Benko, Bertelsmann, Becker
An Hamburgs Hafenkante wächst ein Turm heran. Ob ihm – ökonomisch und metaphorisch gemeint – die Vollendung gelingt, ist zweifelhaft geworden. Ökonomisch könnte er einstürzen, wie die Kinder-Bauklötzchen. Und einen Bundeskanzler darunter begraben. Bauherr ist der Signa-Konzern des österreichischen Oligarchen René Benko. Dessen Geschäftsmodell ist einfach, nur viel grösser, wie bei allen Immobilien-Spekulant*inn*en: Einsammeln von Kapital zum Zwecke seiner Wäsche auf dem dafür idealtypischen deutschen Immobilienmarkt. Zur politischen Absicherung werden Ex-Politiker beschäftigt, die nach der anstrengenden Ausübung von Staatsämtern endlich mal “richtiges Geld verdienen” wollen.
Benkos Geschäftsmodell ist vom Einsturz bedroht. Sein Konzern versucht mit zügigen (Not-)Verkäufen seine Kapitalbasis zu retten. Denn das zu waschende (Flucht-)Kapital aus Osteuropa fliesst nicht mehr so, wie es geflossen ist. Kriegsschaden oder -nutzen? Die Antwort hängt ganz von der Perspektive ab. Der Krieg schädigt die (Bau-)Konjunktur, brachte Inflation und Zinswende. Alle alten Kalkulationen stimmen nicht mehr, und müssen neu berechnet werden. Das schafft Hektik und Unsicherheit, beeinträchtigt das Vertrauen unter Geschäftspartner*inne*n. Sicher ist: wenn Benkos Reich zusammenbricht, werden viele wichtige Leute mitgerissen – all die, über die er sehr viel weiss.
Ein anderer Oligarch sprach mit FAZ-Redakteurin Susanne Preuss (Paywall): der Bertelsmann-Boss und Zerstörer von Gruner&Jahr und 700 Arbeitsplätzen, Thomas Rabe. Der eingemauerte Text ist keine Interview-Wiedergabe, sondern ein Bericht der Redakteurin über das stattgefundene Gespräch mit eingestreuten Zitaten. Sollte es da etwa Abstimmungsprobleme gegeben haben? Denn die schwer zu bestreitenden Unternehmenszahlen sprechen nicht für den Interviewten, der mit diesem Gespräch die Verlängerung seiner Amtsausübung bekannt gibt.
“… Umsatzrückgang um 5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro … Cashflow … 24 Millionen Euro negativ … Konzernergebnis … 132 statt zuvor 304 Millionen Euro … Umsatz (statt erwarteten) 7,3 bis 7,4 Milliarden … nur … 7 Milliarden Euro …’adjusted EBITA’ … bei 950 Millionen … bisher 1 bis 1,05 Milliarden Euro erwartet …”
Das sieht nicht gut aus.
Sieht sie besser aus?
Die Chefin der Funke-Mediengruppe Julia Becker setzt ihre Anstrengungen fort, sich von den Männer-Oligarchen des Medienbetriebs abzusetzen. Jan Freitag führte für das Mitgliedermagazin des Deutschen-Journalistenverbandes (DJV) mit ihr dieses informative Interview: “Julia Becker: ‘Da hatte ich meine ersten Fremdschäm-Momente im Aufsichtsrat’ – Funke-Verlegerin Julia Becker (50) ist eine der mächtigsten Medienpersönlichkeiten in Deutschland. Sie hat sich mit Mathias Döpfner angelegt und setzt sich für hochwertigen Journalismus ein – dabei stößt sie im eigenen Haus manchmal an Grenzen.”
Wer immer die Dame in Sachen PR-Strategie berät, macht einen guten Job. Ob sie auch eine “andere” Verlegerin als die Andern ist? Dieser Beweis steht noch aus. Zweifel sind berechtigt. It’s the economy, stupid!
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