Ich musste lachen. Diese Diskussion habe ich schon vor über 50 Jahren geführt, als ich 1973 zunächst in die Jungdemokraten und dann (am 1. April!) in die FDP eintrat. Rund um die “Freiburger Thesen” der FDP von 1971 und das “Leverkusener Manifest” der Jungdemokraten (“Der menschliche Erkenntnisprozess ist prinzipiell unabschliessbar.”) wurde diese Frage rauf und runter, und kontinuierlich kontrovers diskutiert. 1982 war die FDP-Führung diesen geschwätzigen Krempel leid, und bekennt sich seitdem beständig zur neoliberalen Ideologie (ausser Gerhart Baum). Ein paar Tausend traten aus. Die FDP flog aus ein paar Landtagen raus. Aber wenn sie nicht gestorben ist, sitzt sie heute noch in der Bundesregierung.
Und bereitet sie uns nicht ungebremste Freude und Begeisterung? Als “Totalausfall” macht mann wenigstens keinen Fehler. Und die kapitalen Auftraggeber sind sehr zufrieden mit dieser “Leistung”.
Und nun ist an der Universität Gießen eine Professorin aufgetaucht, die das noch mal ganz von vorne diskutieren will. Elif Özmen kam erst 1974 in Bremen zur Welt. D.h. 1982, als wir die FDP verliessen, war sie erst 8. in dem Alter erlernte ich das Fahrradfahren, der Vietnamkrieg ging erst so richtig los. Ich hatte soeben meinen Lieblingsverein im Fussball gewählt (Borussia Mönchengladbach, Regionalliga West). So Sachen machte ein Ruhrgebietsjunge in dem Alter.
Und nun das: Michael Hesse (Interview)/FR. “Philosophin Elif Özmen über Liberalismus: ‘Wir befinden uns in einem neuen Kampf der Systeme’ – Philosophin Elif Özmen über eine gerechte Gesellschaft, was Liberalismus wirklich ausmacht und warum die FDP mit ihrer Vorstellung vom Staat weit daneben liegt.”
Alles noch mal von vorne? Der Altersreflex “Das haben wir doch alles schon durch” ist jedenfalls politische Irrlichterei. Dass gleiche Fragen neu diskutiert werden müssen, hat zahlreiche Gründe. Der Eine ist, dass sich nicht nur “die Zeiten”, sondern auch die materiellen Rahmenbedingungen fundamental ändern. Dem ist mit Rechthaberei nicht beizukommen.
Der andere Grund ist, dass “die Alten” auf diese Weise mit ihren eigenen politischen Versäumnissen konfrontiert werden. Was haben sie versäumt bei der Weitergabe politischer Erfahrungen und Erkenntnisse an die Jungen? Haben sie genervt? Oder waren sie einfach zu faul/müde? Dem Generationenabriss gleichgültig/ratlos/wehrlos zugeschaut?
Diesen Fragen müssen sich parallel die Veteran*inn*en der Friedensbewegung stellen. Ausser Andreas Zumach (Video 4 Stunden!) – der tourt durch die Republik, diskutiert, diskutiert, diskutiert.
Alles noch mal ganz von vorne …
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