Vorgestern genoss ich im Kölner Museum Ludwig im Rahmen der seit 2006 arbeitenden Filmreihe “tüpisch türkisch” einen preisgekrönten Debutfilm: “Schatten der Nacht (The Edge of the Night)”. Regisseur Türker Süer ist ein Kind Kölns, hat den Film aber in der Türkei gedreht, und dort auch durch die staatliche Zensur gebracht.
Die Story, auch das Drehbuch ist von ihm, ist auch nicht im engeren Sinne staatsfeindlich, sondern im Kern antimilitaristisch. Ein wirksames Gegengift zur hierzulande propagierten “Kriegstüchtigkeit”. Bekanntlich werden Soldaten – und auch Soldat*inn*en – beim Militär in erster Linie zu Wurst gemacht.
In der Nacht des Putschversuches 2016 soll der eine Bruder den Gefangenentransport des erfolglos desertierten anderen Bruders leiten. In dieser Nacht, in der einige Stunden unklar blieb, wer gewonnen hat – wenn es ein echter Putschversuch war, hiess der Sieger Erdogan, möglich aber auch, dass er selbst Regie führte – finden die Brüder zusammen. Doch wie es nach dieser Nacht weitergeht, ob sie überleben oder nicht – das bleibt offen.
Der Film ist nicht nur bildstark, mit stark zurückgenommenem Farbeinsatz. Er ist auch – das ist eine besondere Erwähnung wert, weil selbst weltberühmte Starregisseure dabei oft schludern – auch besonders tonstark. Verantwortlich: Hasan Can Kaya. Das Bewegen einer Türklinke, das Ein- oder Ausschalten von Licht und einiges mehr, wird im Ton verstärkt, als wenn in dem Moment etwas explodiert. Die auf Niederwerfung, Entwürdigung und Depression zielende Kultur des Militärs lässt auf diese sinnstarke Weise keine Missverständnisse aufkommen. Stark gemacht.
Wer mit dem Gedanken spielt zum Militär/”Bund” zu gehen, sollte ihn unbedingt vorher ansehen.
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