Ein leichter Mediathektipp – und schwere digitalpolitische Lektüre
In meinem Frendinnenkreis reagieren sie mittlerweile schon etwas angestrengt, wenn ich schon wieder von “Doppelhaushälfte” schwärme. Darum fange ich jetzt gar nicht erst damit an, sondern empfehle Ihnen
Wiebke Hollersen/Berliner Zeitung: “‘Doppelhaushälfte’: Kann öffentlich-rechtliches Fernsehen so gut sein? – Im Brandenburger Speckgürtel knallen auch in der zweiten Staffel der Serie zwei Lebensentwürfe aufeinander. Das muss man sehen. Vor allem wegen eines Mannes.”
Ich füge dem lediglich hinzu: die letzte Folge, in der alle Rollen miteinander im “Metaverse” spielten, war geeignet, meine Allergie gegen diesen IT-Konzern abzubauen. Merke: ist aber nur Fernsehen!
Wenn es Ihnen zu heiss ist, jetzt woanders lesen
Die Kolleg*inn*en von netzpolitik.org stellten einen lesenswerten Vortrag online, von Gina Neff: “Künstliche Intelligenz: ‘Eines der größten sozialen Experimente aller Zeiten’ – Künstliche Intelligenz und andere innovative Technologien entwickeln sich stetig im rasanten Tempo weiter. Was aber braucht es dafür, damit diese Werkzeuge für uns als Gesellschaft wirken?”
Den habe ich heute beim Mittagessen komplett geschafft, kann ihm komplett zustimmen, entdeckte allerdings eine schwerwiegende analytische Lücke. Die Sache mit dem fehlenden Materialismus. Ich will es mal so erklären. Jürgen Becker sagt in seinen Kabarettprogrammen immer gerne: “Legen Sie mal Geld in die Ecke, und gucken Sie mal zu, wie das arbeitet!” Richtig. Es darf nicht rumliegen. Es muss zirkulieren, um sich zu vermehren. Diese wundersame Vermehrung geschieht durch Arbeit. Die muss so billig wie möglich sein, umso besser vermehrt sich das Kapital. Dummerweise wissen jetzt sogar Menschen in Kenia oder Bangla Desh, was so los ist in der (Arbeits-)Welt. Das macht die Aufgabe immer anspruchsvoller für das erbarmungswürdige Kapital.
Hier kommt nun die Technologie ins Spiel. Ihr “Fortschritt” beschleunigt sich mit der Zirkulation des Kapitals. Er ist davon angetrieben. warten, Bedenkenträgerei usw. verringert den Vorsprung vor den Andern – und verschlechtert die Rendite. Das darf nach den Gesetzen des Kapitalismus nicht sein. Darum Privateigentum an Produktionsmitteln und Bekämpfung von Staatseinfluss und demokratischer Gesetzgebung als Vorstufe des Teufels “Sozialismus”. So weit verstanden?
Darum muss nicht vermehr- und produzierbarer Grund und und Boden privat bleiben: als sichere Quelle von Wertsteigerung (die Nachfrage steigt – das Angebot bleibt gleich). Und darum muss technologischer “Fortschritt” kultureller Aneignung und demokratischer Kontrolle davoneilen.
All das ist in vollem Gange und produziert neben Renditen und Profiten all die Probleme, die wir heute haben. Das kann politisch geschehen, weil die, die was dagegen haben, sich nicht zusammentun, sondern alle ihrem eigenen (politischen) Geschäftsmodell folgen, also willige Objekte dieses Treibens sind, obwohl sie vorgeben, was Anderes zu wollen. “Markt” dafür gibt es ja reichlich.
Weil mir heute zu warm ist, und ich noch erschöpft von dem beschissenen Fussballnachmittag gestern bin. bitte ich Sie und meine Fachautoren Roland Appel, Christian Wolf und den Maschinisten, die folgenden Ausführungen der klugen Monika Ermert/heise selbst zu lesen: “Missing Link: Digitalisierung der Schulen zurück im Dornröschenschlaf? – Mit Ende des Distanzunterrichts verlor die Digitalisierung der Schulen an Fahrt. Inzwischen steht KI schon in der Tür. Was bedeutet digitale Schule überhaupt?” Ich bin ja schon seit 1976 ausse Schule raus …
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