Und: Anneke bei Ina

mit Update 10.8.

Es war für mich in den 70er Jahren ein TV-kulturelles Erweckungserlebnis. Meine WG wäre imstande gewesen, einen Fanclub zu gründen. “Kottan ermittelt” nahm diesen “Das ist doch die Härte: Oberlippenbärte!” jeden Überrest an Autorität und gab sie vor den damaligen TV-Glotzermassen der realistischen Lächerlichkeit preis. Und den österreichischen Politdschungel, dessen Gipfel der Verkommenheit erst noch bevorstand. Es war also prophetisch. Schade für Österreich, aber lustig für uns Piefkes.

Nach meinem damaligen jugendlichen Empfinden erlangte der österreichische Sarkasmus, Humor und die gut portionierte Selbstironie mit dieser TV-Serie ihren berechtigten Weltruhm. Und nun kommt das Beste: 3sat sendet Wiederholungen der ältesten Folgen in drei Nächten ab Donnerstag. Mediathekangaben fehlen (noch). Wenn sie das da nicht reinstellen, soll sie der Teufel holen. Oder irgendein Kottan.

Update 10.8.: verfügbar nur eine Woche, hier gehts los, die ersten drei Folgen sind online.

Anneke bei Ina

Meine Freund*inn*e*n wissen, dass ich seit Jahrzehnten Ina-Müller-Fan bin. Weniger ihr Gesang hat mich angemacht, als die mutige Frechheit, die sie im deutschen TV durchgesetzt hat, und die ausser ihr niemand wagt. Sehr besorgt war ich vor Jahren (2009), als sie aus dem Nachtprogramm des NDR in das der ARD befördert wurde. Ich habe seitdem auch seltener zugeguckt, weil sich vieles ja irgendwann doch wiederholte.

Nun wurde ich aber aufmerksam, weil ein Mann bei der FAZ, Jan Wiele, ein geborener Westfale, in seinem Blatt bekannt hat, dass er ihre Show nicht verstanden hat. Ist ja nichts Schlimmes, Westfalesein ist heilbar. Oder wie Christian BARTEls/MDR-Altpapier schreibt: “Eine der wenigen öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen, die wirklich alle mögen, ist ‘Inas Nacht’? Nein, nicht mehr (‘FAZ’).”

Auf diese Weise vorstrukturiert habe ich mir die Folge angesehen. Zumal ich nicht minder Anneke-Kim-Sarnau-Fan bin. Das Kritischste, was ich dazu schreiben kann, ist: Kinder und Alkoholabhängige ins Bett.

Ansonsten: Ina, das war ja echt so gut wie früher. Es muss der Gastgeberin bewusst gewesen sein, dass Frau Sarnau vermutlich die Einzige auf der Welt ist, die sie mühelos an die Wand lachen kann. Wäre ich dabei gewesen, ich hätte unbedingt mit ihnen danach noch um die Häuser ziehen wollen. Und zuschauen, wie sie den Männern Angst machen. Preiswürdig. Verfügbar 2 Jahre.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net