So ganz abseits des Vorstellbaren liegt Donald Trump nicht mit seinem Anliegen, Grönland zu kaufen. Immerhin haben die USA 1867 dem russischen Reich Alaska abgekauft. In der menschlichen Kulturgeschichte war dieser Handel jedoch ein Fortschritt. Zuvor waren die Ureinwohner Nordamerikas mit Gewalt von ihrem Land vertrieben worden. Von Kauf und Verträgen hielten die Eroberer nichts. Jahrtausendelang war das das übliche Verfahren, Land zu gewinnen: Krieg führen und die Einheimischen vertreiben oder unterdrücken.
Die Erkundung Alaskas erfolgte weitgehend von Russland aus. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Russen, Amerikaner und Briten die Grenzen Alaskas vereinbart. Seitdem gehörte dieses riesige Land zu Russland. Zwar lebten dort englische und amerikanische Pelzjäger, jedoch nur aufgrund von Handels- und Pachtverträgen. Ureinwohner, wurden unterdrückt und zum Teil zwangschristanisiert. Etwa 2.500 Russen hatten sich angesiedelt, vor allem zur Pelztierjagd. Die meisten kehrten nach dem Verkauf nach Russland zurück. Die Zahl der einheimischen Eskimos und Indianer wurde auf 60.000 geschätzt. Verwaltet wurde das riesige Gebiet von einer russischen Pelzhandelsgesellschaft.
Die Besiedelung Alaskas war aus Asien über die Beringstraße erfolgt. Diese Meerenge zwischen den Kontinenten war in frühgeschichtlichen Zeiten eine Landbrücke. ‘Alaska’ ist ein Begriff aus der Sprache des Volkes der Aleuten, einer im Pazifik gelegenen, zu Alaska zählenden Inselgruppe. Der Kauf Alaskas bedeutete für die USA eine erhebliche Vergrößerung. Seine Fläche beträgt 1,6 Mio. qkm, die USA waren ohne Alaska 7,66 Mio. qkm groß.
Die USA zahlten 7,2 Mio. Dollar. 2016 entsprach dies inflationsbereinigt einem Betrag von 160 Mio. Dollar. Die Briten hatten ein höheres Angebot abgegeben, doch die guten Beziehungen zwischen Russen und Amerikanern setzten sich durch. Je nach Sicht war das ein cleveres oder ein schlechtes Geschäft. Alaska war klimatisch ungünstig, weit entfernt, schwer zu erschließen und wenig ertragreich. Da haben sich die Russen wahrscheinlich gesagt, warum sollen wir dieses eher lästige Land behalten. Lieber einen ordentlichen Kaufpreis erzielen, den die russische Staatskasse gut gebrauchne kann. In den USA herrschte nicht nur Begeisterung über dieses Geschäft, der zuständige Außenminister wurde kritisiert und schon mal verspottet. Manche vertraten sogar die Ansicht, man hätte Alaska noch nicht einmal geschenkt nehmen sollen.
Für die amerikanische Regierung waren indes nicht nur kaufmännische, sondern auch strategische Überlegungen wichtig. Auf jeden Fall wollten sie vermeiden, dass die Engländer, denen damals noch Kanada gehörte, Eigentümer von Alaska würden. Der Kauf wurden dann mit 37 Ja- und nur 2 Gegenstimmen befürwortet. Die Bewilligung der Kaufsumme war schwieriger. Erst im Sommer 1968 wurde sie im Parlament mit mehr als zwei Drittel der Stimmen beschlossen.
Heute sehen die USA das ganz anders. Nicht nur wegen der strategischen Bedeutung Alaskas, sondern auch wegen der zahlreichen Bodenschätze. Große Mengen an Gold und Erdöl wurden entdeckt, und die Meere und Flüsse sind reich an Fischen. Seit 1949 ist Alaska der 49. Bundesstaat der USA, und an jedem 18. Oktober, dem Datum des Kaufvertrags, feiert Amerika den Alaska Day.
