… war die Frage von Moderatorin Ellen Ehni an Friedrich Merz zum Besuch bei Trump im Weißen Haus. Also: 90% der Zeit schwafelte Trump, 10% durfte Merz reden. Er übergab als Geschenk die goldgerahmte Geburtsurkunde von Trumps Opa in der Pfalz. Und er konnte auf Trumps Weltsicht auf den Ukrainekrieg als einer Schulhofprügelei von Kindern entgegnen, dass dabei aber normalerweise keine Zivilpersonen durch Bomben sterben. Ein Desaster nach üblichen Maßstäben, ein “ohne große Fehler durchgekommen” unter den gegebenen Umständen eines Verrückten im Amt.
Konkrete Ergebnisse gab es natürlich keine. Dass man sich demnächst auf politischer Bühne wiedersieht, okay, dass der Ukrainekrieg schnell beendet werden sollte – nicht mal darüber gab es einen Konsens, aber Merz konnte seinen Standpunkt darstellen. Dass deutsche Autokonzerne seit Jahrzehnten in den USA eine Menge Autos produzieren, den BMW Z-Roadster, die Mercedes-ML-Klasse, die dann unter anderem in die EU exportiert werden, ebenso wie die Gründe zur Gründung der EU – Nachhilfe für einen politischen Analphabethen gehört eigentlich nicht zu den Aufgaben eines Kanzlers, – aber geschadet hat es nicht. Ob es bei einem erratischen Idioten wie Trump etwas bewirkt, wird die Zukunft zeigen.
Psychologische Kampfführung statt Diplomatie
Einen großen Teil der Berichterstattung nahm zwangsläufig die Frage ein, wie und mit welchen Themen und Antworten sich Merz – aufgrund der Erfahrungen von Selenskij, Starmer und Mposa – vorbereiten könne. Das ist einerseits spannend, zeugt aber auch von einer abgrundtiefen Verluderung der amerikanischen Politik, in der nichts mehr stimmt, Fakten frei erfunden werden, je nachdem, was von herrschenden Oligarchen als nützlich angesehen wird und in der so etwas wie Vertrauen unmöglich wird. Wenn zurecht von vielen politischen Beobachter:innen festgestellt wird, dass Putin keinerlei Glaubwürdigkeit mehr aufweist, wenn es z.B. um Garantien für eine Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand geht, so ist Trump sein US-amerikanische Spiegelbild. Von der Meinungsfreiheit über Zölle bis zum Ukrainekrieg – alles von reiner Willkür und der MAGA-Ideologie bestimmt.
Politische Konsequenzen notwendig?
Was Merz gelernt haben sollte, ist dass er es mit einem Despoten zu tun hat, dem man zwar auf der Ebene des Speichelleckens näher kommen kann – ohne Gewähr. Trumps Herz hat Merz nicht angesprochen, denn der hat kein Herz. Sich auf einem diplomatischen Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler über seinen zunächst hochgelobten Sonderzerstörer der Verwaltung Elon Musk abfällig zu äußern, (“ich bin sehr enttäuscht von ihm”) macht die hemmungslose Intriganz und Gewissenlosigkeit Trumps deutlich. Mit berechenbarer Politik hat das alles nichts mehr zu tun. Merz macht gute Miene zum bösen Spiel und meint, dass es nun eine solide Grundlage für weitere Gespräche gebe. Merz habe ihm beim Mittagessen Zahlen über die russische Aufrüstung genannt habe und er “habe da sicher ein Stück Wissen ergänzen” können. Einem US-Präsidenten mit CIA, NSA und militätischer Aufklärung im Rücken? Was für ein Traumtanz!
Da sollte doch lieber der Eingangssatz Donald Trumps zu denken geben: “Wir haben soviel Erdöl und Erdgas, das können Sie garnicht alles kaufen.” Tschüss Klimapolitik, Tschüss Pariser Abkommen, Tschüss Verhandlungen auf Augenhöhe und Tschüss transatlantische Freundschaft. Vor allem aber Tschüss Verantwortung für diesen Planeten.
Ein neuer Skandal um Danald Trump?
Es blieb dem ZDF- Korrespondenten Elmar Thevesen vorbehalten, noch einmal auf den sich zwischen Trump und Musk anbahnenden medialen Krieg hinzuweisen: Nachdem Trump sich über Musk abfällig geäußert hatte, konterte der mit Diffamierungen des Trump- Staatshaushalts und schickte eine Drohung hinterher: In den Files über den prominenten Mißbrauchsskandal und sexuelle Übergriffe an Schauspielerinnen deutete Musk an, könnten auch Informationen enthalten sein, die Trump betreffen. Eine leere Drohung oder eine Folge des unermesslichen Datendiebstahls, den Trump Musks Mitarbeitern in den ersten Wochen seiner Amtszeit in den US-Behörden ermöglicht hat?
Das einzig spannende Ergebnis des Treffens, aber trotzdem – anlässlich des Kanzlerbesuchs eine diplomatische Unverschämtheit.
Das Fazit von Merz’ Reise: Substanziell nichts erreicht, bestenfalls als Bittsteller gute Stimmung gemacht, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Wenn das manche schon als Erfolg feiern, dann sagt das viel über die Zerrüttung und Bescheidenheit transatlantischer Beziehungen. Es wird Zeit, dass Europa erwachsen wird und vor Despoten nicht kuscht, sondern selbstbewußt auftritt.
