Die moralische Insolvenz des Profifussballs hat ganz materialistische Folgen in der Medienindustrie
Heute morgen war vor meiner Haustür Sperrmüll. Ziemliches Getöse wie immer, mit dem abschliessenden Lärm der Müllabfuhr. Auch in München-Unterföhring steht noch was auf dem Bürgersteig herum: ein Pay-TV-Sender, zufällig der grösste Finanzier der Deutschen Fusballliga (DFL), die den Spielbetrieb der ersten und zweiten Bundesliga betreibt und sich daran ungehemmt zu bereichern versucht. Profifussball und Pay-TV sind in Deutschland zwei Geschwister, die beständig die Demokratie belästigen, nerven und auszusaugen versuchen. nach dem Motto “Fussball first” – Pandemie, Krieg, Sklavenarbeit, Menschenhandel, alles egal. Es wird Zeit, dass die mal in eine Sonderschule eingesperrt werden – ganz ohne Inklusion.
Fussball- und Medienoligarchen waren schon immer Geschwister im Geiste. Damals, als Bild noch 5 Mio. Lügenblätter verkaufte, war das zwar auch schon moralisch verkommen, materialistisch aber noch erklärbar. Heute ist es nur noch von gestern, Bild liegt unter 900.000 Verkäufen, sein TV musste es gerade – weitgehend – dichtmachen (0,2% Marktanteil; s. Küppersbusch in der heute-show ab Min. 30:45). Und jetzt steht Sky auf dem Bürgersteig, und wartet darauf abgeholt zu werden.
German Pay-TV begann als “Premiere”, Bertelsmann und Kohl-Spezi-Kirch taten sich zusammen. Bertelsmann flüchtete rechtzeitig, und Kirch machte pleite. Murdoch übernahm die Konkursmasse, der hatte mit viel politischer Protektion, die er sich mit dem Kauf der jeweiligen von ihm persönlich ausgewählten Premieministern erkauft hatte, ein profitables Pay-TV bei den Elfmeterversagern im UK etabliert. Aber Murdoch ist fast tot und muss eine Erbe ordnen. Bevor es ein Fass ohne Boden wurde, hat er Sky rechtzeitig an Comcast verkauft.
Und wer mag die nur beraten haben, das faule Ei zu erwerben? Jetzt haben sie es gemerkt. Manche US-Unternehmen haben wohl noch nie was von “German Silly Money” gehört.
Das alles erklärt die Unruhe in der DFL, die soeben ihre Geschäftsführerin auf die Strasse gesetzt hat. Der jetzige DFL-Allmächtige Hans-Joachim Watzke, westfälisches CDU-Urgestein wie Friedrich Merz, aber mutmasslich nicht ganz so dumm, hat in seiner Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, die er schon einmal vor der Pleite retten musste, den Arsch auf Grundeis: minus 35 Mio. im letzten Jahr (hoffentlich können sie für unseren Bensebaini noch anständig bezahlen). Und das sind im Vergleich noch gute Zahlen (bei Juve in Italien regiert bereits der Staatsanwalt und die Finanzpolizei).
Die DFL-Mitglieder wollen beim nächsten TV-Vertrag 2024 unbedingt höhere Einnahmen. Kriegen sie aber nicht. Sie können froh sein, wenn sich der russisch-ukrainisch-US-amerikanische Oligarch Len Blavatnik (Dazn) gnädig und grosszügig zeigt. Sky ist gescheitert, weil es ausser Fussball nichts Exklusives zu bieten hatte. Bei Filmware ist die Konkurrenz stärker – und zahlreich. Gewinn macht von den Streamingdiensten noch fast keiner, weil sie zu viele sind. Alle kalkulieren, irgendwann die andern totzukonkurrieren oder zu fressen.
Warum also überteuerten Profifussball kaufen, der sowieso nicht refinanzierbar ist?
Ex-DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat sich als Medienunternehmer “selbstständig” gemacht, aber in Wahrheit schon mit dem Springerkonzern verbunden. Ein möglicher Retter? Döpfner und Seifert würde gewiss gerne als Superhelden of German Fussball einspringen und öffentlich auftreten. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das die US-Investoren im Springerkonzern amüsiert.
Für uns als Öffentlichkeit bleibt die Frage der Positionierung “unserer” Medien ARD und ZDF. Sie agierten bis heute nach dem Motto: Dabeisein ist alles, dafür zahlen wir gerne – ist ja nicht unser Geld. Wir sind so gerne lieb zum Profifussball, weil unsere Führungsleute, Intendant*inn*en, Direktor*inn*en, Redakteur*inn*e*n und Moderator*inn*en, so gerne von den Reichen, Berühmten und Mächtigen liebgehabt werden. Und unsere Finanziers, die Haushaltsabgabenzahler*innen, reden uns nicht dazwischen.
Diese Zeit geht jetzt zuende. Aber wer sagts ihnen?
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