Wahlkampf + Weihnachten = die Christen lügen verschärft. Wir müssen feiern und uns gleichzeitig überlegen, wen wir demnächst wählen. Das nennt man Überforderung…
Wie man so hört, ist Wahlkampf für Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer die schönste Zeit des Jahres: In einer ekstatisch jubelnden Volksmenge baden, das Schlaraffenland beschwören, sich am eigenen Ego berauschen, die Konkurrenz beschimpfen und genussvoll nach unten treten – das macht Laune …
Die wahlkämpfenden Personen ähneln sich wie ein Weihnachtsmann dem anderen, folglich ist es schwierig, Unterschiede zwischen den Parteien festzustellen. Halten wir uns also an die großen demokratischen Gemeinsamkeiten, und da ist als erste zu nennen der Kampf gegen die „Irreguläre Migration“:
SPD : „Wir müssen mehr und schneller abschieben.“ Das heißt: Ausländer Raus!
CDU: „Mehr Menschen außer Landes bringen, die in Deutschland keine Perspektive haben“. Also: Ausländer Raus!
CSU: „Zurückweisungen an der Binnengrenze auch dann nicht ausschließen, wenn an der Grenze ein Asylgesuch geäußert wird“. Halleluja: Ausländer Raus!
Die Grünen: „Konsequent inhaftieren und abschieben“. Ergo: Ausländer Raus!
BSW: „Mehr Abschiebungen“. Das bedeutet: Ausländer Raus!
FDP: „Mehr Abschiebungen durchführen“. Das heißt: Ausländer Raus!
Die staatstragenden Parteien stehen demnach der Remigrationshetze von Adolfs fiesen Deutschen verblüffend nahe.… Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wann die ersten rassereinen Idioten in ihrem Naziwahn und im Vertrauen auf den Konsens der Parteien darauf dringen, als Alternative zur Abschiebung auch Hinrichtungen in Erwägung zu ziehen …
Aber jetzt – die Syrer! Auch alle Raus? Sogar in dieser Frage sind sich die Parteien weitgehend einig: Die Ausbeutung qualifizierter und schlecht bezahlter Migranten wird weiterhin geduldet und ihre Abschiebung ausgesetzt, solange sie dem deutschen Sozialsystem nicht zur Last fallen, sich in den Pflegeberufen nützlich machen, den Fachkräftemangel ausgleichen und perfekt integriert sind.…
Außerdem: Keine Partei mag sich vorwerfen lassen, die Bekämpfung der Klimakrise zu behindern, aber alle sind sich auch darin einig, dass wirtschaftliche Interessen stets Vorrang haben müssen gegenüber jeglichem Einsatz für die Umwelt. Zu Weihnachten ist diese Maxime besonders wichtig: Die Abschaffung stromfressender Lichterketten in Fußgängerzonen und Vorgärten zu fordern ist ein NoGo – wie sonst kann man Nächstenliebe anmahnen, Friede auf Erden performen und den Menschen ein Wohlgefallen präsentieren?
Über alle traditionellen Werte hinaus sind sich die Parteien auch im Umgang mit den sogenannten Schwächsten in der Gesellschaft einig, den Notleidenden, die trotz steigender Preise, Nullrunden und öffentlicher Verleumdungen unentwegt eine warme Mahlzeit pro Tag fordern, ein Dach über dem Kopf und eine Krankenversicherung. Die sollen sich mal überlegen, was das alles kostet! Der Staat kann sich einen ewig währenden Gabentisch für angeblich Arbeitslose, Hungerleider, Bettler, Wohnungssuchende und dauerhaft Gebrechliche einfach nicht leisten! Dennoch wird die deutsche Gesellschaft von dem Konsens geleitet: Das kapitalistische System ist weder Verursacher noch Nutznießer der Armut, sondern der Kapitalismus verkörpert das moderne Christentum und arbeitet am Paradies auf Erden – auch für das Prekariat. Es ist sehr bedauerlich, wenn irgendwelche Leute diese klaren Fakten einfach nicht zur Kenntnis nehmen …
Zudem, und das spricht doch sehr deutlich für das enorme soziale Engagement der Parteien, stellt unser demokratisches System sogar eine Spezial-Partei für Bedürftige zur Verfügung: Die Linke. Der Staat könnte diese Partei der rabiaten Mietendeckel-Terroristen ja auch mal wieder verbieten. Aber man lässt sie gewähren in der Gewissheit, da wird schon nix Umstürzlerisches passieren, zumal im Notfall, wie in Thüringen, die Linken durchaus auch mal CDU wählen.
Der Anarchist Erich Mühsam bemerkte einst: „Für den Psychologen sind alle Wähler konservativ. Sie haben ausnahmslos das Bestreben, in das Rädchen zu fließen, das dem mächtigen Staatsrad am schnellsten vorwärts hilft. Sie erkennen damit die Notwendigkeit des Bestehenden und den Wert seiner Erhaltung an…“ Also – wir sehen den Wahlen mit Gottvertrauen entgegen. Denn man kann wohl sagen:
Was auch passiert, die meisten Deutschen sind relativ problemlos zu regieren: Sie wollen nichts anderes als den Befehlen einer Obrigkeit widerspruchslos gehorchen. Gerade auch Alices fölkische Dumpfbacken…
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus dem Blog des Autors, mit seiner freundlichen Genehmigung.
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