Aktuelle Informationen besagen, dass die Russen Alaska zunächst dem Fürsten von Liechtenstein zum Kauf angeboten hätten. Dessen Familie hatte durch Grundstücksgeschäfte im Dreißigjährigen Krieg erhebliches Vermögen gewonnen. Zunächst wurde diese Information als „fake news“ betrachtet. Der Fürst von Liechtenstein bestätigte jedoch, dass es Verhandlungen gegeben habe. Dokumente legte er allerdings nicht vor.
Immobilienmagnat Trump wäre gewiss glücklich, wenn er sich den Deal über Alaska auf die eigene Fahne hätte schreiben können. Nun versucht er, mit Grönland einen ähnlichen Coup zu landen. Schon kurz nach seiner Amtseinführung im Januar 2025 hatte er Ansprüche auf Grönland angemeldet. Von einem Kaufpreis sprach er nicht, sondern drohte eher indirekt mit einer Annexion. Grönland soll in die USA eingegliedert werden. Auch eine juristische Begründung lieferte er nicht.
Sein Anliegen rechtfertigte Trump mit sicherheitspolitischen Überlegungen. Die USA betreiben bereits im Süden Grönlands einen Luftwaffenstützpunkt. Ihr Interesse an Grönland ist nicht neu. Schon im Kalten Krieg wollte US-Präsident Truman die Insel für 100 Mi. $ in Gold kaufen – aus geostrategischen Gründen.
Vermutlich interessieren Trump vorrangig die auf Grönland vorhandenen großen Bodenschätze. Unter dem Eispanzer befinden sich erhebliche Rohstoffreserven. Eine Studie hat dort 38 Substanzen nachgewiesen, darunter 25 der 34 sogenannten kritischen Rohstoffe, verschiedene Metalle und mehrere seltene Erden. Der Bergbau in Grönland steckt allerdings noch in den Anfängen, vor allem wegen der logistischen Herausforderungen und der klimatischen Bedingungen.
Trump greift also auf Praktiken der Vergangenheit zurück. Der Feudalismus ist ohnehin seine Welt. Die Übernahme Grönlands w>äre eine neue Form des Kolonialismus. Allerdings ist Trump bislang bei der grönländischen und der dänischen Regierung auf energische Ablehnung gestoßen. Der grönländische Ministerpräsident erklärte „Wir stehen nicht zum Verkauf und werden niemals zum Verkauf stehen”, die dänische Regierung sprach von einer absurden Idee.
Allerdings befinden wir uns nicht in vorkolonialer Zeit. Um friedlich über die Zugehörigkeit eines Gebietes zu entscheiden, braucht man ein demokratisch abgesichertes Verfahren. So einfach wie die Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika wird es kaum gehen. Ohne eine Zustimmung von Grönland und Dänemark wird sich nichts tun. Zudem ist unklar, ob die vermuteten Bodenschätze mit vertretbarem Aufwand gewonnen werden können. Vielleicht wird die Nutzen-Kosten-Analyse, die Trump bereits erstellen lässt, bei ihm die Einsicht fördern, auf diesen Deal zu verzichten.
Grönland ist die größte Insel der Welt, weitaus größer als Alaska, aber nur spärlich besiedelt. Bei einer Fläche von 2.165.000 qkm leben dort rund 57.000 Einwohner/innen. Die ersten Menschen wanderten vor etwa 4.500 Jahren aus Nordamerika ein, sie starben aber wohl wieder aus. Vor etwa 2.500 Jahren gelangten die Innuit von Amerika aus nach Grönland, Anfang des 10. Jahrhunderts kamen die Wikinger. Grönland war also schon In vorkolonialer Zeit bewohnt, bevor vor rund 1000 Jahren die Kolonialisierung durch Dänemark und Norwegen begann und die Insel 1814 offiziell an Dänemark fiel.
Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich ein grönländisches Nationalbewusstsein. Grönland wurde dekolonialisiert und Dänemark angegliedert, 1979 wurde es autonom. Seitdem hat Grönland ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Außen- und sicherheitspolitisch ist Dänemark verantwortlich. Auch wirtschaftlich ist Grönland stark von Dänemark abhängig, so dass eine vollständige Unabhängigkeit bislang nicht erfolgt ist.
