Wundersame Bahn CCXXIII
Eines scheint der Pressesprecherin von go.Rheinland ganz wichtig zu sein, nämlich mich als recht nervigen, fragestellenden Journalisten loszuwerden. Vielleicht ist es ungewöhnlich, wenn auf eine von ihr beantwortete Frage eine weitere Frage folgt. Jemand der auf ihre Antwort hin eine weitere Nachfrage stellt, kann kein Journalist sein. Der Typ hat offenbar zu viel Zeit. Sicher ein sich langweilender Rentner.
Also fordern wir mal einen Beleg an, denn einer der zweimal zum gleichen Themenbereich fragt, ist nervig, aber sicher kein Journalist. Also schrieb sie mir: “Einen Beleg über die aus Ihren aktuellen Anfragen resultierende Berichterstattung erwarten wir in den kommenden 14 Tagen. Alternativ bitten wir Sie, Ihre Anfragen künftig über unseren Kundendialog zu stellen.”
Nun habe ich aber mehrere Anfragen laufen, an unterschiedlichen Stellen, aus deren Beantwortung sich weitere Fragen ergeben können. Da sind zwei Wochen schnell vorbei. Doch zurück zum Thema.
Es geht um den wohl weitgehenden Wegfall der bisher zumindest im VRS-Gebiet noch vorhandenen weiß-roten Automaten der Deutschen Bahn. Wie schon vor längerer Zeit im Ruhrgebiet, sollen die nun auch im Bereich des VRS wegfallen. Statt dieser eingeführten Technik mit funktionierender Software kommen nun blau-irgendnwas farbige Automaten mit dem Aufdruck “go.Rheinland”, und zumindest bisher etwas eigenwillliger Programmierung.
Im Ruhrgebiet, wo die VRR-Automaten bereits seit längerem die DB-Geräte “ersetzt” haben, zeichnen sich die dortigen VRR-Automaten vor allem dadurch aus, dass es darin keinen vernünftigen Fahrplan gibt. Wurde der Zugang zur DB-Auskunft in diesen Geräten überhaupt gewährt, brach sie meistens auf halber Strecke zur erwünschten Auskunft bereits zusammen. Ich habe mich dann bei anderen Bahnreisenden durch gefragt und auf meiner weiteren Reise auf einen Bahnhof mit DB-Automaten gehofft. Ich habe mir trotzdem immer noch kein Smartphone angeschafft. Wie lange ich das als regelmäßiger Bahnkunde noch schaffe, weiß ich nicht. Immer mehr Service wird abgeschafft, weil ja alle aufs Smartphone schauen können. Fast alle.
Immerhin besitze ich trotz Abschaffung der Plastikkarte und Umstellung auf digital, noch immer eine Bahncard, wenn sie auch nur noch aus einem Computerausdruck besteht. Immerhin funktioniert dieser Zettel auch, wenn das Wlan im Zug gestört ist.
Die zwar auch oft verfluchten, aber angesichts dessen, was jetzt als Ersatz kommt, von mir heiß geliebten rot-weißen DB-Automaten werden nach und nach verschwinden. Wenn man Zeit hat, und Freizeit haben Bahnreisende ja oft, schon weil sie auf den nächsten Zug warten müssen, kann man mit den Dingern nette Spiele machen. So zum Beispiel
sich oder auch andere fragen, wo sich denn das Gleis 83 im Kölner Hauiptbahnhof befindet, von dem aus meine Reise nach Hagen weiter gehen soll. Oder auch das Gleis 71 in Bonn? Das hat der go.Rheinland-Automat auch im Angebot. Eine Mitarbeiterin der Bahnauskunft, die ich spasseshalber nach Gleis 83 in Köln fragte, konterte meine Frage: “Oder Gleis 71 in Bonn”. Danach war sie paar Tage zuvor mehrfach von go.Rheinland-Automaten-Opfern gefragt worden. GoRheinland weiß es bestimmt, vielleicht frage ich die Pressesprecherin mal danach. Oder vielleicht auch besser nicht.
Erfahren konnte ich von der go.Rheinland-Pressestelle – personalidentisch mit der des VRS – dass der Austausch der DB-Geräte gegen die neuen Wundergeräte von Go-Rheinland von den Kommunalpolitikern und Beamten in Aufsichtsgremien von Go-Rheinland einstimmig beschlossen wurde.
“Der Vergabeausschuss folgt der in der Sitzung vorgestellten Vergabeempfehlung, den Zuschlag im Vergabeverfahren zum klassischen Vertrieb (Los 1 Fahrausweisautomaten und Fahrausweisentwerter) auf das Angebot des Bieters Transdev Vertrieb GmbH zu erteilen und ermächtigt den Verbandsvorsteher des Zweckverbandes go.Rheinland, den Vertrag abzuschließen.” Der Beschluss erfolgt einstimmig – es sind also alle dorthin entsanden Kommunalpolitiker für diesen weiteren Fortschritt in Richtung deutliche Reduzierung der Bahnkunden mitverantwortlich.
Beschlossen auf der 11. Sitzung des Vergabeausschusses des Zweckverbandes go.Rheinlandin der Wahlperiode 2020/2025 am Freitag, dem 15.03.2024, 12:30 Uhr, im Besprechungsraum im Gebäude Pazifik im Zurich Campus, Deutzer Allee 1, 50679 Köln.
Bonner Mitglieder der “Verbandsversammlung” bei GoRheinland sind der Grüne Rolf Beu, OB Katja Dörner, sowie Max Biniek (SPD) und Jürgen Wehlus (CDU). Einen der Mitglieder, Max Biniek, habe ich gefragt, wieso dieser Wechsel erfolgte. Seine Antwort: “Die Entscheidung, die bewährten DB-Automaten durch die neuen Geräte zu ersetzen, wurde im Rahmen einer Ausschreibung und in Abstimmung mit den beteiligten Verkehrsverbünden getroffen. Ziel war es, ein einheitliches System zu schaffen, das sowohl Fahrkartenverkauf als auch Fahrplanauskünfte ermöglicht. Laut go.Rheinland können die Automaten Fahrplanauskünfte ausgeben.” Biniek versprach, meine Erfahrungen mit den Geräten an die zuständigen Stellen weiterzuleiten, “um auf die Defizite aufmerksam zu machen und eine Verbesserung der Automatenfunktionalität zu fordern.” Ich hätte da einen Vorschlag – einfach die DB-Automaten nicht abbauen, sondern die offensichtlich unsinnige Neubeschaffung rückabwickeln.
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