Das Vertrauen reicht nicht aus – die DFL und das Geld

Es geht um 1.121.000.000 €/Jahr bzw. Saison. Geteilt durch 36 wären das 31,138.889 € pro Mitglied. Aber vom Gleichheitsgrundsatz halten die nichts – real existierender Kapitalismus im deutschen Profifussball der Herren. Also glühen über die Jahreswende, in der kurzen spielfreien Zeit, die Telefone der Vorstandsherren. Das Vertrauen in das Präsidium der Deutschen Fussball-Liga, das satzungsgemäss zuständig für einen Verteilungsvorschlag wäre, reicht nicht aus. Also Mitgliederversammlung am 16.1.

Die Begleitmusik im Kicker wurde schon vor Weihnachten angestimmt. Die Interessen sind unübersichtlich organisiert. Es gibt keine Verbündung der diskriminierten und mittlerweile attraktiveren Zweiten Liga gegen die reiche Erste. Stattdessen haben sich – nur einige – “Traditionsvereine” zusammengetan, die nicht nur im Stadion sondern auch im Pay-TV weit mehr Zuschauer*innen locken (entsprechende Zahlen werden allerdings wie ein “Geschäftsgeheimnis”, wenn überhaupt, nur PR-selektiv veröffentlicht), als die Erstligisten Hoffenheim, Heidenheim, Leverkusen und Wolfsburg, die zum Teil noch nicht einmal ihr eigenes Kleinstadion füllen, aber durch fette Industriesponsoren von betriebswirtschaftlichen Risiken freigehalten werden.

Die Reichen wiederum halten den Verschuldeten, so wie im o.g. “Kicker”, “Managementfehler” vor. Ein klassischer Fall von alle haben Recht. Und nun?

Aufgabe des DFL-Präsidiums ist es nun, die Debatte so zu sortieren, dass es am Ende nicht heisst “Prozess am Hals”, wie es schon in der Konkurrenz zwischen den Pay-ZV-Konzernen Dazn und Sky passierte.

Perspektiven ändern

Manche, auch ich, hatten damit gerechnet, dass der Fussballblase schon jetzt Luft entweicht, weil das Medienkapital strenger rechnet. Das ist für Deutschland knapp vermieden worden. Aber je mehr die Blase aufgeblasen wird, umso grösser wird das Risiko, dass sie platzt. Das wird geschehen. Nur weiss niemand, wann.

Darum sind Diskussionen, wie vorgestern hier im DLF immer wichtiger: Fußballwelt der Zukunft: Journalistin Alina Schwermer: ‘Es braucht ganz dringend ein neues System’ – Das System des internationalen Fußballs steht in der Kritik und erreicht dennoch immer neue Superlative. Wie die Zukunft der Fußballwelt aussehen könnte, besprechen Utopistin Alina Schwermer und Wissenschaftler Daniel Nölleke im Dlf-Sportgespräch mit Sabine Lerche.” “Utopistin” Schwermer, wie der DLF meint? Ihr Zitat, mit dem der Begleittext schliesst, verrät eher eine harte Realistin: „Wenn der kapitalistische Leistungssport, den wir heute erleben, ein Abbild der Gesellschaft ist, dann bedeutet es, dass die Gesellschaft sich ändern muss.“ Ne Nummer kleiner gibts nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net