Olaf Scholz im Schwitzkasten: wird Aussitzen noch gutgehen? / DFB: ein Überblick übers Intrigengetümmel
Landeskorrespondent*inn*en des DLF sind immer etwas unabhängiger, als ihre Kolleg*inn*en von anderen ARD-Sendern. Das liegt daran, dass die “kurzen Dienstwege” länger sind. Als der WDR z.B. seine Landesprogramme einige Jahrzehnte von Köln nach Düsseldorf verlegte, waren sie besonders kurz. Beim Sender hofften sie vielleicht, sie bekämen mehr mit. Für die Landesregierung war es bequemer, wenn es sich mal wieder zu beschweren galt. Der WDR hat sich korrigiert. Die Landesprogramme werden wieder von Köln aus geleitet. Der Qualität hat diese Distanz über die Alaaf/Helau-Grenze hinweg eher gutgetan.
Der DLF hat in den Bundesländern natürlich viel weniger Leute, in der Regel nur eine*n (+ mglw. “Freie”) feste*n Korrespondent*in. Der*die hat aber mehr Beinfreiheit, weil es einer Staats- oder Senatskanzlei zu aufwendig und auffällig erscheint, sich im entfernten Köln zu beschweren. Wen ruft mann da überhaupt an?
Axel Schröder in Hamburg ist so ein Glücksfall. Auf prominentem Sendeplatz in der Radioprimetime am frühen Morgen lieferte er ein akustisches Sittenbild über “Das schlechte Gedächtnis des Olaf Scholz – Die Warburg Cum-Ex-Files” (Audio 8 min). Der DLF ist nur ein Nischensender der mediensüchtigen Politelite. Die hören es aber alle. Massenwirkung ist was Anderes. Immerhin wird der Mann ja bald Kanzler.
Darum meint Olaf Scholz ja auch, dass er das nach den Vorbildern des Herrn Kohl und der Frau Merkel aussitzen könne. Denn Ausreissversuche von ihm aus diesem Schwitzkasten waren bisher nicht zu erkennen. Kalkuliert er da richtig? Es hat Medienumbrüche gegeben, die dem Handwerkszeugkasten von Kohl und Merkel (“Neuland”) bisweilen bereits über den Kopf gewachsen sind. Auch der scheinbar so clevere Olaf könnte da noch neue Erfahrungen machen.
DFB im Fegefeuer
Massiv dazu gezwungen sieht sich eine Massenorganisation, die im Rückblick als Aussitz-Rekordweltmeister bezeichnet werden darf: der Deutsche Fussball-Bund DFB. Niemand ist mehr imstande, den Überblick über die dieses stolze Organisationsgebilde zerfressenden Intrigen zu behalten. Obwohl: vielleicht doch. Jan Christian Müller/FR verteidigt seine Pole-Position, stark.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net