mit Update nachmittags
Robert Habeck ist noch mal davongekommen. Weil er schneller war, und das Timing seiner publizistischen Denunzianten schon kannte. Das ist handwerklich gute Arbeit, und zeigt: er kann es. Wo er es nicht anwendet, dürfte es also Absicht sein. Wie er es richtig gemacht hat, und wie Andere immer die gleichen Fehler wiederholen, das analysiert mustergültig Klaus Raab/MDR-Altpapier: “‘Aber seine Fußnoten!’¹ – Es ist Wahlkampf, es werden wieder Doktorarbeiten von Politikern überprüft. Diesmal mit der Erkenntnis: Es hängt viel davon ab, wer zuerst an die Öffentlichkeit geht – der Plagiatsjäger oder der Politiker. Und: Warum stürzen sich Medien auf die Korrektur einer Lüge und übersehen die Lüge?”
Was Raab begriffen hat, und auch die freilich eingemauerte Spiegel-Kolumnistin El Quassil, ist die erfolgreiche Strategie des erneut “mächtigsten Mannes der Welt”: “Flood the zone with shit” Weil ich zum Mittagessen will, will ich ihnen und mir den Appetit nicht mit einer deutschen Übersetzung verderben. Und gucken Sie mal hier: der Mächtige kann sogar über seinen Rassismus hinwegsehen, wenn es um höhere Güter – die diesem Fall das Niederreissen der demokratischen Gewaltenteilung – geht. Probleme mit Begriffsfindung und -prägung hat der gar nicht “Irre” sichtlich keine.
Update nachmittags
Wenn ich Kapitalist wäre, wäre ich sauer auf meine FAZ. Statt mich mit relevanten Fakten zu versorgen, mutiert sie im Politikressort zur Wahlkampfpropagandazeitung: Merz durch dick und dünn. Davon bleibt auch der Bonner CDU-Direktkandidat Hendrik Streeck nicht verschont, den der im fernen Düsseldorf ansässige NRW-Korrespondent Reiner Burger absolut recherchefrei porträtiert (Paywall, die hat auch Vorteile). Nach meiner unmassgeblichen Kenntnis geniesst der Kandidat in PR-Fachkreisen weit höheres Ansehen, als unter seinen Wissenschaftskolleg*inn*en. Seine Konkurrentinnen werden gar nicht erst erwähnt.
Vertreten wird der Bonner Wahlkreis derzeit von der Grünen Katrin Uhlig. Als sie noch Kreisvorsitzende der Bonner Grünen war, habe ich sie gut kennen gelernt, ihr fast sogar eine Wohnung besorgt. Wir haben nicht immer die gleiche Meinung. Aber die Frau hat – angesichts zunehmend unsteter Biografien – eine bemerkenswerte Klarheit in ihrem eigenen Kopf.
Jessica Rosenthal (SPD) ist ebenfalls derzeit Abgeordnete, droht aber ihr Mandat zu verlieren. Beim vorigen Mal war sie auf der NRW-Reserveliste der SPD abgesichert. Dieses Mal wurde sie innerhalb des SPD-Bezirks Mittelrhein von einer Gegenkandidatin aus Köln ausmanövriert und auf der NRW-Liste nach hinten durchgereicht. Die tieferen Gründe dafür haben ihren Weg zu mir nicht gefunden. Wer versteht schon die SPD, wenn es noch nicht mal ihre eigenen Mitglieder tun?
Erwähnenswert für mich sind zwei ältere Herren, die meine Erststimme sicher hätten, wenn ich sie ihnen geben könnte.
Rolf Mützenich, ebenfalls Kölner, erhält von Norbert Bicher/”Blog der Republik” eine verdiente Eloge: “Der zurückhaltende SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich: Nie war er so wertvoll wie heute”.
Jan van Aken, Parteichef von “Die Linke”, erhält sogar in der heute CDU-nahen WAZ ein freundlich-respektvolles (und paywallfreies) Porträt von Philipp Luther: “Jan van Aken: Familie, Beruf, Partei – Politiker im Steckbrief”. In Glinde-Wiesenfeld ist er aufgewachsen. Dann könnten wir als Schulkinder in den 60ern miteinander gespielt haben. Denn in Wiesenfeld waren meine Grosseltern in eine Sozialwohnung (zwangs-)eingewiesen worden, weil sie ihr Behelfsheim (ohne Abwasseranschluss, Sickergrube) mit paradiesisch grosszügigem Garten und eigener Hühnerzucht – in Glinde hinter der Fina-Tankstelle an der Möllner Landstrasse – verlassen mussten. Glinde wandelte sich vom landwirtschaftlich geprägten Dorf (allerdings inkl. “kriegswichtiger Industrie” und “Heereszeugamt”) zur Schlafstadt Hamburgs mit den zeittypischen vielgeschossigen Wohnbunkern. Van Akens Politikschwerpunkte könnten hier schon ihre Wurzeln haben. Kompliment, guter Mann!
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