Es passt in die kriegerische Landschaft. Sowohl investierende Grosskonzerne, Oligarchen aus Ost und West, als auch feudalstaatliche Akteure bemächtigen sich des Sport- und insbesondere Fussballbusiness zwecks strahlender Selbstdarstellung und Überstrahlung ihrer Verbrechen. Hier die aktuellen Indizien, die gleichzeitig zeigen, dass diese Versuche erfreulicherweise nicht ohne Widerspruch bleiben, weil Sport für das Planungssicherheit wünschende Grosskapital eine allzu sperrige und menschliche Sache ist.
Der bedeutendste Fall ist gewiss der Versuch der Sauds, sich der Frauen-Fussball-WM in Australien und Neuseeland (20.7. bis 20.8.) als Fifa-Hauptsponsor zu bemächtigen. Die Sauds sind da ganz schmerzfrei, was die innewohnenden Widersprüche betrifft, und die Fifa in Zürich ist es auch. Der geschätzte Kollege Martin Krauss/taz nimmt es auf die Rolle: “Sportswashing beim Fußball: Mit Frauen noch besser waschen – Bei der Frauen-WM tritt Saudi-Arabien als Sponsor auf. Die Ausrichter Australien und Neuseeland sind empört.”
Beim FC Chelsea in London hat sich der im sicheren israelischen Exil weilende russische Oligarch Abramowitsch vom US-Oligarchen Todd Lawrence Boehly gegen Zahlung einer bescheidenen Milliardensumme ablösen lassen. Dazu die aktuelle Betrachtung von Andreas Rüttenauer/taz (“lebenslänglich Bayer”): “Transferausgaben beim FC Chelsea: Das große Shoppen – Die neuen Eigentümer des FC Chelsea investieren in der laufenden Saison 600 Millionen Euro in den Kader. Jetzt müssen Erfolge her.”
Meine Borussia (Mönchengladbach) muss jetzt gegen die Abstiegskandidaten S04 und Hertha BSC antreten. Gegen solche Gegner ist die Blamagenwahrscheinlichkeit einschüchternd hoch. Hochveranlagte Teams mit einer Überzahl egomanischer Talente haben gegen solche “leichten” Gegner immer Motivationsschwierigkeiten. Muss mann gegen die ernsthaft genauso viel rennen? Und – konkurrierenden – Mitspielern ernsthaft helfen, wenn die sich gegen derart unterklassige Gegenspieler blamieren?
Zur Trümmer-Hertha aus der Stadt im Osten der Republik hat Martin Krauss/taz auch eine reife Einschätzung: “Hertha BSC und Union Berlin: Der Fluch der alten Dame – Braucht Berlin die Hertha noch? Oder geht der vermeintliche Big-City-Club bald den Weg aller Faxgeräte?” Ich lerne bei ihm, dass der Möchtegern-“BigCity”-Klub Weddinger Herkunft ist, ein eher proletarisch geprägter Stadtteil. Und ich glaubte immer, der Weddinger Klub sei Rapide Wedding, acht Jahre zweite Liga in der damaligen Regionalliga Berlin (1966-74). Naja, nicht alles an Berlin ist wichtig.
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