1999 wurde u.a. die Botschaft Chinas in Belgrad bombardiert. Es war der erste Krieg, an dem Deutschland seit 1945 aktiv teilnahm, völkerrechtswidrig, weil ohne UN-Mandat. Die Bundesregierung war rot-grün. Es gibt zwei parallele Wikipedia-Einträge zu dem Vorgang (hier und hier), beide aufgrund ihres Detailreichtums lesenswert. War es Absicht? Ist das wichtig? Der Krieg war Absicht. Und China hat es “gut” in Erinnerung behalten. So brutal ist heute seine Rache (Audio 7 min).
Der Chinese bombardiert nicht. Hinterlistig wie er ist, gewinnt er Einfluss durch Hilfslieferungen medizinischer Güter. Sie sind sogar schon bei mir persönlich eingeschlagen.. Gegen diese Gefahr müssen die Reihen nun umso fester geschlossen werden – unser sozialdemokratischer Aussenminister immer in der ersten Reihe. Wahlkämpfe hat der Mann noch keine gewonnen.
Wie das geht, bzw. ging, Wahlsiege von Sozialdemokraten, daran können sich die meisten Bundesbürger*innen verständlicherweise nicht mehr erinnern. Darum hat der weise Gelehrte Friedrich Küppersbusch dieses Lehrvideo (7 min) angefertigt. An seinen Schwarzweiss-Bildern ist unschwer ihr Alter zu erkennen. Da können selbst die Grünen noch was lernen. Aber die haben keine Zeit mehr, sowas langes noch zu gucken.
Was Küppersbusch, um die Grünen nicht zu überfordern, nicht erwähnte: mit dem, was er dort zeigte, gelang es der damaligen Bundesregierung zu (illegalen) politischen Streiks für die Regierung zu mobilisieren, wie es Deutschland davor und danach nicht erlebt hat. Die Wahlbeteiligung bei der entsprechenden Bundestagswahl 1972 erreichte 91,1%, die SPD eine Mitgliederzahl von rund 1 Million (nur West-BRD!). Ich persönlich trug als nicht wahlberechtigter 15-jähriger im Katholischen Gottesdienst, mit Hirtenwort zur Wahl der CDU/CSU (meine Eltern zwangen mich zur Teilnahme), einen “Willy wählen”-Button an der Anzugjacke. Mein “Mut” tat mir gut.
Die schnöde Gegenwart hat den damaligen Wahlkampfleiter der SPD Albrecht Müller in pure paranoide Verbitterung getrieben. Seine Verzweiflung kann ich partiell teilen. Die ungelöste strategische und gesellschaftliche Frage ist: warum wird diese Erinnerung nicht wirkungsvoll wachgehalten? Warum ist er daran gescheitert? Warum ich? Und die Vielen, die das begeistert miterlebt haben?
“Jenes höhere Wesen, das wir verehren”
(Mehr zu dieser Zwischenüberschrift hier) Ich erwähnte oben die Hirtenworte der katholischen Bischöfe von 1972. Sie mobilisierten meinen Widerstandsgeist, erreichten also das Gegenteil dessen, was sie wollten. Heute sind diese Figuren gesellschaftspolitisch weitgehend entmachtet. Aber sie existieren weiter. Sie sind zwar einflussarm, aber immer noch reich und mit viel Macht über andere Menschen. Sehr vielen haben sie Gewalt angetan. Rache? Verzweiflung? Sadismus? All das war sicher dabei.
Wie weit kann paranoide Weltabgewandtheit reichen? Wie ist sie wirkungsvoll und menschenrechtlich zu bekämpfen? Ich war zwar gerade im Bad, habe aber Passagen dieses Gesprächs von Christiane Florin und Mara Klein noch gehört. Gespenstisch wie ein exzellenter Horrorfilm, aber aus dieser Welt, aus der Politik der Gegenwart, nicht von 1972. Vieles ist noch da, und fordert menschliche Opfer. Ignoranz ist keine Option.
Wenn die katholische Kirche meinen Rat haben will: die Bischöfe sind von Angst getrieben und so überwältigt – die Frauen müssen putschen. Ich wünsche viel Erfolg! Und passt auf, dass die nicht mit der Kasse (inkl. Immobilienbesitz, Kunstwerke etc.) verschwinden!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net