Der von mir mehrmals kritisch besprochene Tomasz Konicz hat sich in einem Leserkommentar zu Wort gemeldet. Danke dafür. Unser Freund Küppi hat seine Kritik an der Politik von Frau Baerbock gestern bei seiner Ex-Geschäftspartnerin Maischberger erneut zur Aufführung gebracht. Ich habs nicht geguckt, aber in zahlreichen Nachbesprechungen gelesen. So funktioniert das selbstreferentielle Talkshow-Karussell.

Damals, als er sie noch produzierte, bei ntv, nachmittags um 17:15 h, hatte sie für 30 Minuten nur einen Gast, und es gelang ihr, dem Gespräch Tiefe zu geben (nicht nur bei Helmut Schmidt). Das habe sogar ich gelegentlich geguckt. Das ist so lange her, dass ich schon gar nicht mehr weiss, wann es war. Jedenfalls hatte Frau Maischberger noch Zeit, neugierig zu sein. Zum Berufsbild der sich selbst produzierenden Produzent*inn*en, also von Geschäftsleuten, gehört das eher nicht.

Die Personalisierung politischer Fragen, wie sie Küppi öffentlichkeitswirksam gelungen ist, ist als erster Schritt einer politischen Debatte durchaus hilfreich und unbedingt legitim. Denn die Frage der Verantwortung muss in einer Demokratie gestellt und beantwortet werden. Gesicht zeigen. Als zweiter oder dritter Schritt wird sie jedoch müssig und vernebelt, statt sichtbar zu machen, um was es geht.

Das macht dafür Anatol Lieven/Responsible Statecraft/telepolis: Ukraine-Konflikt: Warum Europa sich selbst im Weg steht – Im Ukraine-Krieg blockiert Europa einen Friedensprozess durch irrationale Ängste und Panikmache. Ist Europa bereit, seine Strategie zu überdenken?”

“Baerbock weg” mag also beleidigte Männerherzen beruhigen – eine politische Lösung ist es nicht. Sie hat nicht gesteuert, sondern nur ausgeführt. Das ist der Kern von Küppis Kritik. Die traf zu und ist nun: erledigt. Olaf Scholz nannte das mal “staatsmonopolistischer Kapitalismus” – da kannte er sie noch gar nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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