… den bestraft das Leben

Sensation in der FAZ. Würden Sie dort diesen Text erwarten? “Wer schützt Einwanderer ohne Papiere vor der Abschiebung? XX will Millionen von Einwanderern ohne Papiere abschieben. Hilfsorganisationen versuchen, die Betroffenen zu beraten und zu schützen. Aber was können sie noch tun?” Ist das ein Aufruf zum Bruch deutschen Ausländerrechts? Nein, es ist “Ein Lagebericht aus New York und New Jersey.” von der überqualifizierten Frauke Steffens (selbstverständlich eingemauert). Nicht minder spannend ein Bericht aus China.

Gustav Theile, FAZ-Shanghai: Techriesen im Fokus: Xi Jinping trifft sich mit Chinas Wirtschaftselite – Chinas Staatschef lädt die mächtigsten Wirtschaftschefs des Landes ein. Selbst der einst verstoßene Alibaba-Gründer Jack Ma ist dabei. Stützt das die Wirtschaft? Oder geht das Treffen nach hinten los?” (war mit Firefox paywallfrei). Der Autor sieht Widersprüche zwischen Staat bzw. Kommunistischer Partei und Wirtschaft. Das entspricht dem Weltbild seiner Redaktion und dem dort vorherrschenden Unverständnis für Dialektik. Update 18.2.: der hier empfohlene FAZ-Beitrag wurde zwischenzeitlich auch eingemauert. Einen nachrichtlichen Überblick zum gleichen Vorgang liefert Martin Holland/heise.

Dass auch Frau Wagenknecht solches Unverständnis nach aussen kehrt, ist da schon überraschender. Sie erklärt (in der Paywall der Berliner Zeitung): “Wir erleben gerade eine richtige Kampagne gegen unsere Partei“ Dä. Wer hätte das gedacht, dass der Klassenfeind so fies sein kann? In ihrem Kontrollwahn um ihr persönliches Bild der Öffentlichkeit wollte sie nicht “zu viele” Mitglieder in ihr BSW aufnehmen, die es stören könnten. Und nun ist ihr das Bild des BSW in der Öffentlichkeit dennoch entglitten. Oder deswegen? Ich erwähnte schon die Dialektik …

Um als Vergleich Robert Habeck heranzuziehen. Sein Bild in der Öffentlichkeit hat er unter Kontrolle. Selbst, was in Satireshows zu entgleiten scheint, ist im Endergebnis Wasser für seine Popularitätsmühlen. Ausser mit der AfD wird er nach der Wahl mit “allen” reden können. Das ist als strategisches Resultat ab Montag hoch einzuschätzen. Das hat jedoch seinen Preis. Mindestens ein halbes, eher ein ganzes Dutzend hochqualifizierter Leute in Ministerium und Partei müssen daran gearbeitet haben. Das ging auf Kosten inhaltlicher und programmatischer Ressourcen. Die strategische Handlungsfreiheit korreliert damit, dass der Mann für anspruchsvolle Wähler*innen*klientel ein Pudding geworden ist, der sich nicht mehr an die Wand nageln lässt: wird er das tun, was ich mit meiner Stimmabgabe will? Diese Zweifel hat er mitgezüchtet. Zweifellos ist der Kerl ein lernendes System – aber in die falsche Richtung (meine ich).

Klar abgehängt in der Disziplin Personal-PR hat der Vizekanzler in diesem Kurzwahlkampf den amtierenden Bundeskanzler, obwohl der ein paar hundert Mitarbeiter*innen mehr hat. Doch wie beraten die ihn? Tun sie das? Können sie das? Ist er beratbar? Ich habe in diesem Blog Mitautoren, die diese Fragen noch weit mehr bekümmern, als mich 😉

TikTok-Verbot für alle über 50!

Das waren jetzt viele Worte. Prägnanter (nicht: pregnant!) als ich die grosse Martina Hill, die mit der Figur “Larissa” (auch in Duetten mit Carolin Kebekus) ganz zu sich selbst gefunden hat (nein, Quatsch: sie ist Schauspielerin!), und in der jüngsten heute-show (ab Minute 12) alle an die Wand spielt. Ich knie nieder vor dieser Künstlerin.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net