Kein Schnee, kein Regen, kein Sturm, Hitzewelle schon vorbei. Trotzdem gibt es einen ARD-Brennpunkt, heute nach der Tagesschau. Was ist in der ARD geschehen? Gab es eine Revolution in den Sendern? Haben etwa Journalist*inn*en die Macht übernommen? Nein, so weit ist es noch nicht. Es hat “nur” gebrannt, in Moria auf Lesbos. Überraschend daran ist eigentlich nur, wie lange es gedauert hat, bis es zu dieser katastrophalen Eskalation kam. Auf dieser Insel habe ich 1978 in Mithymna/Molivos das bisher schönste Pensionszimmer meines Lebens bewohnt. Dort hat die EU zusammen mit der erpressbaren griechischen Regierung und dem Despoten Erdogan vom gegenüberliegenden Meeresufer ein Lager gebaut für 1.500 bis 2.000 Menschen, und dann rund 12.000 dort einsperren lassen.
Der Grüne Europaabgeordnete Erik Marquardt, der sich schon seit etlichen Jahren in dieser Sache engagiert, hat dazu heute mittag das Nötige gesagt. Wenn Sie die Aggression des DLF-Interviewers Müller sinnlich wahrnehmen wollen, sollten Sie es mit der Hörfassung versuchen. Wenn Ihnen das nicht genug ans Herz geht, nehmen Sie noch Isabel Schayani/WDR5 dazu (Audio 5 min).
Es bleibt dabei: Horst Seehofer sollte als Bundesinnenminister sofort zurücktreten. Hätte er das schon vor Jahren erledigt, könnten jetzt schon über 1.000 Menschen aus Moria, z.B. in NRW, z.B. in Bonn, in Sicherheit leben.
Aussenminister nackt ausgezogen
Nein, nicht Heiko Maas. Das würden deutsche Journalist*inn*en nie wagen, jedenfalls nicht in der Glotze. Es war mal wieder Armin Wolf, der “seinen” österreichischen Aussenminister Schallenberg und seinen Zynismus zur Kenntlichkeit an die Wand nagelte. Dafür war dieses Mal nicht viel Recherche erforderlich, sondern Ichstärke und Haltung. In der 3sat-Fassung von ZIB2 verriet Wolf die noch ein weiteres Mal in der Abmoderation eines Schirach-Stückes am Berliner Ensemble. So ein starker Mann.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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