mit Update 19.2.

Im Rahmen meiner selbstverordneten Mediendiät ist die Tagesschau lange verschont geblieben. Doch auch das halte ich immer weniger aus. Das abstürzende Niveau versuchen sie dort mit gelockerter Moderation der einst streng verlesenden Sprecher*innen zu kompensieren (zum Vergleich: “Tagesschau vor 20 Jahren”). Vielleicht ist es das, was meine Allergie noch verstärkt. Im Kern ist es aber die deutsche Weltvergessenheit, die die Tageeschau nur medial repräsentiert, aber als Akteurin auch selbst verstärkt.

In diesen Wochen des deutschen Wahlkampfendspurtes ist es besonders furchtbar. Mir verursacht das nicht nur psychisches, sondern auch körperliches Missbehagen. Dagegen helfen nur Sonnenstrahlen, dunkle Schokolade und Rotwein – und von allen nur beste Qualität.

Nehmen Sie nur mal als Beispiel Kristof Titeca/IPG-Journal: Krieg im Schatten – Ruanda expandiert im Osten der Demokratischen Republik Kongo – mit Truppen und strategischem Kalkül: Ein Konflikt um Macht und Bodenschätze.”

Deutschland will nach seinen historischen Menschheitsverbrechen der Welt weismachen, eine besondere Antisemitismus-Kompetenz zu haben. Hat es ja auch, wird nur im Rest der Welt etwas anders verstanden. Der Völkermord in Ruanda 1994 wurde hier erst wahrgenommen, als er schon passierte. Seine Vorzeichen interessierten nicht. Nun hat die Regierung Ruandas, ähnlich wie Deutschland, recht merkwürdige Auffassungen aus den Lehren dieser Geschichte. Komisch, oder?

Ob “wir” nun die dort unter erbärmlichen Umständen zutage geförderten Rohstoffe von Kongoles*inn*en oder Ruander*innen beziehen, ist selbstverständlich (fast) allen Deutschen egal. Sehen die nicht alle gleich aus? Und komisch auch, dass das Gejammere über tausende Kriegstote und Millionen Flüchtlinge hier in Mitteleuropa kaum zu hören ist. Oder haben Sie was gehört?

Hauptsache, wir sind keine Rassist*inn*en. Ausser die AfD.

Update 19.2.

Lesen Sie zum unterschiedlichen Wert von Todesopfern in Deutschland auch Antonia Groß/MDR-Altpapier: Der deutsche Umgang mit rechter Gewalt – Zum fünften Jahrestag des rassistischen Terrors in Hanau wird überdeutlich, wie einseitig die Kanzlerkandidaten Attentate nutzen, um Wahlkampf zu betreiben.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net