Im Editorial der Maiausgabe des Demokratischen Salons lesen Sie unter dem Titel „Dystopien – Jetzt!“ ein Plädoyer von Kim Stanley Robinson dafür, dass wir uns gerade jetzt auf Dystopien einlassen müssen, um uns für Utopien öffnen zu können. 

Die neuen Texte im Demokratischen Salon:

  • Paul Schäfer analysiert nach der kritischen Analyse der „Zeitenwende“ im ersten Teil im zweiten Teil seines Essays den „Streit um Lösungen im Krieg um die Ukraine“. Er fordert eine „nüchterne Bedrohungsanalyse“. Es gehe nicht um das Ob von Waffenlieferungen, sondern um das Wie und Was, auch für die Zeit danach und eine realistische Einschätzung der „Möglichkeiten der Diplomatie“. Im Juni erscheint der dritte Teil des Essays. (Rubriken: Weltweite Entwicklungen, Osteuropa)
  • Shlomit Tripp gründete das Puppentheater Bubales, es ist „Jüdisch und Interkulturell“ und erzählt Geschichten über das Jüdischsein und über interkulturelle Begegnungen. Sie berichtet von ihrer wechselvollen Migrationsgeschichte und dem denkwürdigen Verhalten der Berliner Ausländerbehörde sowie darüber, was sich nach dem 7. Oktober für sie und ihr Theater verändert hat. (Rubriken: Jüdischsein, Migration, Kultur) 
  • Franziska Groszer kam 1977 aus der DDR nach West-Berlin. Sie wurde zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen, fuhr aber nicht. Warum sie nicht fuhr, beschreibt sie in dem Text „Warum nicht Klagenfurt“, der 1979 entstand und jetzt im Demokratischen Salon erstmals nachlesbar ist. Es ist eine Geschichte über die nicht so einfache Ankunft im westlichen Exil, eine literarische Perle einer Autorin, die in der DDR nicht veröffentlichen durfte. (Rubriken: Kultur, DDR)
  • Carla Steinbrecher kommentiert die Reaktionen des deutschen Feuilletons auf die Verleihung des Booker-Preises für Jenny Erpenbeck und ihren Übersetzer Michael Hofmann für „Kairos“: „Über den günstigen Augenblick hinaus“. Sie stellt fest, wie hilflos die deutschen Reaktionen ausfallen, während die Autorin in britischen und US-amerikanischen Hochschulen hoch geschätzt und beachtet wird. (Rubriken: Kultur, DDR)  
  • Joana Nowotny fragt: „Good Jewish Boys”? Sie beschreibt die Darstellung von jüdischen Gangstern und ihren Frauen in US-amerikanischen Filmen und Comic Books. Manche ließen sich die Augen vergrößern, die Nase verkleinern, auch ein eigenes Thema im Film. Wir sehen die Inszenierung jüdischer Toughness, die nicht immer unterwürfigen Geliebten der Gangster, die aber immer gute Söhne ihrer Mütter sind. (Rubriken Jüdischsein, Opfer und Täter*innen) 
  • Aiki Mira nähert sich mit Romanen, Erzählungen und Essays einer „Poetik der Queerness“. Queeres Schreiben ist entgrenzendes Schreiben, es ist feministisches Schreiben, der Versuch, die Paradoxien und Verknüpfungen von Geist, Körper und Maschine zu erkunden, es ist posthumanistisch und postkapitalistisch. Aikis Romane sind Utopie und Dystopie zugleich, sie sind politisch ohne zu politisieren, und vor allem: exzellent geschrieben! (Rubriken: Gender, Science Fiction) 
  • Fritz Heidorn porträtiert Kim Stanley Robinson: „Ein utopischer Visionär“. Er charakterisiert ihn als „Erzähler des Klimawandels“, beschreibt sein Leben, seinen Werdegang und die ersten literarischen Versuche, seine Verpflichtungen gegenüber Ursula K. Le Guin und Arthur C. Clarke. „Science Fiction ist eher eine Modellierungsübung oder eine Art zu denken.“ Sie ist der „Realismus unserer Zeit“. (Rubriken: Science Fiction, Weltweite Entwicklungen)
  • Hans Frey befasst sich nach der Science Fiction im Kaiserreich und in „Weimarer Republik und Nationalsozialismus“ im dritten und letzten Teil seines Essays „Der lange Weg der Öko-Science Fiction“ mit dem „Neustart nach 1945 in Westdeutschland und DDR“: Fortschrittshoffnungen, Fortschrittsängste, Atombombe und der Bericht des Club of Rome, Freiräume in der DDR und die populäre anglo-amerikanische Szene. (Rubriken: Science Fiction und Treibhäuser)
  • Norbert Reichel entwickelt in dem Essay „Reale Basis“ Gedankenspiele für eine zukunftsfähige Kinderpolitik. Zurzeit erleben wir ein politisches Desaster in den Debatten um Kindergrundsicherung, Bürokratieabbau, Kinderbetreuung und Pflege. Der Essay beschreibt, was Debatten um kürzere Arbeitszeiten und eine eine umfassende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung miteinander zu tun haben. (Rubrik: Kinderrechte) 

Wie üblich finden Sie Empfehlungen zum Besuch von Veranstaltungen und Ausstellungen sowie weitere Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen unter anderem zu Kontroversen um unsere freiheitliche Demokratie, mit Verweisen auf Texte von Hedwig Richter, Bernd Ulrich, Markus Meckel und Claudia Gatzka, zu den anti-israelischen und anti-jüdischen Protesten an Hochschulen, darunter einen Text von Eva Illouz, einen Beitrag von Eva Menasse sowie Gespräche mit Julia Bernstein und Hanna Veiler. Nach wie vor gilt: Bring Them Home Now, doch daran sind offenbar nicht alle gleichermaßen interessiert, wie Etgar Keret feststellt. Über die islamistischen Demonstrationen in Hamburg spricht unter anderem Mouhanad Khorchide. Eine Reportage dokumentiert Debatten um Bücherverbote in den USA. Beachtenswert die Analysen der deutschen und internationalen Politik von Wolfgang Bauer und Timothy Garton Ash. 

Über Norbert Reichel / Demokratischer Salon:

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