Diese Arbeit lief nicht nur im Arte-Ghetto, sondern wurde auch dort in die Nacht versenkt. Warum? Der wohlmeinendste Grund könnte sein, dass der Film von Stephen Faigenbaum schon drei Jahre alt (aber immer noch brandaktuell) ist. Ich kannte ihn noch nicht. “Dem amerikanischen Traum so fern: Newark USA – Der Film erzählt die Geschichte der ethnisch gemischten Arbeiterstadt Newark, Ausgangspunkt des Kampfs für die Bürgerrechte in den 1960er Jahren, aus der Perspektive von zwei dort aufgewachsenen bedeutenden Autoren. Newark, die größte Stadt im Bundesstaat New Jersey, ist so etwas wie das industrielle Vorzimmer des glitzernden New York auf der anderen Seite des Hudson-River.”. Verfügbar bis 11.9.
Tiefere Erläuterungen zum Film durch Faigenbaum selbst hier.
Parallelen, wie etwa “Das Beuel von New York”, oder “Das Gelsenkirchen-Bismarck” oder “Das Altenessen” – nein, die taugen alle zur Veranschaulichung nicht. Die USA sind besonders, New York ist besonders. Und besonders Newark.
Das irre Montags-Quotenrennen
Ganz anders geht es bei den Seniorensendern ARD und ZDF zu. Die ARD ist seit Jahrzehnten verzweifelt, weil das ZDF Krimis senden kann, wie es will: eine einfache Mehrheit schaltet sie um 20.15 h ein. Kein Tatort-Niveau, nichts brutales und blutiges und am Ende siegen immer die Guten. Letzten Montag guckten wieder über 4 Mio. zu. Das reicht für den Tagessieg. Und summiert sich jede Woche auf über 50 Mordopfer. Kein Wunder, dass alle Ü70-jährigen, die das gesehen haben, sich im Dunkeln auf keine Strasse trauen (obwohl der gefährlichste Ort die eigene Wohnung ist – bei Gewalttaten und Unfällen).
Die ARD ist mit Herrn Klamroth böse. Obwohl gar nicht so alt, gucken seinem Talkshow-Trash einfach nicht genug Dumme zu, um einen Marktanteil über 10% zu erreichen. Die Rechten in der ARD wollen den Kerl, der mit einer bundesweit bekannten Klimaaktivistin privat liiert ist (Privatleben, geht zwar keine*n was an, aber die Rechten in den ARD-Gremien regen sich trotzdem wortreich auf), loswerden. Seinen Platz soll zunehmend die von allen älteren Herren geliebte Frau Maischberger einnehmen. Die erreichte zwar am späteren Abend – viele der Älteren sind schon im Bett – einen zweistelligen Marktanteil, bleibt aber mit ihrem rechtslastigen und selbstreferentiellen Gäste-Casting zuverlässig immer weit unter 2 Mio. Zuschauer*innen (von 85 theoretisch möglichen).
Der eigentliche Quotensieger des Tages war mal wieder “Inspector Barnaby”. Er bringt mit auf ZDFneo versendeten über 20 Jahre alten Wiederholungen die Quotenhengste der ARD jeden Montag mit 1,5-2 Mio. regelmässigen Zuschauer*inne*n zur blanken Verzweiflung. Die spätere Folge um 21.45 h sammelte die Wechsler*innen vom ZDF-Hauptprogramm, die keine Lust aufs heute-Journal hatten, ein, und steigerte den ZDFneo-Marktanteil auf fabelhafte 9%. Es war die erste Folge mit Jason Hughes, dem wohl smartesten aller Barnaby-Sergeants (“Ben Jones”) in der neunten (2005) von mittlerweile 24 (!) Staffeln.
Bedarf es noch weiterer Indizien für das TV als Seniorenmedium? Wir sind viele.
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