Haben Sie Geldprobleme? Dann werden Sie doch reicher Erbe und Vermieter. Ihr Steuerberater und ihre Anwält*inn*e*n werden zu Ihren besten Freunden. Und Sie können in Ruhe von Bali aus Rechnungen verschicken und ihren Telefonanschluss weiträumig umgehen. Und wenn Sie das Geld für Immobilieninvestitionen nicht haben, und es Ihnen keiner leiht – dann werden Sie doch Mieter bei Millionär Jan Böhmermann.
“Zwei Zimmer/Küche/Geld – Jan teilt seine Immo-Hacks mit euch und verrät, wie man die Mietpreisbremse umgeht und den knappen Wohnraum als Business Opportunity versteht”.
Als Mieter von so einem Arsch haben Sie beste Erfolgsaussichten vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Meine ich. Aber gut, Jura habe ich nicht studiert.
“Zwei Zimmer/Küche/Geld” habe ich aber tatsächlich 1999 gekauft. Damals gabs noch eine fette Eigenheimzulage für Neubauten, und ich hatte regelmässigen Verdienst um als kreditwürdig zu erscheinen. Nach 15 Jahren war alles abbezahlt. Nur dadurch ist meine Rente ausreichend. Heute ist die abgewohnte Bude das Doppelte wert. “Lage, Lage und Lage”, bis Rheinpegel 950cm hochwassersicher. Edeka, Hausarzt, Fussballkneipe und Bushaltestelle (werktags alle 10 Min.) um die Ecke, Beueler City 15 Min. zu Fuss, verkehrsberuhigte Stichstrasse. Kein Strassenlärm, nur Fluglärm (Hangelar) – und Gartenmaschinenlärm (nicht wenig).
Letzten Mittwoch war es Thema im DLF. Gesendet wurde aus der alten Heimat einer guten Kölner Freundin: “Allein in Dessau-Roßlau stehen derzeit rund 2000 Wohnungen leer, in ganz Sachsen-Anhalt sind es nach offiziellen Angaben mehr als 100.000.”
Kein Grund zum Jammern. Hier im Rheinland träumen wir davon. Und Vermieter Jan Böhmermann müsste arbeiten gehen.
“… in Dessau-Roßlau stehen derzeit rund 2000 Wohnungen leer, in ganz Sachsen-Anhalt sind es nach offiziellen Angaben mehr als 100.000.”
Wenn es im Osten der Republik so viel Leerstand gibt, weil kein Mensch da hin will, wäre es dennoch ein Fehler, gleich alles abzureißen. Besser wäre es dem Bevölkerungsschwund im Osten entgegen zu wirken. Es gibt genug Gemeinden im Westen, die Container aufstellen müssen, um Hilfesuchenden und Asylberechtigten Wohnraum zu bieten – und da liegt die Lösung ungenutzt im Osten. Anstatt Remigration wäre Umsiedlung sinnvoll!
Da bin ich etwas anderer Meinung. Ich bin nicht dafür, dass Menschen den Waren und dem Kapital folgen müssen, sondern umgekehrt. Jede*r hat fundamental gute Gründe, ob nun lieber in Beuel, Köln oder Dessau sein zu wollen. In einer Demokratie muss die Politik diesen Menschen dienen, statt umgekehrt sie umzusiedeln oder zu “remigrieren”.
Davon aber abgesehen, haben “wir” auch im Rheinland ausreichend Wohnraum. Er ist nur, wie andere Vermögen und Kapital, asozial verteilt. Es ist das Privateigentum an Grund und Boden, stupid! Die endlosen Äcker rund um Dessau beispielsweise sind überwiegend schon von internationalen Investmentfonds (inkl. deutscher Oligarchen) aufgekauft – “Landgrabbing” gibts nicht nur in Afrika.
https://www.deutschlandfunk.de/landgrabbing-in-ostdeutschland-der-kampf-um-die-letzten-100.html
@Martin, Landgrabbig gibt es hier seit der “Annektion”, wollte nur keiner sehen.
Okay, das mit der freien Wohnortwahl ist ein komplexes Thema. Erst mal sind da die betreuenden “Wohlfahrt”sverbände vor. Die leben davon wunderbar parasitär und züchten sich quasi ihre Arbeit. Für die Betreuten würde es wohl kaum einen Unterschied machen, ob sie nun hier in z.b. Köln vor sich hin dümpeln oder in Dessau. Anschauungsmaterial habe ich hier seit über 10 Jahren zur Genüge.