Der Kauf und Verkauf von Territorien ist keineswegs eine neue oder gar eine amerikanische Besonderheit. Seit dem Mittelalter wurde vielerorts Landhandel betrieben. Eine Dokumentation vom Mai 2025 listet 31 Beispiele auf, in denen Länder oder Landesteile ge- und verkauft wurden. Dabei ging es beispielsweise um die Abrundung von Gebieten, um die Abwicklung oder Revision von Kriegsfolgen, um Expansion, um Finanzprobleme oder um den Ankauf von privaten Kolonien.
Beispielsweise verkaufte ein französischer Adeliger um 1100 zur Finanzierung eines Kreuzzugs zwei Bistümer an den französischen König, ein anderer – hoch verschuldet – 1349 eine ganze Provinz. – 1266 erwarb der schottische König die Hebriden, die Isle of Man und andere Territorien von Norwegen. – Geschichtliche Relevanz erlangte ein Geschäft aus dem Jahre 1417: Der Herr der Burggrafschaft Nürnberg kaufte für 400.000 Goldgulden von Kaiser Sigismund die Mark Brandenburg und ebnete so den Weg zur Gründung des Königreichs Preußen.
Historische Bedeutung hatten auch die Ergebnisse des Friedens von Nystad, der 1721 den Nordischen Krieg beendete. Russland erhielt die Territorien Estland, Livland und Südostfinnland. Im Gegenzug zahlte der Zar zwei Millionen Silberrubel an Schweden und verzichtet auf den größten Teil Finnlands. – 1768 verkaufte die hoch verschuldete Republik Genua die Insel Korsika an Frankreich. – 1865 verkaufte Österreich das Gebiet Sachsen-Lauenburg für 2,5 Mio. dänische Taler an Preußen.
1878 erwarb Frankreich von Schweden die Karibikinsel Saint-Barthélemy. – 1899 verkaufte Spanien aus Kostengründen einige pazifische Inseln an das Deutsche Reich. – 1908 wurde das Kongogebiet, das der belgische König ab 1878 mit großer Brutalität erschlossen, erobert und verwaltet hatte, für einen heutigen Wert von rund 69 Mio. € an den belgischen Staat verkauft. – 1963 kaufte Deutschland von den Niederlanden für 280 Mio. DM (heute 620 Mio. €) 70 qkm im Selfkant, die die Niederlande 1949 als Entschädigung für Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg annektiert hatten. – Bemerkenswert ist der Anlass für den Ankauf von 20 qkm Land, den der Inselstaat Kiribati 2014 auf einer der Fidschi-Inseln tätigte. Hier soll für den Fall, dass durch den steigenden Meeresspiegel Teile von Kiribati verschwinden, ein Fluchtort entstehen.
Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die USA mit Landkäufen. Sie erwarben 1803 von Frankreich das Louisiana-Territorium (2,1 Mio. qkm, heutiger Kaufpreiswert 408 Mio. $), 1819 (mit militärischem Druck) Florida von Spanien (etwa 300.000 qkm, heutiger Wert 121 Mio.) und 1836 das nordwestliche Missourigebiet (8.200 qkm) von indigenen Völkern (heute 0,25 Mio. $). 1848 folgten Arizona, Kalifornien, Nevada und Utah, die von Mexiko erworben wurden (1,4 Mio. qkm, 584 Mio. $). Dieser Handel beendete den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg.
1853 verkaufte Mexiko den USA auch Süd-Arizona und Südwest-New-Mexico (77.000 qkm, heute 400 Mio. $). 1898 kauften die USA von Spanien die Philippinen (heutiger Wert 741 Mio. $), die 1946 unabhängig wurden. Der jüngste Landkauf der USA war Dänisch-Westindien: Für drei Karibikinseln (heute ‘Jungferninseln’) zahlten die USA 1916 inflationsbereinigt 708 Mio. $.
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