Die EM hatte knapp die richtigen Sieger – und ganz unmärchenhafte Kollateralnutzen

mit Update 16.7.

Die Fussball-EM der Herren in unserem Land hatte mit Spanien die richtigen Sieger. Zwei Schwarze auf den Flügeln, mit afrikanischem Migrationshintergrund, Lamine Yamal und Nico Williams, liessen Fussballfanherzen höher schlagen. Letzterer spielt seit 2020 für Athletic Bilbao – dort dürfen nur Original-Basken mitspielen (fragen Sie mal Jupp Heynckes oder seinen damaligen Trainerassistenten Ewald Lienen). Also ist er Baske. Dass es am Ende nur ein knappes 2:1 gegen die Enttäuschung des Turniers England war, ist gleichzeitig ein Zeichen für die sportlichen Schwächen des Turniers.

Zahlreiche Teams enttäuschten selbst niedrige Erwartungen: Italien, Kroatien, die komplette England-Gruppe mit Dänemark, Slowenien und Serbien war eine Zumutung, Frankreich und die Niederlande blieben schwach und kamen dennoch bis ins Halbfinale, was war nur los mit Belgien? – immerhin zeigte die Gruppe F (Sieger Portugal) mit Türkei-Georgien eines der attraktivsten und stimmungsvollsten Spiele (3:1) – natürlich wenig überraschend im besten, dem Westfalenstadion. Die DFB-Elf enttäuschte nicht – niedrige Erwartungen wurden erfreulich sicher übertroffen. Sie schied gegen das klar beste Team des Turniers aus.

Das lässt sich aus dieser EM gesellschaftlich mitnehmen

Eine sachlich abgewogene Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte gab heute morgen der kluge Matthias Friebe/DLF (Audio 5 min).

Sehr bedenkenswert, auch und gerade für die, die sich “nicht für Fussball interessieren”, die vollkommen richtigen Ausführungen des Kollegen Martin Krauss/taz: Verhandelte Politik – Die Euro24 ist vorbei und hat eines gezeigt: Wenn wir über Demokratie und Gerechtigkeit sprechen wollen, müssen wir über Fußball reden.”

Weit euphorischer als er der Ex-Attac-Aktivist Pedram Shahyar/telepolis: EM 2024: Das schöne neue Deutschland – EM 2024 war kollektive Therapie und Vision zugleich: Migranten feierten, Faschisten entfremdeten sich von Deutschland. Eine euphorische Nachlese.” Mit seiner Euphorie kann ich, vielleicht aus Altersgründen, nicht voll mitgehen. Aber er benennt von den meisten Medien übersehene gesellschaftliche Phänomene, die gegen die beständige Miesepetrigkeit sprechen, die durch den “Sommermärchen2.0”-Trash mehr befördert als bekämpft worden ist.

Update 16.7.

Schuld an Englands mangelhaften Leistungen könnte der Teamgeist gewesen sein, der, wenn es auf “die kleinen Unterschiede” ankommt, entscheidet. Der war offenbar schlecht/schwach – demoliert vom werbetreibenden Grosskapital. Schöne Pointe.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net