mit ihr Horst Seehofer, der besondere “Parteifreund” von Söder, und sportzuständige Bundesinnenminister, der meiner Meinung nach schon lange hätte zurücktreten müssen, aber auf mich hört ja keiner, und jetzt wird er erst recht noch was bleiben.
Wie immer ist die FR bestens informiert (hier Müller und hier Kilchenstein), wie es auf den Frankfurter Fluren des Fußballbusiness zugeht. Die FAZ meint ihrerseits die Originaldokumente zum loslegen vorliegen zu haben.
Jetzt stellen Sie sich mal die Viertklässler vor, also ca. 10-jährige, die jetzt vorsichtig in die Schulen gelassen werden sollen, weil im deutschen Klassen-Bildungssystem entschieden werden muss, welche Schulen sie in Zukunft besuchen sollen. Wenn die am 10. Mai das erste Geisterspiel ihres Vereins in der Glotze gesehen haben – und morgens ermahnt sie die Lehrerin 2m-Distanz zu halten …. Wieso das? So hätte der Lewandowski das Tor doch nie geschossen.
Die DFL hat es gefürchtet, und sie hatte recht damit. Ist aber auch selber schuld, wenn sie sich als Medienpartner solche sucht, die ohne Geisterspiele so tot gehen, wie sie selbst, und politische Partner, die so wenig von der Gesellschaft da draussen wissen, wie sie selbst, also alle die gleiche Panik haben. Wie sollen die gute Berater sein können? Vollprofis? Haben wir gelacht … Die klügste Analyse zu dieser vertrackten Lage kam von denen, die die Fußballoligarchen kurz vor Corona über die Dietmar-Hopp-Inszenierung unbedingt und für immer loswerden wollten, den Ultras. Kluge Bosse hätten die nicht diffamiert, sondern sofort eingestellt (= gekauft), weil die sich im richtigen Leben wenigstens auskennen.
Die Einzige, die keine Panik hat, muss sich vielleicht schon auf Übermonate einstellen, weil die potenziellen Nachfolger es so ähnlich verkacken, wie es die Wallstreet mit der US-Präsidentschaft getan hat. Das ist wahrscheinlich das, was sie am meisten fürchten muss.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net