Paul Schreyer/multipolar interviewte den ehemaligen DDR-Dissidenten Sebastian Pflugbeil zur Atomforschung, mit besonderer Aufmerksamkeit für die deutsche. Pflugbeil hat die recht sorgfältig studiert, öffnet nicht alle Datails vollständig, hat aber die dahinterstehenden politischen Strategien begriffen: “‘Das ist eine ganz perfide Sache’ – Der Physiker und Bürgerrechtler Sebastian Pflugbeil über die zunehmend in den Hintergrund geratenden Risiken der Atomenergie, fehlende Haftung sowie die Indizien für eine geheime deutsche Atomwaffenforschung – die 1986 offenbar zu einem großen Unfall bei Hamburg führte. Pflugbeil beschreibt die personellen Kontinuitäten dieser Forschung seit der Nazizeit und konstatiert: ‘Das ist ein Geflecht von Themen, die sich gegenseitig besser verstehen lassen, wenn man mehrere davon ansieht und die historische Entwicklung betrachtet.'”

Zu dem zuerst von Petra Erler kritisierten Skandal im kanadischen Parlament, für das so manche*r vergeblich auf eine ehrliche Entschuldigung des Mediendarlings Justin Trudeau wartete, gibt es ein aufschluss- und lehrreiches Interview von Paul Simon/Jungle World: Ein Gespräch mit dem Historiker John-Paul Himka über ukrainischen Geschichts­revisionismus: »Die Historiker des Holocausts in der Ukraine arbeiten weiter« – Am 22. September sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem kanadischen Unterhaus. Nach seiner Rede applaudierten die Abgeordneten auch dem 98jährigen Jaroslaw Hunka, vom Unterhaussprecher Anthony Rota vorgestellt als »ukrainisch-kanadischer Veteran des zweiten Weltkriegs, der für die ukrainische Unabhängigkeit gegen die Russen gekämpft hat«. Später wurde bekannt, dass Hunka Veteran der Waffen-SS-Division »Galizien« war, einer 1943 aufgestellten Einheit, in der viele ukrainische Freiwillige kämpften. Ein Gespräch mit dem Historiker John-Paul Himka über Geschichtsrevisionismus in der ukrainischen Diaspora, sowjetische Propaganda und seinen Respekt für ukrainische Holocaust-Historiker.”

Ingeborg Bachmann – 50. Todestag & Jean Améry – 45. Todestag

“Sich gegen die von den Medien und der politischen Macht vorgefertigten Bilder zur Wehr zu setzen, das erschien ihr am meisten notwendig in der Auseinandersetzung mit dem Krieg.” So charakterisiert Hans Höller/Junge Welt Ingeborg Bachmann, zu der in diesen Tagen ein Film von Margarethe von Trotta in die Kinos kommt, den der Autor lobt und begrüsst. (Der Link zu Höllers Text verschwindet in einigen Tagen in einem Paywall-Archiv).

Eine wichtige Rolle für Ingeborg Bachmann spielte, wie Höller bereits beschreibt, Jean Améry. Anders als Bachmann, die für meine persönliche Wahrnehmung zu früh starb, habe ich den Mann noch sehr bewusst als TV-Diskutanten und Autor wahrgenommen. Er starb 1978 einen Monat vor einer antifaschistischen Demonstration anlässlich des Majdanek-Prozesses in Düsseldorf, für die ich der bündnispolitisch Verantwortliche der NRW-Jungdemokraten war. Amérys Beiträge haben in den 70ern mein jugendliches Herz erreicht. An ihn erinnert Till Wagner/Jungle World: Erinnerung an den 45. Todestag des ­Essayisten und Holocaust-Überlebenden Jean Améry:Gnade den Opfern – Am 17. Oktober 1978 starb Jean Améry. Die Erforschung des Antisemitismus als akademische Disziplin war ihm fremd, Améry versuchte, ihn aus der eigenen Leiderfahrung als Lust an der Gewalt zu begreifen.”

Chinesische KI – dä!

Frank Schröer/heise: Ernie Bot 4.0: Baidu sieht chinesischen KI-Chatbot gleichwertig mit ChatGPT – Neue Version des chinesischen Chatbots soll mit GPT-4 von OpenAI gleichgezogen haben. Baidu integriert die KI in Suche, Kartendienst, Cloud- und Business-Apps.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net