Naja, “erratisch”. Ich hab das Treffen im Weißen Haus etwas anders verstanden. Ich übersetz das mal in meinen Worten. Trump wusste natürlich über das Geschenk bescheid, das ihm Merz überreichen würde. Er hätte gern gesagt, dass er jetzt nach Kallstadt oder Bad Drecksheim oder-wie-das-heißt reisen soll, gut. Er hat ja schon so manches Kaff besucht. Aber lieber würde er doch nach München fahren, Oktoberfest, oder im Berliner Sportpalast ‘ne Rede halten, falls es den noch gibt. Und dann die Wolfsschanze besichtigen, hey, das wäre ein Event. Ist jetzt Polen? Egal, der neue Präsident kommt mit, das ist doch ein guter Mann. –
Von all dem haben ihm seine Berater strikt abgeraten. Deshalb bedankte er sich nur, ja, nett, ist der Rahmen echt Gold? Dann behalte ich das Teil. Später kam es dann zum Auftritt von Merz: Morgen ist D-Day, da habt ihr einen Krieg beendet. Könnt ihr das jetzt nochmal machen, also wie Truman? Trump witterte natürlich die Richtung, in die Merz das Gespräch lenken wollte, und bog geschickt ab: Das ist für dein Land aber hässlich ausgegangen. Es bedeutete: Du, Merz, willst, dass ich den Russen weh tue, aber es könnte für euch Deutsche beschissen ausgehen (was übrigens – ungewollt? – eine weitsichtige Bemerkung war. Trump mit mehr Erinnerungskultur als Merz). Der Kanzler beeilte sich richtigzustellen: Das war doch gut für uns, ihr habt uns von der Nazidiktatur befreit.
In diesem Moment brechen die TV-Übertragungen ab. Aber genau da hätte ich gern Trumps Visage gesehen. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, dieser Kanzler hat unser Projekt immer noch nicht verstanden. Soll ich ihn aufklären? Oder besser nicht.
Fazit: In der Oval Office Runde gab es mit Sicherheit Anwesende, die genau wussten, dass mit dem D-Day der 2. Weltkrieg eine entscheidende Wende erfuhr, aber nicht beendet wurde. Beendet hat Truman den Krieg mit Japan: durch den Einsatz der Atombomben gegen Hiroshima und Nagasaki. Merz’ Äußerung kann – und muss eigentlich – so verstanden werden, dass er Trump dazu auffordert, mit einem Atomkrieg gegen Russland mindestens zu drohen. Dies ist mit Sicherheit inTokio so verstanden worden, natürlich in Moskau, aber auch im Oval Office. Merz hat mitnichten bloß den brav trotteligen Zuhörer gespielt, er hat tatsächlich eine irre Provokation gelandet. Er ist ein Sicherheitsrisiko! Kann sein, dass dem Sauerländer, der ja nicht der hellste unter dem Himmel ist, die Tragweite seiner Äußerung nicht bewusst war. Dann müsste mindestens der Berater, der ihm solches eingeflüstert hat, sofort gekündigt werden.
Interessante Überlegung. Ganz überwiegend stimme ich zu. Ich glaube, mich aber an eine längere Kameraeinstellung der Szene zu erinnern und dass Trump das Gesicht nicht entgleist ist. Mir ist jedoch aufgefallen, dass seine “Ziehkinder” J.D. Vance, Rubio und Hegseth das ganze Geschwafel mit versteinerter Miene verfolgt und kein Wort gesprochen haben. Hinter Vance steht Peter Thiel, der wie Elon Musk und Zuckerberg der “Transhumanismus”-Sekte des IA-(KI-)Ideologen Ray Kurzweil nahe steht. Kurzweil träumt davon, sein Bewußtsein in einen Computer zu übertragen und damit ewiges Leben zu erreichen. So einen Mist kann nur glauben, wer keine Gefühle hat, die uns erst zum Menschen machen und ignoriert, dass Erinnerungen immer mit Gefühlen verbunden sind. Allen gemeinsam ist die Legende von der “Singularity”, dem Tag, an dem angeblich die KI die Intelligenz der Menschen überflügelt. Sie alle haben oder hatten mehr oder weniger mit der “Sigularity University” Kontakte oder finanzieren sie. Sie ist keine Universität, sondern ein Unternehmen, das Führungskräfte und Start-Ups schult. (wikipedia/wiki/Singularity_University) Struktur und Ziele sind u.a. Übermenschentum, Überwindung der Demokratie und des Staates durch Herrschaft von Computern (und Reichen). Daher der Hass der meisten Jünger gegen jede Regulierung, Steuern, Gesetz und Recht. Sowohl Trumps “Junge Garde” als auch die meisten Tech-Milliardäre stehen dieser Ideologie näher und denken langfristiger als Trump. Das könnte erklären, wieso keiner von ihnen sich im gegenwärtigen Streit zwischen Trump und Musk gegen Musk gestellt hat. Trump könnte demnach auch von ihnen als ihr Steigbügelhalter und Auslaufmodell auf ihrem Weg zu einer viel tiefergreifenderen Zerstörung der Demokratie und einer regelbasierten Weltordnung gesehen werden – in den USA und darüber hinaus.
Die Methoden sind ja nicht neu. Lyndon Larouche hat mit ähnlichen Strukturen in den 70er Jahren Führungskräfte mit faschistischen Ideologie-Versatzstücken indoktriniert, seine Idee vom “Krieg der Sterne” bis zu Ronald Reagan vorangetrieben und beinahe Erfolg gehabt, aber der war intelligenter als Trump und hatte “The Day After” gesehen und daraufhin “START” ausgehandelt. Larouches Ex, Helga Zepp-Larouche, einst EAP, jetzt BüSo gibt es bei uns immer noch.