„Der Krieg ernährt sich selbst“
Hungrige Soldaten der russischen Invasionsarmee in der Ukraine versorgen sich offensichtlich selbst – durch Supermarktplündereien (vgl. Wallenstein: „Der Krieg ernährt den Krieg“). Die russische Logistik funktioniert nicht. Deswegen hängen auch viele Konvois fest – weil kein Sprit kommt. Die Ukraine ist ein großes Land mit weiten Wegen. Hier offenbaren sich logistische „Anfängerfehler“ der russischen Armeeführung. Hätte die Ukraine die nötigen militärischen Mittel, wären die festsitzenden russischen Konvois eine leichte Beute.
Das alles ist irgendwie nicht überraschend. Russland, ein Land mit einer Wirtschaftsstärke, die irgendwo zwischen der von Spanien und Italien liegt, will sein riesiges Nachbarland besetzen und den Rest der Welt bedrohen. In der UN-Vollversammlung applaudieren dafür vier (4!) Verbündete: Syrien, Eritrea, Nordkorea, Belarus – und die Welt zittert? Das ist irgendwie absurd – aber auch hochgefährlich. Helmut Schmidt fasste die russische (damals sowjetische) Macht in der Kurzformel: „Obervolta mit Raketen“. Im postkolonialen Wording ist das vielleicht nicht ganz korrekt, aber in der Sache nicht ganz falsch.
Der Westen sollte sich nicht auf die Blood-and-honour-Sprüche von Putin und Lawrow einlassen. Die sind auf Innenwirkung gemünzt. Wenn das Land (resp. seine entgrenzte Führung) einen irrationalen Kriegspfad beschreitet, dann sollte man Mittel- und Langfrist dagegen stellen: Ein Land mit 42 Mio Einwohnern besetzen, in dem vielleicht 35 Mio wütend auf Russland sind – viel Erfolg! Militärisch gegen Mächte agieren, die ökonomisch ca. 16 mal so stark sind (und auch deswegen militärisch vielleicht etwas nachlässig waren – weil die militärische Karte einfach gaga ist) – das kann ein paar Wochen Aufsehen erregen. Aber nicht ein paar Jahre gutgehen.
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