Annika Schneider hat vor ihrem Umzug nach Berlin hier im Beueler Mirecourtvieertel gewohnt. Jetzt gibt sie in ihrem Impressum eine Anschrift im Bonner Musikerviertel an, obwohl sie doch für uebermedien in Berlin arbeitet. Das nennen Steuerberater*innen “doppelte Haushaltsführung”, ein bisweilen aufreibendes Pendler*innen*schicksal. Wie kommichdrauf? Frau Schneider liebt das Recherchieren. Das ist viel Arbeit. Aber lohnt sich, vor allem für die Leser*innen.
Ihre am 3.4. veröffentlichte Arbeit ist seit heute paywallfrei, und liest sich – leider – immer noch ganz frisch: “Konflikte in deutschen Redaktionen: Journalistinnen kritisieren ‘Doppelstandards’ bei Berichten über Israel und Gaza – Unsere Recherche zeigt: Deutsche Redaktionen berichten aus Sicht von Mitarbeitenden häufig unausgewogen über den Nahost-Konflikt. Es bräuchte einheitliche Standards, vielfältigere interne Debatten und eine ehrliche Aufarbeitung.” Das ist Aufklärung. Danke.
Frau Schneider beschreibt, wie es um die Presse- und Meinungsfreiheit im Krieg bestellt ist. Michael Brie/Jacobin, führend in der Luxemburg-Stiftung der Linkspartei tätig, und zuvor um Reformen in der DDR bemüht, bemängelt, dass die Linke, weit über die sich so nennende Partei hinaus, zur Kriegsrealität keine adäquate analytische oder gar strategische Position findet: “Die Linke in der Zeitenwende – Die Hochrüstung, die durch den Politikwechsel in den USA beschleunigt wurde, trifft die Linke unvorbereitet. In Deutschland wie in anderen EU-Staaten hat sie keine klare Position zu Krieg und Militarisierung gefunden. Vier Vorschläge für die Suche nach strategischen Antworten.”
Für Manche mag es ein Trost sein, eine Mehrheit wird gewiss verzweifeln über die demonstrative Ahnungs- und Zeitlosigkeit der neuen steinalten Regierungskoalition. 4 1/2 der 144 Seiten ihrer Koalitionsvereinbarung sind “Kultur und Medien” gewidmet, wow, ein regelrechtes Feuerwerk (“Buzzword-Bingo”) – direkt Medienthemen: 1 1/2 Seiten. Die Machtmedien der Gegenwart – “Plattformökonomie” – bleiben vorsichtshalber unerwähnt. Beklagt nicht nur Ralf Heimann/MDR-Altpapier: “Keine Vision, also nicht zum Arzt. – Im Koalitionsvertrag steht eine kurze Passage über Medien. Der Inhalt ist eher enttäuschend. An einem Punkt sogar gefährlich.”
Dann leg dich wieder hin.
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